[color:"orange"]5.) es ärgert mich nur maßlos, dass jetzt bei Rauchern eine derartige Diskriminierung angewandt wird, die seines Gleichen sucht. Sind wir denn kriminell? Sind wir Menschen zweiter oder letzter Klasse? Vielleicht kommt es noch soweit, dass wir ein Kennzeichen tragen müssen, das uns als Raucher ausweist?[/color]

Diese Aufregung kann ich allerdings nicht ganz nachvollziehen. Rauchern wird nirgends der Zutritt verboten, es wird nur gefordert, dass sie aufs Rauchen verzichten, solange sie andere mit ihrem Tabakqualm beeinträchtigen. Das Rauchen wird ihnen auch nicht generell verboten, sondern nur unbequemer gemacht (sie können ja jederzeit vor die Tür gehen). Und es wird sicher auch weiterhin Gaststätten mit Raucherbereichen geben. Klar, das Rauchen verliert durch solche Maßnahmen viel von der gesellschaftlichen Akzeptanz und Selbstverständlichkeit, die es mal hatte, aber Kriminalisierung wäre ein ganz anderes Kaliber - etwa wenn schon der Besitz kleiner Mengen Tabaks bestraft würde, ähnlich wie das bei Cannabis lange der Fall war.

[color:"orange"]6.) was ist mit Alkoholgenuss? Was mit den immer dicker werdenden Leuten, speziell die Jugend? Wenn ich im Supermarkt sehe, wer an der „heißen Theke“ steht, dann frage ich mich, was wird aus denen in zehn Jahren? Wo sind da die Gesetzgeber? Wer verbietet diesen Leuten das ungesunde Essen? Und erzähle mir Niemand, dass diese Leute nicht krank sind bzw. werden. Und, im Krankheitsfall (Diabetes, Bluthochdruck, zu hohe Cholesterinwerte etc.) nicht die Krankenkassen (somit die Allgemeinheit) genauso belasten, wie die Raucher?[/color]

Der Genuss legaler Drogen wird dort eingeschränkt, wo er andere potenziell beeinträchtigt: Das Rauchen in öffentlich zugänglichen Räumen, weil andere zum Passivrauchen gezwungen würden, das Autofahren unter Alkoholeinfluss, weil es ein Sicherheitsrisiko für andere ist. Durch ungesundes Essen beeinträchtigt man niemand anderen.

Das Krankenkassen-Argument finde ich (bei Rauchern wie auch sonst) fadenscheinig und blödsinnig. Eingriffe in die persönliche Freiheit kann man meiner Meinung nach mit der Beeinträchtigung anderer begründen, aber mit nichts sonst. Und wenn die Krankenkassenbeiträge für Raucher und Leute, die sich ungesund ernähren, erhöht würden, müssten gleichzeitig die Rentenversicherungsbeiträge für sie gesenkt werden ...

[color:"orange"]Meine Sucht geht aber doch nur mich etwas an. Ich weiß, das klingt abgedroschen, aber es ist nun einmal eine Tatsache. Warum sollte ich also irgendwem gegenüber eine Sucht eingestehen, wenn das gar nicht das Thema ist. Das Thema ist die heuchlerische Art und Weise, wie der Staat mit Rauchern umgeht - was ich durch die Forderung nach einem generellen Rauchverbot versucht habe zu verdeutlichen.[/color]

Eine Sucht geht andere dann etwas an, wenn sie dadurch beeinträchtigt werden. Passivrauchen ist eine Gesundheitsgefahr. In Gaststätten trifft man sich nicht nur privat, es finden auch zahlreiche Vereins-, Karnevals-, Eigentümer-, Gesellschafterversammlungen usw. statt. Von denen mag man halten, was man will, aber wenn zu solchen Anlässen in der Gaststätte geraucht wird, sind Nichtraucher gezwungen, entweder eine Gesundheitsgefahr in Kauf zu nehmen oder sich von der Teilnahme an Veranstaltungen des öffentlichen Lebens ausschließen zu lassen.

Klar, das Problem ließe sich auch anders lösen als durch ein generelles Rauchverbot in Gaststätten, aber eine Sucht ist eben nicht nur Privatsache. Wenn jemand zugedröhnt oder besoffen Auto fährt und dabei jemand anderen verletzt, ist das auch nicht mehr nur seine Privatsache.

