Salterian erreicht den Waldrand. Er folgt dem Pfad der eine kurze Entfernung weiter beginnt.
„Nach Norden.“ Murmelt er.
Nach einer Weile erreicht er einen Berghügel. Als er oben ankommt, sieht er einen zwei Stunden Marsch weiter eine Stadt am Horizont und beschließt diese aufzusuchen.
Auf dem Weg dahin passiert nicht viel. Nur ab und zu stehen ein paar Wegpfeiler die zu Orten mit unaussprechlichen Namen führen, wahrscheinlich Zwergenstädte.
Die Sonne ist schon lange untergegangen, als Salterian die Stadttore erreicht.
Vor den Toren bleibt er stehen. Er schaut nach oben. Beide Wächter auf den Mauern sind eingeschlafen, wie es von dem faulen Pack zu erwarten war.
„Hallo?“, ruft Salterian ihnen zu, „Würdet ihr mir die Tore öffnen?“
Nichts.
Der Magus flucht innerlich und lässt den Siegelring erscheinen.
Er aktiviert das linke untere Siegel und sein linker Arm fängt an zu zittern. Er ballt die Hand zur Faust und schlägt gegen das Tor. Ein Knall wie von einer Kanone.
Die Kraft der Erde lässt das Tor und die unmittelbare Umgebung kurz beben. Salterian zieht den Arm weg und merkt, dass das Tor eine kleine Delle von dem Schlag abbekommen hat.

Die Stadtwachen sind aufgewacht.
„Was zum…?!“ hört Salterian eine von ihnen fluchen.
Die andere Wache hält sich an der Mauer und schaut nach unten.
„Was ist da unten los?!“ brüllt diese.
„Tut mir Leid für den Krach, aber ich würde gerne in die Stadt, ich suche eine Unterkunft.“
„Wer seid ihr?“
„Salterian, Siegelformer aus Eronem.“
„Was wollt ihr?“ frägt die andere Wache.
„Eine Unterkunft verdammt…“ antwortet der Magier etwas genervt.
Die Wachen schauen sich gegenseitig an, tuscheln kurz und antworten.
„Wir lassen euch nicht passieren!“
Der Magus seufzt.
„Wieso nicht?“ fragt er.
Die Wachen beraten sich wieder kurz. Salterian hat langsam das Gefühl sie sind betrunken.
„Wegen dem Ding da!!“ sagt der eine andere und deutet auf den Siegelring.
„Habt ihr noch nie einen Siegelring gesehn.“
„Natürlich haben wir… oder?“ die Wachen beraten sich wieder.
Salterian nimmt die Gelegenheit wahr und lässt den Ring wieder in der Unsichtbarkeit verschwinden, bevor die Wachen sich umdrehen.
„Wie…? Wo ist der Ring???“ ruft eine Wache total verwirrt.
„Welcher Ring?“ stellt sich Salterian dumm.
„Da war doch gerade…“ die Stadtwache schläft wieder ein.
Der Magus schaut die Wachen mit einer Mischung aus Zorn und Verwirrung an.
„Kann ich jetzt passieren?“
Auf ein Nuscheln, Zischen und Fluchen der noch wachen Stadtwache öffnen sich die Tore.
„Danke.“ Sagt Salterian, doch eine Antwort bekommt er nicht, denn schon nach wenigen Schritten hört er ein lautes Schnarchen von den Mauern.

