„Großer Gott!“
Die Augen des Magiers leuchten. Der Magier in der Kutte kratzt sich am Kinn:
„Egal ob er ohnmächtig ist oder nicht: Das ist ganz sicher nicht normal.“, er deutet auf die Augen, von denen ein bläulicher Schimmer aus geht.
Vinco läuft in die Stadt um einen Arzt zu suchen. Die anderen versuchen den ohnmächtigen Sturmversiegler in die Stadt zu tragen. Als sie das Tor erreicht haben kommt ihnen Vinco auf seinem Pferd entgegen. „Ich habe einen Arzt gefunden, nicht weit von hier. Kommt.“ Sie legen den Magier auf Winnfield und laufen nebenher. Als sie am Haus ankommen, wartet ein älterer Mann in weißer Robe auf sie.
„Wer ist verletzt?“, erkundigt sich der Arzt.
„Der hier.“, Ephraim deutet auf Ohnmächtigen, den der andere Magier in der Kutte gerade vom Pferd hebt unterstützt von der Magierin.
„Bringt ihn rein.“, winkt der Arzt.
Beim Reintragen fällt der Mantel, der einen Manaarm bedeckt, ab und erfüllt das Zimmer mit einem Blauen Leuchten.
„Grundgütiger! Was ist das!?“
Sie beugen sich über den Ohnmächtigen.
„Ein Mana-Arm. Interessant.“, bemerkt der Magier in der Kutte.
„Ich habe von so etwas gehört. Unser Freund steckt voller Überraschungen.“, meint auch die Magierin
Kurz darauf liegt Salterian in einem Hinterzimmer zusammen mit dem Arzt und Cynthia, wie Ephraim nun weiß. Vinco, Ephraim und Darkon sitzen im Wohnraum auf ein paar Kissen und unterhalten sich.
„Den Typ mit einem Speer an die Wand zu nageln...alle Achtung .“,Vinco klopft sich auf den Schenkel.
„Den im Gasthaus habt ihr aber auch ordentlich bedient.“, meint Darkon.
„Ja, auf den passt Valacar auf...“, Ephraims Augen weiten sich und er dreht sich zu Vinco um, an dessen Gesichtsausdruck man ablesen kann dass er das gleiche denkt.
„Ist der etwa immer noch..!?“
Laut fluchend springen die beiden auf und stürmen in Richtung Gasthaus. Darkon sieht ihnen verdutzt nach.
Das Gasthaus bietet einen skurrilen Anblick. Eine weitere Wand ist zerstört, offenbar eine von Valacars „Verhörmethoden“. Inmitten von Trümmern liegt Valacar, laut schnarchend, seinen Rausch ausschlafend. Etwas entfernt liegt der Kuttenmann und der Wirt. Die Gliedmaßen unnatürlich verdreht.
Vinco und Ephraim tragen Valacar aus den Trümmern als eine Stimme hinter ihnen ertönt:
„Eilzulieferung: Landexpress, Nachttransport, Drei Tage Dauerlauf und ein äußerst unbequemer Ritt auf einem Esel – macht alles zusammen 400 Goldmünzen.“
Ephraim dreht sich um und sieht Sverk, der ihn mit ausgestreckter Hand angrinst.
„Hier haste ne Silbermünze – für deine Mühen.“
Ephraim wirft ihm ein Kupferstück in die Hand.
„Vinco? Du kannst Valacar doch zu den anderen bringen. Ich komme später.“
„Na klar. Kann ich sonst noch was für dich tun? Deine Schuhe putzen?“, Vinco spuckt verächtlich schnaubend aus und hebt Valacar mit einem äußerst rücksichtslosen Ruck hoch.
Ephraim und Sverk schlendern durch den Marktplatz. Die Menschen hier scheinen den Sturm anscheinend gar nicht mitbekommen zu haben.
"Wie wenig die Menschen doch sehen: Ihre eigene Welt und vielleicht eine Karte ihres Landes aber die Probleme sehen sie nie. Dasselbe gilt auch für Magier."
Sverk sieht ihn fragend an. Ephraim schildert ihm was in der Nacht passiert ist.
"Für einen Mana-Arm gibt es viele Gründe. Kriegsmeister Phelendil hatte auch einen. Soviel ich weiß hatte er seinen Arm im Kampf verloren."
"Ja, aber sein Mana-Arm war nicht so instabil, wie der von Salterian."
"Dann hat er entweder die Siegel oder die Kontrolle darüber verloren, was mal wieder beweißt wie unfähig Magier sind", er duckte sich unter einem Feuerschweif von Ephraim.
"Neben Beschwörung praktiziere ich auch ein wenig Magie, falls dir das entgangen ist."
„Dann ist es eine Krankheit...“
Beide sehen sich an und fangen an zu lachen.
„Nein, das würde ja bedeuten das Salterian...“, er wird von einem Lachanfall unterbrochen.
„Um zur Sache zu kommen: Der Krieg läuft wie zu erwarten. Die Zwerge versuchen fast jede Woche eine Festung zu erobern. Manchmal gelingt es ihnen aber meistens schicken wir sie mit einem Tritt in den Hintern zurück.“, berichtet Sverk.
