Einerseits kann ich die Kritik nachvollziehen... es wäre durchaus möglich gewesen, mehrere afrikanische Acts bei den Konzerten unter zu bringen - in Deutschland mögen diese zwar nicht allzu bekannt sein, aber es ist wohl nicht anzunehmen, daß weniger Zuschauer kommen, weil alle 2 Stunden mal ein afrikanischer Sänger auftritt. Das würde vor allem dazu führen, daß die vielen Leute neben ihren schon bekannten Stars auch mal afrikanische Musik hören. Auch würde es dafür sorgen, daß man nicht nur an die Armut in Afrika denkt, sondern auch die guten Sachen sieht bzw. hört, die es dort zweifelsohne gibt. Insbesondere die Musik ist in Afrik trotz der Armut in vielen Bereichen auf höchstem Niveau. Insofern finde ich es schade, daß die afrikanischen Sänger nicht stärker repräsentiert sind bei dieser Veranstaltung, die ja für Afrika veranstaltet wird.

Andererseits find ich, daß die Kritik in diesem Punkt von einigen viel zu weit führt. Es mag sein, daß Bob Geldof ein größeres Ego hat als alle Afrikaner zusammen und sich gerne in den Mittelpunkt des medialen Interesses stellt... es mag auch sein, daß er ein kolonial-überhebliches Verhalten gegenüber den "armen Afrikanern" an den Tag legt... es mag sein, daß seine Ausreden, warum es nicht mehr afrikanische Künstler bei den Konzerten gibt - "zu kurze Vorlaufzeit" (lächerlich) und "ich habe alle angerufen, die ich kenne" (genauso lächerlich) - kaum der Rede wert sind... es mag sein, daß bei dieser Veranstaltung zu sehr auf die Armut in Afrika hingewiesen wird und nichts über die guten Sachen dort zu Sprache kommt, womit ein verzerrtes Bild des Kontinents gezeichnet wird... aber all das ist kein Grund, die Leistung der auftretenden Künstler derart schlechtzureden. Selbst wenn Geldof ein Vollidiot wäre, ist es eine begrünswerte Aktion aller Künstler, unentgeltlich an dieser Veranstaltung teilzunehmen. Ebensowenig von der Hand zu weisen, sind die Probleme in Afrika - und diese gehen heuer durch die Medien, ob zu stark oder nicht ist dabei egal.

Kurzum: Man mag die Organisation kritisieren, aber die Leistung der Künstler und vor allem das, wofür die meisten heute auftreten, sollte man aus dieser Kritik herausnehmen.


Nigel Powers: "There are only two things I can't stand in this world. People who are intolerant of other people's cultures... and the Dutch!"