ÜBER DEN DÄCHERN GARETHS von Stefan Schweikert:

Der jungen Diebin (und Magiedilettantin) Liasanya eröffnet sich die ungeahnte Chance auf ein ehrbares Leben: Der erfolgreiche Kaufherr Halbart Jalson engagiert sie, um eine mysteriöse Schatulle von einem Konkurrenten zu stehlen, als Tarnung muß sie vor und nach Erledigung des Auftrags ganz normal für Halbart arbeiten - und lernt dabei sowohl die ehrliche, körperliche Arbeit als auch Halbart zu schätzen.
Doch wie sollte es anders sein, ein schreckliches Verbrechen geschieht und aufgrund ihrer kriminellen Vergangenheit sowie ihrer magischen Fähigkeiten wird schnell Liasanya als Hauptverdächtige ausgemacht! Ihr gelingt jedoch die Flucht und gemeinsam mit einem befreundeten jungen Magier versucht sie, die wahren Umstände des Verbrechens aufzuklären ...

Zwei Vorbemerkungen:
1. "Über den Dächern Gareths" ist nach offizieller Zählung der 100. DSA-Roman! Der allerdings rund einen Monat VOR Nummer 99 erschien ... Irgendwelche Boni (außer einer großen "100" auf dem Buchrücken) gibt es leider auch nicht, selbst das aventurische Glossar fehlt ein weiteres mal. Sehr schade.
2. Das Buch ist eine direkte Fortsetzung von Schweikerts lesenswerter Kurzgeschichte "Li" in der DSA-Anthologie "Aufruhr in Aventurien". Diese vorher zu lesen ist daher sinnvoll, inhaltlich aber keineswegs zwingend notwendig.

Zum Buch selbst:
Nach "Satinavs Auge" (Vinsalt) und "In den Nebeln Havenas" ist "Über den Dächern Gareths" das dritte "Stadtabenteuer" in Folge in der DSA-Roman-Reihe. Während es jedoch ersterem kaum gelang, jemals echte Stadt-Atmosphäre aufkommen zu lassen und zweiterer aufgrund seiner Handlung sowieso nicht ganz in das Schema paßt, gelingt es "Über den Dächern Gareths" sehr gut, sein Milieu herüberzubringen - dabei spielt die Handlung nicht in den noblen Teilen der Hauptstadt des Mittelreichs, sondern eher in der Gosse bzw. den "mittleren" Gebieten. Schweikert gelingt es überzeugend, die Enge der überfüllten und verschmutzten Gassen von Meilersgrund und Co. spürbar zu machen und das Elend gerade nach dem Krieg gegen Borbarad und Galottas erst kürzlichem Angriff auf Gareth selbst zu beschreiben - gerade auch im Unterschied zu der wohlhabenderen Gegend, in der Halbart Jalson (selbst ein tobrischer Flüchtling) lebt.

Die Handlung ist an sich nicht allzu originell (und recht geradlinig erzählt), sondern eher als "klassisch" zu bezeichnen - das muß natürlich nichts schlechtes sein, aber manches ist doch etwas vorhersehbar, vor allem die Identität des Hauptschurken war mir sehr früh klar.
Einige der zahlreichen Nebenfiguren sind leider auch ein wenig klischeehaft geraten, aber dafür ist die Charakterisierung der Hauptfiguren erfreulich vielschichtig und lebensecht. Und auch die Schilderung mancher Nebenfiguren kann durchaus überzeugen, vor allem die Kriegsveteranen-Bettlerin (ihr merkt schon: es gibt auch einige passend eingesetzte gesellschaftskritische Elemente), der Hauptermittler und ein Inquisitor fallen mir da ein.

Insgesamt läßt sich "Über den Dächern Gareths" sehr flüssig und über weite Strecken spannend lesen, auch wenn echte Highlights eher spärlich gesät sind. Ehrlich gesagt schwanke ich bei der Notengebung zwischen einer glatte 2 und einer 2-.
Hmm ... machen wir mal eine 2- draus verbunden mit der Aufforderung, es beim nächsten DSA-Roman NOCH besser zu machen! laugh

Achja, es ist ja mittlerweile fast schon Tradition, aber auch diesmal muß ich mich leider wieder über das mangelhafte Lektorat von FanPro beschweren. Wobei ich ehrlich gesagt langsam das Gefühl habe, daß dieses Lektorat daraus besteht, einmal die Word-Rechtschreibprüfung drüberlaufen zu lassen und sonst nichts ...
Ich weiß ja nicht, wie es anderen geht, aber mich nerven allzu häufige und mit einem guten Lektorat allemal vermeidbare Fehler in Büchern schon sehr. down