Klimakonferenz auf Bali - Wegdenken statt Lösungssuche[/b]

[b]Die Diskussionen auf der Weltklimakonferenz auf Bali erinnern an die
Eigentümerversammlung einer zerstrittenen Hausgemeinschaft. Aber
warum tut sich die Menschheit mit dem Klimawandel so schwer?
Von Patrick Illinger

[color:"orange"]So wie die Menschheit zurzeit auf der Insel Bali über das Weltklima verhandelt,
erinnert es an die Eigentümerversammlung einer zerstrittenen
Hausgemeinschaft.

Das Dach des gemeinsamen Gebäudes steht zur Reparatur an, längst regnet es
ins Gebälk und die Wände der oberen Wohnungen werden fleckig. Ein gutes
Dutzend Bauingenieure und Dachdecker wurden bereits zur Begutachtung
hinzugezogen. Sie alle rieten dringend dazu, die Mängel zu beheben.

Die Kosten sind aber nicht eindeutig zu klären, eine Partei schlägt daher vor,
die Sache provisorisch abzudichten, dann könne man das Problem vielleicht in
ein, zwei Jahren erneut diskutieren.

Die Bewohner im oberen Stockwerk beklagen lautstark die überhand
nehmenden Schäden. Doch die reichen Herrschaften im Erdgeschoss scheuen
die Kosten, reden das Problem klein und fordern weitere Experten ins Haus zu
holen, um das genaue Ausmaß im Detail zu prüfen.

[/color][color:"yellow"]Zumal man den bisher befragten Fachleuten nicht so recht trauen könne. [ <img src="/ubbthreads/images/graemlins/ouch.gif" alt="" /> <img src="/ubbthreads/images/graemlins/rolleyes.gif" alt="" /> ]
Womöglich handele es sich um eine Handwerkermafia, die gern Dächer [ <img src="/ubbthreads/images/graemlins/silly.gif" alt="" /> ]
schlechtmacht, um ihr Auskommen zu sichern.[/color][color:"orange"] Dass es vereinzelt schon zu
Wassereinbrüchen kam, bei dem sogar das Erdgeschoss betroffen war, halten
die feinen Leute für einen unglücklichen Zufall.

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[color:"orange"]Im ersten Stock wohnen ein paar Gutmenschen, die sich solidarisch erklären
mit den Notleidenden. Sie plädieren für eine schnelle Reparatur des Daches,
können aber nur einen geringen Beitrag leisten. [/color][color:"yellow"]Dann sind da noch ein paar
lebensferne, aber stets gut gelaunt wirkende Schlendriane, die allen Ernstes
erklären, ein paar Löcher gehörten in jedes Dach.

Ein bisschen Frischwasser im Haus, das habe doch auch sein Gutes.[/color][color:"orange"] Gegen
diesen Optimismus wirken die Warnungen der Ingenieure, wonach der
gesamte Dachstuhl morsch werden und einstürzen könnte, wie griesgrämiges
Gemaule.

Irgendwann ist jeder von dem Gerede genervt. Genau das passiert nun auch in
Sachen Klimawandel. Nach den alarmierenden Berichten des Weltklimarats
IPCC [/color][color:"yellow"]im Frühjahr dieses Jahres schwappte zunächst eine Welle von eifrigem
Aktionismus über Deutschland. Inzwischen ist eine - wahrscheinlich
massenpsychologisch erklärbare - Rückströmung erkennbar.

Der Begriff von der CO2isierung macht die Runde, der Herausgeber einer
großen deutschen Wochenzeitung spricht von "Klimatismus" in Anlehnung an
die anderen schrecklichen Ismen dieser Welt,[/color][color:"orange"] und Beiträge illustrer
Profi-Optimisten, die den Klimawandel schlicht leugnen, werden sogar in
akademisch angelegten Medien verbreitet.

Als sei der Weltklimarat eine Verschwörung

Für Probleme, deren Dringlichkeit und Zuständigkeit nicht eindeutig ist, hat die
Evolution dem Menschen keinen Reiz-Reaktions-Mechanismus mitgegeben.
Die natürliche Abwehr ist das Wegdenken. Was sollen wir schon ausrichten,
wenn die Chinesen eh das ganze Öl verbrennen? Die Prognosemodelle der
Klimaforschung sind doch gar nicht so sicher, oder? Und gehört Deutschland
nicht zu den Klimagewinnern?

Als sei es nicht so, dass immer noch 17 Prozent der reicheren Weltbevölkerung
75 Prozent des weltweiten Kohlendioxids ausstoßen. Als sei der Weltklimarat
eine Verschwörung irr gewordener Weltuntergangs-Apologeten. Als sei es allen
Ernstes möglich, in den kommenden Jahrzehnten ein prosperierendes
Deutschland zu erleben, während im Rest der Welt Hafenstädte überspült
werden, während Millionen Menschen durch das Wegschmelzen der Gletscher
ihres Trinkwassers beraubt werden und der Süden Europas sich in eine
Savanne verwandelt.

Vier Grad mehr bis zum Ende dieses Jahrhunderts, das klingt willkommen. Aus
Frankfurt wird Mailand, wunderbar. Wer so denkt, muss sich vergegenwärtigen,
dass die Erde während der letzten Eiszeit vor 20.000 Jahren nur vier Grad kälter
war. Hamburg lag damals an der Packeisgrenze und der Gardasee war ein
Gletschersee.

Unvorstellbare Umstürze

[/color][color:"red"]Sicher, das nackte Überleben der Menschheit steht deshalb nicht in Frage. In
einer den Materialismus bis zum Exzess treibenden Welt, die erzittert, wenn in
den USA ein paar Eigenheimfinanzierungen platzen und ein paar Ölfelder Kriege
auslösen können, vermag man sich aber kaum vorzustellen, welche Umstürze
der Klimawandel auslösen wird.
[/color][color:"orange"] [ <img src="/ubbthreads/images/graemlins/exclamation.gif" alt="" /> ]

Die entsprechenden Szenarien liegen jenseits dessen, was wir Menschen für
real halten. Die Perversion liegt darin, dass jene so genannten Skeptiker, die
uns Normaldenkenden das Wegdenken vordenken, als Optimisten empfunden
werden. Sie scheinen die Lösung eines Problems zu liefern, ohne dass ein
Zentiliter Hubraum dafür aufgegeben werden muss.

Die in der Tat oft absurden Auswüchse der Klimadiskussion sollten nicht
verwechselt werden mit der zugrunde liegenden Physik des Planeten.

[/color][color:"red"]Erstaunlich ist, dass der Klimawandel fast nur als lästige Bedrohung
empfunden wird und kaum als Chance, um sich von der - in Wahrheit überaus
lästigen - Abhängigkeit vom Erdöl zu lösen.
[/color][color:"orange"]

Darin läge sogar eine einzigartige Chance für Deutschland: Spitzentechnologie
für neue Energieformen zu entwickeln, die vom Rest der Welt kopiert wird. Mit
Autos hat das doch auch wunderbar geklappt, und die Welt braucht ein neues
Energiesystem. Es würde die Welt von einer gewaltigen Hypothek befreien. So
wie ein neues Dach den Wert jeder Immobilie steigert, auch den der
Wohnungen im Erdgeschoss.[/color]



"... Weiter aufs Ziel zu...!" <img src="/ubbthreads/images/graemlins/ouch.gif" alt="" />


MMn. gibt der Artikel einen guten Überblick über die Materie, die entscheidenden Fragen und stellt die wichtigsten Knackpunkte deutlich heraus, das alles eingebettet in eine ganz nette Metapher. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/up.gif" alt="" />


Ragon