Und der Kommentar zu den Ergebnissen:
Tja. Da dachte ich mir die ganze Verleihung über "Mann, vor dem Internetzeitalter war das Ganze irgendwie wesentlich spannender ...". Denn in der Tat gab es wie in den vergangenen Jahren fast überhaupt keine Überraschungen, zumindest in den Kategorien, die man als interessierter Filmfan einigermaßen beurteilen kann (also eigentlich alle außer den drei Kurzfilm-Kategorien).
Ich meine, daß beim "Filmsong" das (nach meinem Geschmack) schlechteste nominierte Lied gewinnt, ist ja fast schon Tradition ... Aber immerhin hatte das mal eine etwas andere Dankesrede zur Folge und ein paar gute Gags von Jon Stewart ("nur, falls sie mitrechnen wollen: Martin Scorsese: 0 OSCARs. Three Six Mafia: 1 OSCAR!" <img src="/ubbthreads/images/graemlins/biggrin.gif" alt="" />)
Erst kurz vor Schluß gab es eine erste kleine Überraschung, als der favorisierte "Brokeback Mountain" bei der Besten Kamera gegen "Die Geisha" verlor. Zu dem Zeitpunkt dachte ich mir noch nichts dabei, aber im Nachhinein betrachtet war es wohl doch schon ein Hinweis darauf, daß "Brokeback Mountain" NICHT abräumen wird.
Und so kam der große Knall zum Schluß: Nachdem Ang Lee noch als bester Regisseur ausgezeichnet wurde und mit Sicherheit so ziemlich jeder mit "Brokeback Mountain" als Bestem Film rechnete (auf meiner Liste hatte ich das sogar schon abgehakt gehabt ... <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" />), wurde doch tatsächlich der zuletzt gehypte "L.A. Crash" aufgerufen!
Eine äußerst überraschende und IMHO nicht wirklich nachvollziehbare Entscheidung. Sicherlich, "L.A. Crash" ist ein guter Film (ohne das allzu versöhnliche Ende wäre er sogar ein sehr guter) und daß ein Film über das Thema Rassismus gewinnt, ist ja erstmal auch zu begrüßen. Nur, leider ist "L.A. Crash" einfach kein "Bester Film"!
Da hätte man Clooneys "Good Night ..." wählen können, "Syriana", "Walk the Line" oder auch Spielbergs "München" - aber "L.A. Crash"? Nein, tut mir leid. Damit bin ich nicht zufrieden!
Immerhin hat diese unerwartete Entscheidung auch eine ziemlich kuriose Auswirkung auf das Gesamtergebnis: Es gibt keinen echten Gewinner der OSCAR-Verleihung, was die reine Anzahl an Goldjungs betrifft! Daß vier Filme jeweils die meisten Awards erhalten haben (nämlich mickrige drei Stück), dürfte wohl noch nicht vorgekommen sein ...
Aber: Für "King Kong" und auch "Die Geisha" freut es mich! <img src="/ubbthreads/images/graemlins/up.gif" alt="" />
Schade auf der anderen Seite, daß "Good Night, and Good Luck." ebenso wie "München" komplett leer ausging. Schade, aber alles andere als überraschend.
Und auch die deutschen Vertreter gingen leer aus. Dabei hatte ich bei den fremdsprachigen Filmen ehrlich gesagt zunächst "Sophie" statt "Tsotsi" verstanden. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" />
Soviel zu den Preisen selbst, was gab´s beim Drumherum interessantes? Nunja, Jon Stewart machte seine Sache gut (und die Verbindung mit Björks legendärem Schwanenkostüm war wirklich das Beste, was man aus dem unvermeidlichen Cheney-Gag machen konnte <img src="/ubbthreads/images/graemlins/biggrin.gif" alt="" />), schien mir aber ehrlich gesagt etwas unterbeschäftigt im Vergleich zu seinen Vorgängern wie Billy Crystal oder Whoopi Goldberg. Die gefakten "Lobby-Spots" waren gelungen, das nostalgische Bühnenbild hat mit sehr gut gefallen, aber WARUM muß die Academy jedes Jahr wieder Animationsfiguren in die Show einbinden??? Wenn man sich bei den Fans so umhört, ist das bei fast allen der meistgehasste Teil der Show - so auch bei mir! <img src="/ubbthreads/images/graemlins/down.gif" alt="" />
Insgesamt also bis auf die letzte Kategorie wieder eine äußerst unspektakuläre OSCAR-Verleihung. Und das machte nicht einmal vor den Dankesreden und der Garderobe der Stars halt. Irgendwie gab es diesmal weder im Positiven noch im Negativen echte Ausrutscher.
Natürlich sahen einige der Mädels toll aus (Hilary Swank, Keira Knightley, Jessica Alba, Salma Hayek), aber wirklich Ausgefallenes war nicht zu entdecken und kreative Reden hatten absoluten Seltenheitswert ...
Überhaupt war ich mit der "Vorabberichterstattung" überhaupt nicht einverstanden. Pro7 hat diesmal niemanden an den Roten Teppich geschickt, wohl auch, weil die offizielle Pre-Show diesmal 60 statt 30 Minuten dauerte (und die Show selbst begann bereits um 2.00 Uhr statt wie in den vergangenen Jahren um 2.30 Uhr). Leider ist diese offizielle Pre-Show ein absoluter Rohrkrepierer. Es gibt ständige Werbepausen, die Interviews sind viel zu kurz und nichtssagend und die Interviewer scheinen ständig bereits auf der Suche nach dem nächsten Star zu sein. Nein, Freunde, das ist einfach schwach! Da waren die Interviews einer Anke Engelke oder eines Steven Gätjen immer wesentlich interessanter.
Fazit: Ja, ich bin insgesamt enttäuscht. Der Gewinner der Hauptkategorie ist für mich eher ein Witz, aber immerhin haben in vielen Nebenkategorien diesmal tatsächlich diejenigen gewonnen, die es auch verdient haben (speziell "King Kong" und "Die Geisha"). Jon Stewart war gut, aber unterfordert. Die Show war einfach spannungsarm und unspektakulär (abgesehen von der letzten Kategorie).
Für nächstes Jahr sollten sie sich wirklich mal wieder was einfallen lassen ...
P.S.: Ich hatte diesmal 16 richtige Tips, was ein gutes bis sehr gutes Ergebnis ist (ich glaube, letztes Jahr waren es 14). Elgi hat 12.
Last edited by Ralf; 06/03/06 10:39 AM.