Cynthia dringt durch die Dunkelheit der Gassen der Stadt. Ein leichter weißer Nebel umwabert noch immer ihre Arme und Hände. Eigentlich hatte sie vor gehabt ihre Kräfte länger nicht mehr einzusetzen, doch dies hatte sie erneut nicht durchgehalten.
„Schnell hinaus aus dieser Stadt…“, murmelt sie in sich hinein, als ihre Augen etwas erfassen. Etwas, was sich mit rasender Geschwindigkeit der Stadt nähert. Ohne Ruh rast es auf sie zu. Was es ist, kann sie allerdings aus der Entfernung nicht erkennen.
„Es ist doch nicht etwa….“, ihre Stimme versagt, als sie die Augenlieder etwas schließt und sich ihre Vermutung bestätigt. Ein Sturm, nicht sehr groß, allerdings groß genug um die Stadt mit sich zu reißen. In diesem Moment schießen die Erinnerungen in ihren Kopf, vor nicht all zu langer Zeit war ihr Heimatdorf von einem ähnlichen Sturm dahin gerafft worden. Ihr Herz beginnt schneller zu schlagen, unaufhaltsam pocht es gegen ihre Brust.
„Ich muss die Leute warnen.“ Ihre Gedanken rasen, ihre Augen flackern. Sie rennt zurück in die Arme der Stadt. Gerade hatte sie sich noch gefreut ihnen entrinnen zu sein. Die Stadt ist wie leer gefegt, niemand da den sie ansprechen könnte.
„Das Gasthaus!“ Sie rennt weiter grade aus, denselben Weg, wie sie einst dem Siegelformer gewiesen hatte. Auf halber Strecke trifft sie auf eine Eisstatue, eine eingefrorener Mann. Kurz bleibt sie stehen, stützt ihre Hände auf ihren Knien ab und holt Luft, ehe sie weitereilt. Ihr erschöpfter Körper ruft nach Ruhe, doch ihre Willenskraft treibt sie weiter. Endlich sind die Lichter des Gasthauses in Sicht. Das Gasthaus spiegelt das gesamte Nachtleben einer Stadt wieder. Während des Nachts so gut wie kein Mensch in den dunklen Gassen anzutreffen ist, lassen sich die unterschiedlichsten Rassen in nur diesem einem Ort antreffen. Es ist der einzige Versammlungsort und die einzige Zeit, wo sich die verschiedensten Wesen aus den unterschiedlichsten Orten und den unterschiedlichsten Zeiten treffen und miteinander trinken. Die Kriegslust des Tages verschwindet hinter dem Schatten der Bierkrüge und der Weinfässer.
„Eigentlich eine sehr traurige Angelegenheit“, denkt Cynthia, „Tagsüber denken sie nur daran sich gegenseitig abzumetzeln und nachts nur daran sich zu betrinken.“ Endlich an ihrem Ziel angekommen trifft sie als erstes auf drei Männer, die vor dem Gebäude stehen. Einer von ihnen sieht sehr zornig aus und redet laut auf die beiden anderen ein, während er auf das Gasthaus zeigt. Etwas argwöhnisch betrachtet sie zwei große Löcher, die in der Mauer des Wirtshauses frisch eingebrochen worden sind, denn als sie zu einer anderen Tageszeit hier vorbei gegangen war, da schien noch alles in bester Ordnung. Doch nun ist keine Zeit sich darüber den Kopf zu zerbrechen.
Vor den Männern macht sie halt.
„Schnell, wir müssen…“, keucht sie, mehr entspringt ihrem Mund nicht, ehe sie nicht einmal tief Luft geholt hat.
Da spürt sie plötzlich eine Hand auf ihrer Schulter.
„Was ist los?“
Etwas erschrocken zieht sie ihre Schulter weg, weicht ein Stück zurück und zeigt dann in die Richtung, aus der sie gerade gekommen ist.
„Ein Sturm, sicher nur noch etwa eine halbe Meile von der Stadt entfernt!“
Einen der Männer erkennt sie sofort wieder, es ist der Siegelformer, den sie vor nicht all zu langer Zeit vor einem Landstreicher gerettet hatte.
„Ach ihr seid es…“
Neben ihm steht ein Mann, dessen Gesicht zur Hälfte von einer Kapuze bedeckt ist, so dass sie es nicht genau erkennen kann, doch das ist nun auch nicht wirklich wichtig. Irgendwie müssen sie so schnell wie es geht diesen Sturm umleiten, ansonsten, ist die Stadt verloren.