Tja, also wenn man dessen Umweltminister so in diesem "Die Zeit"-Interviewparlieren hört, dann scheint das "Reich der Mitte" ja noch aufgewachter zu sein als unsere Augenwischer- und Spiegelfechterei betreibenden selbsternannten "Muster-Klimawächter" in Deutschland:


"... DIE ZEIT: Herr Vizeminister, alle Welt schaut neidisch auf
das chinesische Wirtschaftswunder... Und, wie ist Ihre Bilanz
unterm Strich?

Pan: Früher habe ich voller Stolz gesagt: China ist die Werkbank
der Welt. Heute treibt mich die Sorge um, China nicht zur
Müllhalde der Welt verkommen zu lassen.
"

...

ZEIT: Die Wassernot nehmen laut einer Umfrage Ihrer Behörde
die Chinesen als größtes Umweltproblem wahr.

Pan: Ja. Wasser ist in China nicht nur schmutzig, sondern auch
knapp. Womöglich entscheidet die Wasserproblematik sogar
über die Zukunft unseres Landes – obwohl unsere traditionelle
Kultur aufs Engste mit dem Wasser verbunden ist. Eine alte
chinesische Weisheit lautet: Wer sich gegen das Wasser stellt,
der stellt sich gegen das Leben.


...

ZEIT: Welche volkswirtschaftlichen Kosten verursachen Raubbau
und Umweltverschmutzung?

Pan: Wir ermitteln das gerade. Wir wollen bei uns in China das
Sozialprodukt in Zukunft so berechnen, dass auch der
Umweltverzehr, die ökologischen Schäden, darin Eingang finden.

In zehn Provinzen probieren wir das schon aus.

ZEIT: Wie bitte? Das machen nicht einmal die Deutschen, die
vermeintlichen Öko-Weltmeister.

Pan: China muss es tun, denn bei uns haben die
Umweltprobleme eine ganz andere Dimension. Die staatliche
Umweltbehörde SEPA und das Chinesische Statistikbüro sind
gerade dabei, die Kosten der Umweltverluste zu berechnen.
Nach der schon vorliegenden Berechnung der Weltbank und der
Chinesischen Akademie der Wissenschaften beläuft sich der
jährliche Umweltschaden auf 8 bis 13 Prozent des
Sozialprodukts. Langfristig gesehen werden die Umweltschäden
und die Ressourcenverluste sämtliche Ergebnisse der
wirtschaftlichen Entwicklung aufheben.


ZEIT: Richtig gerechnet wächst die chinesische Wirtschaft also
gar nicht?

Pan: Das rasante Wirtschaftswachstum hat uns zwar materiellen
Reichtum gebracht. Aber die Kosten sind so hoch, dass wir uns
diese Art des Wachstums mit hohem Energieverbrauch und
großer Verschmutzung nicht mehr leisten können. Wir stoßen an
Grenzen – es sei denn, wir kümmern uns schleunigst nicht nur
um die Quantität, sondern auch um die Qualität des Wachstums.

ZEIT: Sie plädieren für qualitatives Wachstum, obwohl China
noch ein Entwicklungsland ist?

Pan: Erst reich werden und dann für Sauberkeit sorgen – ich
weiß, dass dies die gängige Formel der Industrieländer ist.
China
mit seinen 1,3 Milliarden Menschen kann sich das aber nicht
leisten. China beherbergt zu viele Menschen, hat zu wenig
Ressourcen und ist obendrein nur mit einer äußerst fragilen
Umwelt ausgestattet. Höchstwahrscheinlich werden die
Umweltschäden die Grundlagen des Wirtschaftens zerstört
haben, bevor wir reich werden konnten.

...

ZEIT: Aber Millionen Chinesen wollen erst noch reich werden und
beispielsweise ein Auto besitzen.

Pan: Sicher. Aber jeder weiß doch, dass das gesamte Erdöl der
Welt nicht ausreichen würde, wenn jeder zweite Chinese
– so
wie jeder zweite Deutsche – Auto fahren würde. Deshalb sind
alle Chinesen aufgerufen, bescheiden zu leben. Wer sich ein
Luxusauto zulegt, wer feudale Bankette schmeißt oder überall
Golf spielen will, der trägt dazu bei, dass Chinas Entwicklung
fatal endet.




Große Worte von großer Einsicht. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/idea.gif" alt="" />
[Ok, das mit dem "aufgerufen bescheiden zu leben" ist vielleicht etwas naiv und mit "Futterneid" angehaucht. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/rolleyes.gif" alt="" /> ]

Allerdings, um mal passenderweise den Schurken "Top Dollar" aus "The Crow" an dieser Stelle zu zitieren:
"Now let´s see you enforce it!"
<img src="/ubbthreads/images/graemlins/suspicion.gif" alt="" />


Ragon, der Skeptische