[color:"orange"]Und wenn du doch der Meinung bist, dann gehen wir doch einen Schritt weiter: Verbieten wir auch das Autofahren. Wie viele Kinder sterben in Verkehrsunfällen? Wie schädlich ist der Abgas von Autos?[/color]

Das Autofahren hat im Gegensatz zum Rauchen auch einen gesellschaftlichen Nutzen, nämlich die schnelle Beförderung von Personen und Waren, insofern findet dort eine Risiko-Nutzen-Abwägung statt. Abgesehen davon sind die Autofahrer noch deutlich zahlreicher als die Raucher und ein generelles Autofahrverbot wäre entsprechend schwerer durchzusetzen. Wollte man alle Betätigungen verbieten, bei denen schon Leute zu Tode gekommen sind, wären nicht mal mehr Einatmen und Essen erlaubt <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" />

[color:"orange"]ich jedenfalls finde es genauso unzumutbar, quasi wie ein affe im zoo, hinter glas meinem laster zu frönen
*ohhgott ist der typ krank - schieb ihm doch noch ne kippe unter der glastür durch damit er schneller krepiert*[/color]

Nach den neuen Gesetzen ist es doch erlaubt, eine Gaststätte in einen Nichtraucher- und einen etwas kleineren Raucherbereich zu unterteilen. Da bei etwa einem Drittel der Bevölkerung der Bedarf vorhanden zu sein scheint, glaube ich nicht, dass Raucher in Gaststätten wie in kleinen Käfigen zur Schau gestellt werden ...

[color:"orange"]also sind die nichtraucher offenbar nicht konsequent genug, solch verqualmten lokalitäten einfach fernzubleiben.

aber im ernst:
auch ich kenne (in deutschland) keine einzige kneipe / restaurant, die/das sich VOR der gesetzlichen regelung als rauchfrei deklariert hätte. aber was sagt uns das? regelt es also doch der markt?

immer wieder bekomme ich zu hören, dass nur das verbraucherverhalten die dinge im land nachhaltig ändert! wozu also hier auf einmal die "starke hand" des staates?[/color]

Richtig, die meisten Nichtraucher sind nicht so konsequent, Gaststätten zu meiden, in denen geraucht wird. Viele werden den Rauch trotzdem als lästig empfinden oder eine Gesundheitsgefährdung darin sehen. Ich möchte mich auch nicht auf die eine Nichtraucher-Gaststätte beschränken, die ich kenne, also habe ich es bislang in Kauf genommen, dass in anderen Restaurants geraucht wird. Als Verbraucher hat man nun mal eine Vielzahl von Gründen, sich für oder gegen ein Produkt oder eine Dienstleistung zu entscheiden. Und wenn der Markt allein nicht zur Beseitigung eines Elements führt, das für eine Mehrheit ein lästiges Gesundheitsrisiko ist, halte ich gesetzliche Maßnahmen für sinnvoll. Die beschlossenen Regelungen mögen ja nicht das Gelbe vom Ei sein, aber ich finde sie besser als eine Beibehaltung des bisherigen Zustands.

[color:"orange"]Ich kenne mich da auch nicht besonders gut aus, ich habe einfach bei Wikipedia nachgesehen und fand dort eine entsprechende Liste.[/color]

Danke für den Link. Ich bin auch kein medizinischer Experte, aber ich würde sagen, dass physischer Schaden, Abhängigkeit und sozialer Schaden als Kriterien bei der Bewertung der Gefährlichkeit von Drogen nicht ausreichen. In diese Liste geht offenbar weder die eingenommene Dosis ein noch das Risiko von Schäden nach einmaligem Drogenkonsum, daher finde ich das Ganze ein wenig fragwürdig.

[color:"orange"]Aber wenn man gemütlich beim Bier in einer Kneipe sitzt, ist die Gemütlichkeit sprichwörtlich im Arsch, wenn ich jedesmal nach draußen latschen muss, nur um meine Zigarette zu bekommen. Und das dann am besten noch bei Wind und Wetter. Das stört einfach ungemein und die derzeitige "Lösung" in's andere Extrem ist alles andere als Optimum, auch wenn die Nichtraucherfront das Gesundheitsargument zweifellos auf ihrer Seite hat.[/color]

Nö, optimal ist die derzeitige Lösung wohl nicht. Aber die bisherige Lösung (freie Wahl für alle Wirte) hat für Nichtraucher auch nicht wirklich befriedigend funktioniert. Und eine bessere (und umsetzbare) Lösung hat in diesem Thread noch keiner vorgeschlagen. Ich finde es nicht richtig, Raucher zu schikanieren. Dass ein Süchtiger Einschränkungen beim Zugang zu seinem Suchtmittel schnell als schikanös empfindet, ist verständlich. Aber für schikanös halte ich die neuen Regelungen ehrlich gesagt nicht. Da sind etwa Hartz-IV-Empfänger deutlich schlimmeren Schikanen ausgesetzt, über die man sich viel berechtigter aufregen kann ...