Paßt hier zwar nicht hundertprozentig rein, aber ich möchte trotzdem von einem Musical berichten, das ich einen Tag vor den Terroranschlägen in London gesehen habe: "Guys and Dolls".
Ich hatte ja schon mal erwähnt, daß die Vorstellungen bis August ausverkauft sind, aber glücklicherweise habe ich doch noch ein Ticket abstauben können - teuer und weit von der Bühne weg, aber immerhin! <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />
Denn es hat sich auf jeden Fall gelohnt, "Guys and Dolls" ist eines der besten Musicals, die ich je gesehen habe (zusammen mit "Les Miserables"). Die Handlung und auch die Musik erinnern sehr an die amerikanischen Kinomusicals der 30er bis 50er Jahre - die ich sowieso sehr mag. Hollywood-Star Ewan "Obi-Wan" McGregor spielt den smarten Gauner Sky Masterson, der aufgrund einer $1000-Wette einen weiblichen Sergeant der Heilsarmee (!) namens Sarah verführen soll. Natürlich läuft das nicht so wie geplant, da sich Sky in Sarah verliebt, die aber ganz spezielle Vorstellungen von dem Mann ihrer Träume hat - die Sky nicht im geringsten erfüllt ...
"Guys and Dolls" lebt von der schwungvollen Handlung mit vielen Gags, der tollen Musik und auch den hervorragend choreographierten Tanzszenen. Und natürlich von den Darstellern. Ewan McGregor hat ja schon in "Moulin Rouge!" bewiesen, daß er ein richtig guter Sänger ist, hier kann er das erneut zeigen - allerdings ist er gar nicht mal wirklich der Star. Er spielt nur eine von vier Hauptrollen und diese Rolle ist IMHO noch nicht mal die interessanteste, das ändert jedoch nichts daran, daß McGregor sie sehr überzeugend interpretiert. Noch interessanter und unterhaltsamer fand ich jedoch das zweite Paar, das im Mittelpunkt der Geschichte steht und dabei vor allem Jane Krakowski (bekannt als Elaine in "Ally McBeal"), die mal wieder ihre Paraderolle als naive, aber gutherzige Blondine spielt, die seit 14 Jahren verlobt ist (mit einem weiteren Gauner, Skys Wettpartner) und ihrem Liebsten mit der Trennung droht, wenn er sie nicht endlich heiratet. Krakowski (die bereits am Broadway mehrere Auszeichnungen erhielt) spielt, singt und tanzt in ihrer (mitunter ziemlich freizügigen) Rolle als Nachtclubsängerin fast noch besser als McGregor und die anderen Darsteller.
Aber auch die Nebenrollen sind überwiegend glänzend herausgearbeitet und besetzt, so ist es auch kein Wunder und vor allem kein Nachteil, daß der Titelsong und der vom Publikum am meisten beklatschte Song jeweils von Nebenfiguren zum Besten gegeben werden ...
Alles in allem ist "Guys and Dolls" ein rundum gelungenes Vergnügen, das ich jedem London-Besucher nur empfehlen kann! <img src="/ubbthreads/images/graemlins/up.gif" alt="" />
Allerdings wird McGregor höchstwahrscheinlich nur in dieser Saison mitspielen.

Btw: Ich frage mich ja immer wieder, warum eigentlich so viele gestandene Hollywood-Stars unbedingt auf die Bühne zurückkehren wollen. Ich glaube, ein Hauptgrund ist wirklich der Applaus, sozusagen die direkte Belohnung, die man bei Filmen ja nicht erhält. Jedenfalls spricht dafür, daß gerade Ewan McGregor beim Schlußapplaus wie ein Honigkuchenpferd übers ganze Gesicht gestrahlt hat ... <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" />
Vielleicht kann ja Pat darüber noch was erzählen? <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />

Außerdem habe ich mir noch das Theaterstück "The Philadelphia Story" angeschaut (bekannt vor allem durch die geniale Verfilmung mit Katharine Hepburn, Cary Grant und James Stewart; deutscher Titel: "Die Nacht vor der Hochzeit"), in der eigentlich kein geringerer als Kevin Spacey eine Hauptrolle spielt (und auch Creative Director ist). Leider befindet sich Spacey zur Zeit aber bei den Dreharbeiten zu "Superman Returns" und wird daher von einem mir unbekannten Darsteller vertreten. Insgesamt war ich von dem Stück auch eher enttäuscht - durchaus unterhaltsam (und mit der jungen Talulah Riley spielt eine sehr hoffnungsvolle Nachwuchsschauspielerin mit, die demnächst auch in der hochkarätig besetzten Verfilmung von Jane Austens "Stolz und Vorurteil" zu sehen ist), aber einfach schwächer als der Film.