Ephraim kauft sich an einem Stand vier Pfirsiche, von denen er einen Sverk gibt und einen anderen selbst isst, den Rest steckt er ein.
„Sie dir die Menschen an, Ephraim. In der Hauptstadt der Menschen heißt es wirklich im Imbrius-Gebirge gäbe es nur Unruhen.“, verächtlich spukt er den Kern seines Pfirsichs aus „Dieser Menschen-König hat entweder genauso viel Ahnung wie ne Kuh oder er stellt sich dumm, fragt sich bloß wozu?“
„Vielleicht erhält er bloß keine Information was außerhalb seines Landes vor sich geht?“
„Bist du dir da sicher? Seht euch Elfen an: Ihr habt ganze Städte in den Baumkronen und habt trotzdem mehr Ahnung was in der Welt passiert, als die Menschen. Wenn man es so betrachtet könnte man den Zwergen Recht geben. Sie haben sich schon lange von den Menschen entfernt weil sie glauben die Menschen sind bloß wie Kinder die mit der Macht spielen ohne zu wissen welche Macht dahinter steckt. Wenn man bedenkt das die Zwerge keine Magier haben aber den Menschen vorwerfen nicht mit der Magie umgehen zu können...“
„In manchen Fällen trifft das sogar zu.“, Ephraim denkt an die blau leuchtenden Augen des Magiers.
„Allerdings haben unsere Spione von einer Burg berichtet“, fährt Sverk fort „Die Zwerge planen dort irgendetwas. Wir wissen nicht was aber laut den Magier die dort waren, strömt eine ungeheure Menge Mana aus der Burg.“
„Die Zwerge waren nie berühmt dafür gute Magier zu sein. Entweder sind es Söldner oder sie haben Magier ausgebildet. Letzteres ist eher unwahrscheinlich. Wir wüssten davon.“
„Stimmt. Ich frage mich was die dort machen. Naja, wir werden es bald wissen.“
Ephraim sieht ihn fragend an.
„Der Heerführer schickt 500 Mann dorthin, um der Sache auf den Grund zu gehen.“
Xiras zieht sich den Helm auf. Ein Feldwebel lenkt sein Pferd neben ihn.
„General, die Reiter sind bereit und warten auf euren Befehl.“, meldet er.
„Sehr gut. Teilt den Magier mit, sie sollen sich bereit halten und versuchen die Mauer zu sprengen, sobald wir die ersten Zwerge vor der Mauer vertrieben haben.“
„Ja, Herr!“
Der Feldwebel spornt sein Pferd an und lenkt es in Richtung der Schlucht, in der die Magier warten.
Xiras lenkt sein Pferd vor die Reiter die sich in einer Reihe unter dem weiß-blauen Wappen des Eisvogels, dem Wappen des Heerführers, aufgestellt haben. Er nimmt den Speer, den einer seiner Reiter ihm gibt, und seinen Schild. Dann betrachtet er die Schlacht, die einige hundert Meter entfernt, unterhalb des Hügels tobt und den Schnee rot färbt. Die Zwerge halten sich gut gegen die Bodentruppen der Elfen.
Xiras hebt den Speer und dreht sich zu seinen Männern um.
„Wir werden an der rechten Flanke bis zu Mauer durchbrechen, um den Magiern einen Weg zu bahnen.“ Er quittiert die zustimmenden Schreie mit einem Nicken und brüllt: „Vorwärts!“.
Dann spornt er sein Pferd an. Die Reiter setzen sich in Bewegung und reiten auf die Zwerge zu, die verbittert die Mauer verteidigen.
In vollem Gallop senkt Xiras seinen Speer und spießt einen Zwerg in der ersten Reihe auf wodurch er ihm aus der Hand gerissen wird. Seine Reiter brechen wie eine tödliche Lawine vom Hügel in die Reihen der Zwerge. Die Zwerge die den Lanzen entkommen werden unter den Hufen der Elfenpferde zertrampelt.
Xiras zieht sein Schwert und pariert einen Schlag. Sein Schwert blitzt in der eisigen Luft und spaltet den Kopf eines Zwergs. Zwei weitere folgen.
Die Reiter kämpfen sich einen Weg bis zur Mauer, wo sie die Magier treffen sollten. Xiras packt einen Speer der im Boden steckt und spießt damit einen Zwerg auf, der auf ihn zurennt.
Im toben der Schlacht sieht Xiras seinen Feldwebel, der auf ihn zureitet.
„Verflucht, Kerl! Wo sind die Magier?“ Xiras hält sich den Schild über den Kopf um die Pfeile abzuwehren die von der Mauer fliegen.
„Sie wurden abgeschnitten, mein Herr!“, meldet ihm der Feldwebel, der eine blutige Schramme am Helm hat.
Xiras flucht und brüllt dann: „Alle Reiter! Folgt mir!“
Die Elfen schwenken um und reiten hinter Xiras.
