Für mich kam der Abschied nicht so überraschend, ich hatte ja schon zu Anfang der Saison darüber spekuliert.

Wenn man mal genauer hingesehen hat, so konnte man speziell in den letzten 2-3 Jahren doch mit zunehmender Häufigkeit feststellen, dass Schumichel keine 100% mehr abliefert, auch wenn er selbst das Gegenteil behauptet haben mag.

Da häuften sich die dummen Fehler, seine Angriffslust war bei weitem nicht mehr so überragend wie in den frühen Jahren und es waren nun andere, die mit spektakulären Überholmanövern auf sich aufmerksam machten oder wie die Sense durchs Feld pflügten. Bei Schumichel mag es vielleicht nicht so aufgefallen sein, wie bei anderen altgedienten Fahrern, weil Schumichel eben einen deutlich höheren Grundspeed hatte - aber die Anzeichen für Rennmüdigkeit waren da, für jeden der sie sehen wollte und keine Ferrarirote Brille trug.

Es war eine lange Ära Schumacher. Ich weiss noch wie ich in Spa '91 völlig euphorisch fabulierte, dass Schumichel "mal ein ganz Großer werden" würde, und "mit Sicherheit auch Weltmeister". WIE groß und WIE weltmeisterlich, hätte ich mir damals aber auch nicht träumen lassen.

Ich denke er hat den richtigen Zeitpunkt erwischt - vor allem wenn er tatsächlich noch als Weltmeister abtritt. Ansonsten war es vielleicht 2 Jahre zu spät.

Für mich hat die F1 in den letzten 20 Jahren zunehmend an Faszination verloren - bedingt durch ein immer unsinniger werdendes Regelwerk und damit verbundenen immer langweiligeren Rennen. Meine Motorsportbegeisterung ist nicht an einen Michael Schumacher geknüpft, dennoch überfällt auch mich ein wenig Wehmut durch Schumichels Abschied. Ich habe ihn auf der menschlichen Seite nie sonderlich sympathisch gefunden. Als Fahrer jedoch konnte ihm wohl nur einer das Wasser reichen, der mir menschlich gesehen ebenso unsympathisch war - und der ist in Schumichels erstem WM-Jahr 1994 tödlich verunglückt.