Wir haben auf der FeenCon das Thema auch besprochen. Ich war beim Drakensang-Stand da, und habe mich mit einem der beiden Leute (ich glaube, das war "dtp Olli") lang und breit bestimmt eine Stunde lang über Drakensang unterhalten. Auch über den Rundenkampf.
Ich habe versucht, klar zu machen, warum wir so sehr am Rundenkampf hängen. Ich habe auch versucht, klar zu machen, was für uns ganz allgemein das "Flair" der NLt ausmacht - und daß es derzeit kein Spiel gibt, das auch nur annähernd (meine ganz persönliche Meinung) dem näherkommt.
dtp olli (so nennt er sich im Drakensang-Forum) hat sich selbst als NLt-Spieler geoutet. Auch er hat sie - so sagt er - sehr oft durchgespielt, und sehr gemocht. Was ihm persönlich wirklich geärgert hat - daraus machte er keinen Hehl - waren die Krankheiten. Ich habe aber versucht, ihm klarzumachen, daß diese ein indirekter Hinweis auf mangelhafte Ausrüstung sein könnten.
Der Punkt, an dem wir uns nicht einigen konnten, war der, daß er - und möglicherweise auch Radon Labs - der Meinung ist, daß heutzutage Spiele mit Mikromanagement (NLT) überholt seien - so ungefähr hat er sich sinngemäß geäußert. Ein Spiel solle Spaß machen, und solches Mikromanagement wäre dem gegenüber nur hinderlich.
Ich habe demgegenüber eingewendet, daß das vielleicht nur eine Sache des "modernen" Spielstils sein könne. Heutzutage sei - so mein Ansatz - möglicherweise die jüngere Generation solches Mikromanagement nicht mehr "gewohnt", und sehe dies daher als Spielspaßsenkend an. Zumal im Grunde kein Rollenspiel heutzutage mehr diese Tiefe erreiche, mit den ganzen Details der NLT. Da die Betonung auf Action und nicht auf Story vorherrschend sei, schlage sich das auch in der Definition, was "modern" sei, nieder.
Wir konnten uns also nicht wirklich in dem Punkt einigen. Ich wies aber darauf hin, daß eine gute Story das A und O eines Rollenspiels sei - wenn dies stimme, wäre es als Spieler unter Umständen sogar möglich, Kompromisse einzugehen.
Ich wies darauf hin, daß meiner Meinung nach eine tiefe Geschichte in "modernen" Rollenspielen auch immer seltener werde - und gerade Metzelspiele, die sich extrem gut verkaufen, fast gar keine Geschichte beinhalten (Blizzards D2 hat in meinen Augen praktisch keine nennenswerte Geschichte, und nur eine extrem reduzierte Interaktion mit der Umwelt).
Ich war der Meinung, und das drückte ich auch deutlich aus, daß man als Spieleentwickler ruhig mal den Mut haben solle, sich der gängigen "Mode" entgegenzustellen. Ich mußte aber auf seinen Einwand hin zugeben, daß das nichts hilft, solange sich das Spiel nicht verkauft, und der Entwickler Pleite geht.
dtp Olli meinte, daß Radon Labs Drakensang als eine Art "Baldur's Gate in 3D" machen wolle. Ich habe darauf hingewiesen, daß der Pseudo-Rundenkampf in Baldur's Gate mich ziemlich abgeschreckt habe (da ich den Rundenkampf der NLt gewöhnt war, und ich mit den Fähigkeiten nicht ganz zurecht kam), und daß mir Baldur's Gate zu viele Quests beinhaltete, die sich nur kämpferisch lösen ließen.
Ich hoffe mal, daß aus Drakensang etwas "vernünftiges" wird. Ich habe meine Skepsis auch zum Ausdruck gebracht, aber darauf hingewiesen, daß, wenn es die Entwickler schaffen, aus dem Spiel etwas episches zu schaffen (soll heißen : gute Story), das Spiel auch erfolg haben könnte. Es muß den Spieler nur gut genug "fesseln".
Ich kann jedem nur raten, zu versuchen, dtp / Anaconda auf irgendeiner Conventiom zu treffen, und im persönlichen Gespräch die eigenen Gedanken und Wünsche vorzutragen. Das bringt am Meisten, denke ich, alleine schon durch den ganz persönlichen Eindruck.