Nun ja, aber die Gefahr besteht, dass damit selbst ein Rollenspieler eingeengt und in eine bestimmte Richtung getrieben wird. Was ist mit dem als "einsamer Wolf" erschaffenen Charakter? Will man diesen rollengerecht spielen, *darf* man einen anderen Char gar nicht anheuern! Wie sollte der tumbe Baraber auf eine Gedanken wie den Kuchen mit Schlafmittel kommen?

D.h., dass in einem solchen C-RPG bestimmte Hintergrüne zu den Charakteren ausgeschlossen sind (obwohl sie das ja ohnehin sind).

Aber das Problem ist ja auch, dass die wenigstens Rollenspieler tatsächlich das Wissen haben, ihren Charakter wirklich rollengerecht zu spielen - wozu nämlich auch gehört, dessen Bildung, charaktertypische Erfahrung udn Wissen richtig einzuschätzen und anzuwenden. Welcher Spieler (oder Spielleiter) eines Zwergs kennt sich schon wirklich in Bergbau, Metall- und Steinver- und -bearbeitung aus? (Ich erinnere mich an eine DSA-Runde, wo ich meinem Spielleiter beinahe das gesamte Konzept über den haufen geworfen hätte, weil ich mein persönliches (auch nur dürftiges) Wissen aus dem Bergbau meinen Zwerg habe anwenden lassen. Konfrontiert mit funktionierenden Techniken aus dem Stollenvortrieb - die einem zwerg ja durchaus vertraut sein dürften - und den damit auftretenden bergbaulichen Problemen wie z.B. der Wasserkunst geriet er ziemlich ins Schwitzen... ) Welcher Spieler eines Attentäters kennt die genaue Vorgehensweise, die ein Attentäter wirklich an den Tag legen würde? Welcher Spieler eines Diebes weiß, ob dieser tatsächlich immer und jederzeit eine Truhe knackt - nur weil dass "angeblich" eines der Diebestalente ist? Ein Dieb mag ein solches Talent haben - aber bedeutet das auch, dass er es bei jeder Gelegenheit anwendet? Wenn die Truhe schon so morsch ist, dass ein etwas stärkerer Druck auf das Schloss genügt, um dieses durch das Holz in ihr Inneres zu drücken - wozu einen Dietrich verschwenden (Eigentlich sind Dietriche solange zu benutzen, bis sie verbogen oder zerbrochen sind! Ein Dieb, der bei jeder Truhe einen Dietrich verbraucht wäre wie ein Mechaniker, der für jede Schraube einen neuen Schraubendreher benötigt...)? Warum bei einem einfachen Schloss nicht mal den Dietrich stecken lassen und die Verriegelung mit dem Dolch zur Seite drücken? Wir als Spieler haben eine Vorstellung, was rollentypisch ist und was nicht, aber würde diese Vorstellung, wenn man ein RPG real werden lassen würde, auch zutreffen? Wir haben oft nur vage Kenntnisse von den Details, die ein Dieb/Attentäter/Magier/Kleriker zur Ausführung seiner "Rolle" benötigt. Aber würden unsere Charaktere, adaptiert auf eine theoretische Wirklichkeit, in der Magie und Götter existieren, in einer solchen Situation als "reale" Personen auch wirklich so handeln? SIE wissen um all die kleinen Details, die ihre Kunst und ihre "klasse" ausmachen, und möglicherweise würden sie sich viel öfter "rollenuntypisch" verhalten, als wir uns vorstellen würden. Aber ich schweife ab, denn *das* ist wohl ein anderes "Problem"... <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" />

Mit anderen Worten: Ich sehe es nicht unbedingt als rollenwidrig an, wenn auch ein Dieb mal zu Gewalt greift. Und generell halte ich daher nicht viel von einer pauschalen Bestrafung für rollenuntypisches Verhalten - wer will richten, ob das Verhalten zu *diesem speziellen Charakter* tatsächlich untypisch ist? Sind nicht gerade jene Charaktere die interessantsten, die *nicht* dem Klischee entsprechen? Der Dieb, den widrige Umstände daz gezwungen haben, sein moralisch fragwürdiges Handwerk zu erlernen, der aber davon träumt, ein mächtiger, furchtloser Ritter zu sein, der allem und jedem mit seinem strahlenden Schwert begegnet und dessen Stahl nicht widerstehen kann - wäre es da nicht sogar rollengerecht, wenn dieser Dieb sehnsüchtig seinen riostigen Dolch schwingt und wie der unbesigebare Ritter seiner Träume die Truhe einschlägt, anstatt sie zu knacken? Würde eine Bestrafung solchen handelns nicht den Hintergrund einer solchen Figur verbieten - und würde dadurch nicht ein C-RPG auf müde, abgedroschene Klischees reduziert werden? Würde nicht dadurch das, was ein RPG ausmacht - die "menschlichkeit" udn Verletzlichkeit unserer Charaktere - auch eine Abfuhr erleiden?

Mir ist durchaus das Dilemma bewusst, dass hier existiert - aber keine der hier aufgezeigten Vorschläge ist mMn nach wirklich geeignet, dieses zu beheben. Sie lösen ein Problem, schaffen damit aber neue. Denkbar wäre vielleicht, eine gewisse Häufung zuzulassen. Das erste oder zweite Mal, wenn ein Dieb eine Truhe einschlägt, geht er "straflos" aus, verfährt er *in Folge*(!) weiterhin so, nehmen die Mali immer mehr zu, verschwinden aber sofort wieder, wenn er "rollengerecht" handelt. Für jede eingeschlagene Truhe muss er anschliessend *in Folge* eine Truhe knacken. Wendet er vorher wieder Gewalt an, setzen sich die Mali fort, und zwar abzüglich der inzwischen wieder erarbeiteten "Boni". Vorstellbar auch, dass ein Dieb durch rollenuntypisches Verhalten nicht bestraft, durch rollentypisches dagegen aber "belohnt" wird. Das würde einen "gezwungenen Dieb, der lieber etwas anderes wäre" nicht verbieten, einen Dieb aus Leib und Seele aber "bevorzugen".

Wie auch immer - ich bezweifel, dass ein Entwickler hier viel Mühe auf sich nehmen würde. Zumal aus meiner Sicht das Problem alles andere als trivial ist und für mehr als einen müden Kompromiss sicher eine Menge Gehirnakrobatik erforderlich ist...