Bis zu den OSCARs dauert es noch gut zwei Wochen, aber heute wurden die Preise bei der Berlinale vergeben. Hollywood ging komplett leer aus (obwohl Robert Altmans neues Werk sehr gute Kritiken erhielt), dafür gab es viel Lob und auch Auszeichnungen für die deutschen Beiträge:

Als bester Film wurde die bosnische Produktion "Grbavica" mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet.
Den großen Preis der Jury und damit Silberne Bären erhielten der dänische Film "Eine Soap" und die iranische Produktion "Offside". Letzteres kann - trotz guter Kritiken - durchaus als politische Entscheidung betrachtet werden, denn der Film ist eine Komödie, die die Bemühungen eines weiblichen Fußballfans schildert, ein Spiel live im Stadion zu sehen (was im Iran ja ausschließlich Männern vorbehalten ist) ...

Die beste Regie ging an den Briten Michael Winterbottom für "The Road to Guantanamo". Ja, auch dies ein sehr politischer Film, der die wahre Geschichte von vier britischen Staatsbürgern erzählt, die zu Unrecht von den Amis in Guantanamo kaserniert wurden.
Kuriosum am Rande, das Bush und Co. eigentlich zu denken geben sollte: Zwei der vier Männer waren in Berlin zu Gast und haben u.a. erzählt, daß sie erst in Guantanamo zum Islam konvertierten - weil ihnen Mithäftlinge zeigten, wie sie durch ihren Glauben überhaupt bei Verstand und Hoffnung bleiben konnten angesichts der Umstände ...

Bei den besten Darstellern konnten die Deutschen abräumen: Moritz Bleibtreu wurde seine Leistung in Oskar Roehlers "Elementarteilchen" gewürdigt und Newcomerin Sandra Hüller für ihre Rolle als Epileptikerin in Hans-Christian Schmids sehr positiv aufgenommenem Drama "Requiem" (das wie der letztjährige Hollywood-Film "Der Exorzismus von Emily Rose" den wahren Fall einer tödlich verlaufenen Dämonenaustreibung im Deutschland der 70er Jahre schildert - allerdings auf ziemlich entgegengesetzte Art und Weise ...).

Des weiteren ging der Silberne Bär für die künstlerische Leistung 2006 (Kategorien gibt es ...) an Jürgen Vogel als Co-Autor, Co-Produzent und Hauptdarsteller des Dramas "Der freie Wille", in dem er einen Sexualstraftäter nach dem Gefängnisaufenthalt spielt (ein Film, der sehr konträr, aber doch überwiegend positiv aufgenommen wurde - v.a. Vogels schauspielerische Leistung).

Der Vollständigkeit halber:
Für die beste Musik wurde Pang Ho-Cheung aus Hongkong ausgezeichnet und den Alfred-Bauer-Preis erhielt Rodrigo Moreno.

Glückwunsch an alle Gewinner! <img src="/ubbthreads/images/graemlins/up.gif" alt="" />