Als Soundtrack-Sammler und -Liebhaber freue und ärgere mich gleichermaßen über diese Frage. Schön, daß mal jemand fragt. Blöd, daß ich schon jetzt weiß, daß ich irgendeinen der vielen tollen Soundtracks, die ich je genossen habe, vergessen werde zu erwähnen.

Quote

Welcher Soundtrack zu einem Film/Spiel (Plattform egal) hat euch besonders gefallen? Warum?

Oder was für ein einzelnes Musikstück/Song für eine bestimmte Szene (wiederum egal von welchem Medium) hat euch besonders emotional berührt?

Und eine rein spieltechnische Frage: Welches Spiel (oder welche Spiele) - egal welche Plattform - hat/haben einen wirklich herausstechenden Soundtrack?


Filme:

An erster Stelle möchte ich den "Highlander"-Soundtrack von Michael Kamen und Queen nennen. Ein sehr guter Komponist und eine legendäre Rockband schaffen, was oft schon danebenging: Orchestermusik taucht kombiniert mit rockigen Liedern im Film auf. Hier klappt es nicht nur, weil beide Bestandteile herausragend sind, sondern auch weil der ganze Film entsprechend angelegt ist: Der durch die Jahrhunderte wandernde Hauptheld hat viele Erinnerungen an die Vergangenheit, ständig wird zwischen verschiedenen Zeiten gewechselt - mit beeindruckenden Kameratechniken. Auch in musikalischer Hinsicht werden diese Erzählebenen miteinander verbunden. Zitate aus dem Film tauchen übrigens in den Liedertexten auf. Umso tragischer, daß bis heute kein alle Stücke umfassender Soundtrack erschienen ist. Das liegt angeblich daran, daß der Film in den USA zunächst so schlecht lief, daß man sich dagegen entschied, Filmmusik zu veröffentlichten. Stattdessen gab's das Queen-Album "A kind of magic" mit den meisten Liedern aus dem Film ("Hammer to Fall" stammt vom Vorgängeralbum "The Works"; die Queen-Version von "New York, New York" ist nie auf einem Tonträger erschienen). In den 1990ern kam nach zwei miesen Fortsetzungen - für den Film gilt eben das gleiche wie für die Unsterblichen: "Es kann nur einen geben!" - eine CD mit Musik aus allen drei Teilen heraus. Hier waren nun endlich Michael Kamens Stücke zu hören.

"Zurück in die Zukunft" kombiniert Orchestermusik von Alan Silvestri mit Rock'n'Roll und 1980er-Rock. Es war die erste CD, die ich mir je gekauft habe. Die Musik bringt sowohl Spannung als auch Romantik hervorragend rüber. Da "Mr Sandman" von den Four Aces nicht auf dem offiziellen Soundtrack enthalten ist, habe ich jahrelang gesucht, bis ich eine CD von ihnen gefunden habe.

"Krieg der Sterne" darf natürlich nicht fehlen und muß ebenfalls ganz oben genannt werden. In einer Zeit, in der mehr und mehr mit Elektronik und Technik experimentiert wurde, entschied sich John Williams für ein klassisches Orchester - und das, obwohl die Filme in einer hochtechnisierten Umgebung spielen! Kurioserweise ist gerade durch diese "altmodische" Wahl die Filmmusik besonders zeitlos geblieben. Die verschiedenen Themen sind so unglaublich gut ins Gedächtnis gebrannt, daß man sie sofort wiedererkennt. Erwähnt werden sollen aber auch die beiden Jazz-Stücke aus der Mos-Eisley-Bar. In "Star Trek 8 - Der erste Kontakt" gibt es eine ähnliche Mischung zwischen der Titelmusik (feierlich-sentimental) und der Kneipenmusik ("Ooby Dooby" von Roy Orbison). Die angenehme Parallele zu "Krieg der Sterne" fiel mir zumindest sofort auf.

Ebenfalls sehr gelungen finde ich den Soundtrack von "Indiana Jones und der letzte Kreuzzug". Er ist deutlich besser und verfeinerter als z.B. die Musik für "Jäger des verlorenen Schatzes". Manche Stücke, insbesondere das für die Verfolgungsjagd auf den Motorrädern, kriege ich nicht mehr aus meinem Kopf heraus. Ähnliches gilt z.B. für die Verfolgungsmusik aus "Willow". Leider sind dort die einzelnen Themen größtenteils nicht als eigenständige Musikstücke auf dem Soundtrack erschienen.

Computerspiele:

Hier haben Adventures die Nase vorn. Es ist kein Zufall, daß meine Lieblingsspiele alle über eine hervorragende Musik verfügen.

Interessant finde ich, daß bei Spielen zu Filmen z.T. völlig andere Stücke hervorstechen. Bei "Indiana Jones und der letzte Kreuzzug" z.B. fand ich im Spiel die Musik in der Szene mit dem Gralsritter unheimlich stimmungsvoll und bewegend.

