[color:"orange"]Interessant ist ja, dass legale Drogen wie eben Nikotin und Alkohol in der Liste der nach "Gefährlichkeit" sortierten Drogen recht weit oben rangieren, weit über beispielsweise LSD oder solchen Dingen.[/color]
Ich weiß nicht, welche Liste du meinst, aber vielleicht verwechselst du LSD.
Wikipedia: [color:"orange"]LSD kann schon bei einmaligem Konsum eine schwere Psychose – die sogenannte drogeninduzierte Psychose – auslösen, die unter Umständen unheilbar ist.[/color] Irgendwie bezweifle ich, dass LSD als so ungefährlich einsortiert würde ...
[color:"orange"]Ich denke aber, es ist auch eine Frage der Ethik. Seit wann trinkt die Menschheit Alkohol? Alkohol war schon (nahezu) immer eine in der Gesellschaft fest etablierte Droge und deren Konsum war immer schon nichts ungewöhnliches. Selbiges gilt auch für Tabak. Natürlich werden deren gesundheitliche Schäden in der Gesellschaft kritisiert, aber sie wurden eben noch nie geschlossen verurteilt, mal von den wenigen Abstinenzlern abgesehen. Es blieb immer jedem selbst überlassen. Und obwohl auch die berauschende Wirkung der Erzeugnisse gewisser Pflanzen schon sehr lange bekannt war, fanden sie in unserer Gesellschaft doch nie die Toleranz, wie sie beim Alkohol und bei den Drogen gegeben war.[/color]
"Schon immer" gilt für Europa und Tabak jedenfalls nicht, da die Tabakpflanze aus Amerika stammt. Hanf (Cannabis) wurde in Europa lange Zeit als billiger Tabakersatz geraucht, war im 19. Jahrhundert sogar eines der meistverschriebenen Medikamente (damit wohl "gesellschaftlich etabliert") und wurde erst 1937 auf amerikanischen Druck hin international geächtet - aus ganz anderen Gründen.
Wikipedia dazu:
[color:"orange"]Während der Zeit der Prohibition in den USA wurde auch Cannabis zunehmend als eine Gefahr für die Gesellschaft angesehen. Hintergrund war jedoch, dass die mächtigen Baumwollfarmerverbände der Südstaaten und Tabakproduzenten fürchteten, Marktanteile an Hanf zu verlieren und unter Hinweis auf die Rauschwirkung zum Verbot drängten. Kombiniert mit gezieltem Lobbyismus zwischen 1935 und 1937 des Hearst News Network des Medienzars William Randolph Hearst, der wegen der Aussicht einer preisgünstiger werdenden Papierproduktion mit Hanf hohe finanzielle Verluste befürchtete, und der Chemiefirma DuPont, die unter anderem Nylon und Rayon produzierte, dürfte das letztendlich zum de facto-Verbot im Jahr 1937 geführt haben. Vermutlich steht dies auch im Zusammenhang damit, dass 1933 in den USA die Alkoholprohibition aufgehoben worden war und der damit verbundene riesige staatliche Verfolgungsapparat somit ohne sinnvolle Beschäftigung war; so war die treibende Kraft des US-Cannabisverbots, der Vorsitzende des „Bureau of Narcotics“ Harry J. Anslinger, vor 1933 im „Prohibition Bureau“ für die Durchsetzung des Alkoholverbots zuständig gewesen.[/color]
Stichhaltig finde ich das Argument mit dem "gesellschaftlichen Etabliertsein" daher nicht.
Eigene Raucher- und Nichtrauchergaststätten hätten übrigens schon nach bisherigem Recht eingerichtet werden können, einfach indem der Wirt von seinem Hausrecht Gebrauch macht. Ich kenne allerdings gerade mal eine einzige Nichtraucherkneipe (ein Obdachlosenprojekt, in dem es auch keinen Alkohol gibt) und eine Nichtrauchergaststätte. Die meisten Wirte haben offenbar Angst, Kundschaft zu vergraulen, wenn rund ein Drittel der Deutschen raucht ... und die meisten Nichtraucher sind offenbar nicht militant genug, sonst müsste es ja schon weit mehr Nichtraucherlokale geben.