Im Licht der Straßenlaternen läuft Salterian durch die Stadt. Hier und da sieht er ein paar zwielichtige Gestalten, doch im groben und Ganzen ist die Stadt leer.
„Sind wohl alle in ihren Häusern.“ Denkt sich der Magus.
Er beschließt gleich das nächste Gasthaus aufzusuchen, es gibt nur ein Problem, er muss erst wissen wo es eines gibt.
Salterian geht einfach die Hauptstraße entlang.
An einer Laterne sieht er eine vermummte Gestalt stehen und beschließt, diese nach dem Weg zu fragen.
„Seid gegrüßt. Wäret ihr so freundlich und würdet mir den Weg zur nächsten Wirtschaft weisen?“ fragt Salterian.
Der Mann hebt erst den Blick auf den Magus und antwortet, während er Daumen, Zeige und Mittelfinger aneinander reibt.
„Umsonst ist nur der Tod und selbst der kostet das leben…“
Der Magier stellt sich den Inhalt seines Geldbeutels bildlich vor. Nicht gerade viel.
„Tut mir Leid ich brauche mein Geld für das Gasthaus.“ Antwortet er.
Die Gestalt setzt ein Grinsen auf.
„Ihr habt also Geld? Das trifft sich gut…“ sagt der Mann.
Plötzlich holt er aus seinem Mantel einen Langdolch heraus und sticht zu.
Dem Magus gelingt es gerade noch auszuweichen.
Nach links.
Falsche Richtung. Der Dolch trifft auf die Stelle wo sein rechter Oberarm sein müsste, durchsticht jedoch nur Salterians Mantel und Luft. Kein Blut. Kein Geräusch von aufgeschlitztem Fleisch.
Die Gestalt zieht den Dolch ruckartig zurück und aus dem Schnitt im Mantel sieht man nur ein blaues Leuchten.
„Was zum…“ ruft der Mann entsetzt.
„Falsche Antwort…“ erwidert der Magus und ruft mit seinem linken Arm den Siegelring.
Doch ehe er ein Siegel aktivieren kann wird der vermummte Mann an Ort und Stelle eingefroren. Zuerst wurden die Füße am Boden festgefroren, bis es sich zu seinem Kopf ausbreitete, das mit einem verzerrten Schmerzschrei erstarrte.
Salterian verfolgt die Manaspur zurück und erreicht einen Magier einige Meter hinter dem Eingefrorenen. Eine Magierin, um genau zu sein.
„Seid ihr neu hier?“ fragt die Frau.
„Ääh… Ich bin gerade erst abgekommen…“, Salterian begutachtet den Mann, „Ist er… tot?“
Die Magierin schüttelt den Kopf.
„Nein, nein, nur für die nächsten paar Stunden eingefroren. Hätte ich ihn töten sollen? Ihr wart in einer heiklen Lage.“
Der Magus führt sich in seiner Ehre verletzt.
„Ich… ich hätte diesen Vagabund mit Leichtigkeit erledigt!“
Die Magierin lacht, was Salterian als Beleidigung auffasst.
„Immerhin hat er euch am Arm erwischt, geht es euch gut?“
Der Arm. Verdammt. Ruckartig verdeckt er die aufgerissene Stelle des Umhangs, aus dem ein blaues Leuchten herauskommt, das man, leider, in der dunklen Nacht zu gut sehen kann.
„Nein… Es ist nichts. Trotzdem danke.“
„Und ihr braucht wirklich keine Hilfe?“ fragt die Magierin.
„Nei…“, Salterian überlegt, „Doch. Wisst ihr vielleicht wo hier in der Nähe ein Gasthaus ist?“
Die Frau überlegt kurz und antwortet sobald.
„Geht diese Straße entlang und bei der ersten Kreuzung nach rechts. Dann haltet euch links und ihr dürftet die „Schenke zur hellen Nacht“ bald erreichen.“
„Schenke zur hellen Nacht… Den Besitzern der Gasthäuser fällt auch nichts innovatives mehr ein…“ denkt sich Salterian.
„Vielen Dank. Ich werde mich gleich dorthin begeben. Und danke auch wegen dem da.“, er deutet mit dem Kopf zum Eingefrorenen Mann, „Also dann. Lebt wohl!“
Als Salterian einige Schritte weiter ist, hört er die Magierin wieder sprechen.
„Ihr seid ein Siegelformer, oder? Dürfte ich euren Namen erfahren?“
„Ach ja, der Ring…“, Der Magus aktiviert das Feuerelement und spricht eine Formel, woraufhin der Ring anfängt sich zu drehen bis der den Durchmesser eines normalen Fingerrings hat. Salterian zieht ihn an seinen linken Zeigefinger an, der Ring ist rot.
„Ja ich bin einer. Salterian mein Name. Und Eurer?“
„Cynthia. Magierin aus dem Westen.“
Salterian entblößt ein Lächeln.
„Die Guten kommen eben alle aus dem Westen… Vielleicht sieht man sich noch mal, wer weiß…“ sagt er und geht seines Weges weiter.

Nach wenigen Minuten erreicht der Magier auch schon das Wirtshaus.
Vor dem zweistöckigen Haus hängt ein großes Schild mit einem aufgemalten Bierkrug und dem Namen, der wohl mehrmals geändert wurde, da etwa vier Mal etwas durchgestrichen und etwas neues wieder darauf geschrieben wurde.
Ein Pochen im rechten Arm.
„Halte still verdammt…“ flucht Salterian und betritt das Gasthaus.
Drinnen angekommen weht ihm zugleich ein Geruch von gutem Essen und Alkohol entgegen. Er beschließt sich erstmal irgendwo hinzusetzen, und mit einem aus der Stadt zu reden.
In dem quadratischen Raum ist rechts an der Wand ein kleiner Tisch, wo jemand sitzt.
Ein Magier, wie Salterian tippen würde, der wohl gerade erst wach ist.
Er beschließt sich zu ihm zu setzen und geht an den Tisch.
„Kann ich mich hier hinsetzen?“ fragt Salterian.
Auf ein zustimmendes Gemurmel setzt sich der Magier und schaut seinen Gegenüber an. Er stützt den Kopf mit einem Arm ab, vom Gesicht erkennt man nicht viel von der Kapuze, er dürfte aber nicht all zu älter sein als er selbst.
„Wie ist euer Name?“
„Darkon.“ Antwortet sein Gegenüber morsch.
„Lebt ihr hier?“
„Nein.“
Salterian überlegt kurz.
„Hm, ihr seid wohl nicht sehr gesprächig, oder?“
Keine Antwort.
Der Magus beschließt ihn nicht weiter zu nerven und hält Ausschau nach einer Bedienung, als plötzlich zwei Andere das Gasthaus betreten.

Last edited by Skydragon; 05/12/07 06:24 PM.