Bei X-Wing war es der Heldentod (gleiche Musik wie im Film, wenn Luke abends draußen steht mit den Doppelsonnen im Hintergrund), aber auch die Kampfmusik in den Gefechten. Beiden Spielen gemein ist, daß durch die Wiederverwendung der Musik aus den Filmen sofort ein hoher Wiedererkennungswert besteht. Außerdem habe ich den Eindruck, daß man sehr sorgfältig darauf geachtet hat, die Musikstücke passend einzusetzen.

Nie werde ich meine Rührung vergessen, als bei "The Secret of Monkey Island" Guybrush und Elaine am Bootssteg standen und auf einmal diese romantische Musik aus meinem PC-Lautsprecher ertönte! Die Titelmusik habe ich auch auf CD (Power Game Hits). Vom dritten Teil, der ja mit echten Musikern eingespielt wurde, sind mir musikalisch besonders die Seeschlacht, die Duelle und die Schmugglerhöhle im Gedächtnis geblieben. Hier wurden gängige Klischees benutzt, um z.B. auf hoher See direkt die richtige Stimmung zu erzeugen, wie man sie aus alten Piratenfilmen gewohnt ist. Auch der Film "Piraten der Karibik" setzt auf diese Masche. Den Abspann haben wir in meiner DSA-Runde laufen lassen, als wir die Südmeertetralogie gespielt haben und die Helden Abenteuer auf einem Schiff erlebten.

Natürlich muß auch die Nordlandtrilogie erwähnt werden. In "Die Schicksalsklinge" sind es der Vor- und der Abspann, die mich begeistern. Am Anfang wurde die Abenteuerlust bei mir geweckt, das Ende versöhnte für all die Strapazen und gab einem den Eindruck, daß man (in Gestalt der Helden) etwas wirklich Tolles vollbracht hat. In "Sternenschweif" haben es mir die Musik fürs Tagebuch und für den Heiler besonders angetan. Es sind eher ruhige, nachdenklich wirkende Stücke. Bei "Schatten über Riva" ist es ausgerechnet die Standardhintergrundmusik, welche für einen Ohrwurm sorgt. Sie erzeugte beim Spielen bei mir das Gefühl, daß etwas nicht in Ordnung ist und sich mal jemand darum kümmern muß. Außerdem klang es so, als ob die Helden aufpassen müssen, weil etwas im argen liegt. Wenn ich die Musik heute höre, sehe ich förmlich die Straßen von Riva vor mir liegen und die weißgrauen Steingebäude.

Musikalisch klasse war auch Loom, welches Stücke aus Tschaikowskis "Schwanensee" verwendete. Die Musik in der Schmiede wirkt sehr hingebungsvoll, konzentriert, introvertiert und melancholisch. Kurioserweise habe ich mal eine Aufnahme von Schwanensang gehört, in der dasselbe Stück sehr laut, kraftvoll, fröhlich und emotional wirkt.

"One Must Fall 2097" hat mich elektronische Musik zu schätzen gelehrt. Die Musik in der Arena "Power Plant" fand ich von Anfang an klasse, obwohl ich bis dahin Techno kaum mochte. Von der Abspannmusik gibt es zwei verschiedene Versionen in der Shareware- und der Vollversion. In der Sharewareversion hat man gerade ein Turnier gewonnen. Während man nach außen hin seinen Sieg feiert, denkt man still über die nächsten Schritte nach und was die Zukunft wohl bringt. Gerade dieses In-sich-gekehrt-sein der Heldenfigur wird über die Musik besonders gut transportiert. In der Vollversion kommt ein etwas anderes Solo am Ende, das weniger nachdenklich und etwas positiver klingt. Hier kann es z.B. sein, daß ein Charakter endlich den Tod seiner Eltern gerächt hat und ihn dann ein tiefer Friede überkommt. Obwohl man auf dem Bildschirm nur ein wenig Text und (selbst für damalige Verhältnisse) simple Grafiken sieht, war das für mich immer eine Szene, die mich sehr emotional mitgenommen hat.

Eine letzte Anekdote am Schluß: In den späten 1980ern gab es mal für den PC ein Strategiespiel namens "Jeanne d'Arc". Es hatte einige sehr einprägsame Melodien, z.B. Fanfaren beim Angriff. Dazu muß man wissen, daß nicht das übliche Gepiepe ertönte, sondern anscheinend richtige, irgendwie konvertierte Musik. Die Titelmelodie hatte es mir besonders angetan, auch wenn sie eigentlich nur wenige Sekunden lang war und immer wiederholt wurde. Das Spiel war leider schon kurze Zeit später nicht mehr aufzutreiben und so blieb es mir immer im Gedächtnis als verschollener Klassiker mit toller Musik. Mehr als zehn Jahre später habe ich "Jeanne d'Arc" im Internet gefunden. Dank DOSBox hörte ich die Musik über meine Boxen und war gerührt: Sie klang genauso, wie ich sie in Erinnerung hatte.

Ich hoffe, das gibt einen kleinen Eindruck davon, wieviel mir Musik in Filmen und Computerspielen bedeutet! Wenn Du noch Fragen hast, dann nur zu!


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