Abgesehen von der Lungenkrebsgefahr finde ich es auch ziemlich störend, wenn beim Essen vom Nachbartisch Zigarettenrauch herüberweht, weil es den Genuss des Essens beeinträchtigt, und in völlig verqualmten Räumen (die ich sowieso zu meiden versuche) bekomme ich gerötete, tränende Augen. Wurde am Nachbartisch heftig geraucht, kann man als Nichtraucher seine stinkenden Klamotten nach dem Restaurantbesuch gleich wechseln und sich am besten auch noch die Haare waschen. Jeder Raucher, der sich öffentlich zum Rauchen bekennt, betont, dass er auf Nichtraucher Rücksicht nimmt ... aber es gibt viele rücksichtslose Raucher, die sich in Restaurants eine Zigarette nach der anderen anzünden, den Qualm zum Nebentisch herüberblasen und nicht mal Kompromissbereitschaft zeigen, wenn man sie um Rücksichtnahme bittet.
So, wie es bislang war, haben Raucher praktisch freie Wahl unter allen Restaurants und Kneipen gehabt, während Nichtraucher, die rauchfrei weggehen wollten, in ihrer Auswahl extrem eingeschränkt waren. Ist das etwa gerecht?
Ich hätte nichts gegen Raucherlokale, wenn das Verhältnis von Raucher- zu Nichtraucherlokalen in etwa das gesellschaftliche Verhältnis von Rauchern zu Nichtrauchern abbilden würde. Da es das aber nicht tut, obwohl es längst möglich wäre, halte ich zusätzliche Maßnahmen für sinnvoll. Wäre es Wirten völlig freigestellt, ob sie ihr Lokal zum Raucher- oder Nichtraucherlokal erklären (wie es das de facto bislang war), würden die meisten dann nicht wie bisher um ihren Umsatz fürchten, die Gäste rauchen lassen und hoffen, dass die Raucher die Nichtraucher nicht vertreiben?
Nichtraucher, die rauchfrei bleiben wollen, sind in ihrer persönlichen Freiheit bislang stärker eingeschränkt gewesen als Raucher es nach den neuen Gesetzen sein werden - schließlich haben Raucher in Zukunft durchaus die Möglichkeit, jedes Lokal besuchen zu können, ohne gesundheitliche Beeinträchtigungen befürchten zu müssen, sie müssen lediglich für die Dauer des Besuchs Rücksicht auf die nicht rauchenden Gäste nehmen oder vor die Tür gehen, um zu rauchen. Die Gesetze mögen verbesserungswürdig und sogar -bedürftig sein, aber ich freue mich darauf, in Zukunft häufiger rauchfrei essen gehen zu können.
Und was das Rauchen im eigenen Auto oder Haus betrifft:
- Gerade Kinder sollten nicht zum Passivrauchen gezwungen werden. Erwachsene sollten so verantwortungsbewusst sein, nicht in Gegenwart von Kindern zu rauchen. Tun sie es dennoch, könnten die Kinder durch Rauchverbote für private Autos oder Häuser geschützt werden, denn hier dürfte bei der Abwägung der Rechtsgüter der Gesundheitsschutz der Kinder höheren Stellenwert haben als die persönliche Freiheit des Rauchenden.
- Genauso wie durchs Telefonieren ohne Freisprecheinrichtung kann man durchs Anzünden einer Zigarette während der Fahrt abgelenkt werden, und das könnte man als Begründung für ein Rauchverbot beim Autofahren anführen. Allerdings kann man auch durchs Kaffeetrinken und tausend andere Dinge abgelenkt werden, die man schwer alle verbieten kann, insofern finde ich das nicht besonders überzeugend.
Andere Gründe für Rauchverbote im eigenen Haus oder Auto kenne ich zumindest nicht.