Es war nicht schwer auszumachen wo die Magier kämpfen, denn dort blitzt es und Feuerbälle fliegen durch die Luft auf die angreifenden Zwerge.
Die Reiter brechen zu ihnen durch und Xiras steigt ab. Die Magier werden begleitet von einer Kohorte Fußsoldaten. Xiras gibt seinen Reitern weitere Befehle und übernimmt dann das Kommando über die Kohorte.
„Wir versuchen am Westtor durchzubrechen.“, teilt er den Magiern mit „Ihr brecht das Tor auf und den Rest übernehmen wir.“
Am Westtor geht eine Pfeilsalve nach der anderen auf die Kohorte nieder. Ein paar Dutzend Zwerge verteidigen das Tor gegen einen Spähtrupp der Elfen.
„Aufstellung!“, brüllt Xiras und die Elfenkohorte bildet einen Schildwall unter dem sie vorrückt. „Auf Befehl!“ Die Zwerge rennen auf den Schildwall zu. „Greift an! Greift an!“ Der Wall löst sich auf und die Elfen laufen auf die brüllenden Zwerge zu.
Xiras köpft im laufen einen Zwerg und pariert einen Schlag eines anderen. Der Zwerg führt einen waagrechten Hieb mit seiner Axt, unter dem Xiras sich wegduckt und die Knie mit einem Hieb seines Schwertes teilt. Der Zwerg brüllt auf und fällt dann mit dem Gesicht in den Schnee. Xiras läuft weiter und gräbt sein Schwert tief in die Brust eines Gegners. „Zum Tor!“, brüllt er und taucht unter dem Schlag eines angreifenden Zwerges weg.
Die Magier haben das Tor erreicht und legen ihre Hände auf das Metall. Kurz darauf ertönt ein Krachen und die Torflügel fliegen nach innen in die Burg, wobei sie einige Zwerge unter sich begraben.
Die Elfen laufen durch das Tor, hinter Xiras.
„50 Leute gehen auf die Mauern und kümmern sich um die Bogenschützen. Der Rest folgt mir zum Hauptturm!“
Xiras sieht zu dem großen Turm hinüber und reist die Augen auf. Die Luft um den Turm bewegt sich so als verschwimme sie. Er geht zu den Magiern. „Was ist das?“ Er deutet auf die Schlieren.
„Aus diesem Turm strömt Mana aber wir wissen nicht wieso.“
Die Zwerge die den Turm verteidigen werden unter Feuerbällen begraben.
„Brecht die Tür auf!“
Die Magier brechen die große Tür am Turm auf und erstarren. Auch Xiras bleibt ungläubig stehen. Aus dem Turm strömt rotes Licht.
„Was zum Henker?!“
Als sie wieder beim Haus des Arztes sind ist es schon Dunkel.
„Ich denke das war`s für Heute.“
Ephraim murmelt etwas, schnippst mit den Fingern und Sverk löst sich in Rauch auf.
Vinco sitzt mit Darkon am Tisch und liest während Darkon anscheinend schläft.
„Ah, da bist du ja endlich.“
„Ja, hat etwas gedauert.“, erwidert Ephraim und setzt sich mit an den Tisch. „Was liest du da?“
„So ein Buch vom dem Arzt.“, angewidert wirft Vinco es in die Ecke.
„Und Valacar?“
Vinco deutet auf auf ein sich herumwälzendes Bündel, dass auf einem Bett liegt. Plötzlich geht die Tür zum Krankenzimmer auf und der Arzt kommt heraus.
„Dass wird noch ein Weilchen dauern. Da vorne sind Betten die eigentlich für Kranke sind aber ihr könnt darin schlafen.“
Der Arzt deutet auf fünf Betten die in einer Reihe hinter dem Bett von Valacar stehen.
Kurze Zeit später schlafen sie in den Betten. Ephraim liegt im Bett neben Valacar.
Spät in der Nacht wird leise das Fenster geöffnet und eine Gestalt in grüner Kutte schleicht ins Zimmer. Der Mann geht zu den Betten und zieht sein Schwert.
„Mit wem soll ich anfangen?“, murmelt er.
Er tritt zwischen Ephraim und Valacar. Dann hebt er sein Schwert und sticht zu.
Er entlässt leises Fluchen als sich Ephraim zur Seite dreht und er daneben sticht. Dann sticht er noch mal zu. Ephraim dreht sich in die andere Richtung was weiteres Fluchen hervorruft.
Plötzlich wird er am Bein gepackt. Der Mann fährt herum. Valacar hat das Bein des Mannes umklammert und murmelt mit Sabber im Mund: „Noch eine Salami mmmbrrrbrr“, der Rest geht in unverständlichem Geblubber unter.
Da wird der Arm des Mannes gepackt. Und zwar von Ephraim, der gerade versucht in die Hand zu beißen.
„Die sind doch alle Wahnsinnig!“, keucht der Mann.
Er versucht sich loszureisen und stolpert, wobei er Valacar mit aus dem Bett zieht und dieser unsanft mit dem Gesicht dumpf auf dem Boden aufschlägt.