Eine echt traurige Story frown :


Tennis - Die Geister, die sie rief[/b]

[b]Nach dem Streit mit ihrem tyrannischen Trainer ist Deutschlands einstiges
Tennis-Wunderkind Anna-Lena Grönefeld ist auf Tauchstation. Im Mai will sie
ein vorsichtiges Comeback starten.
Von Michael König

Tennis ist für Kinder ein nervenaufreibender Sport. Wer seinen Gegner als Kumpel
betrachtet, hat schon verloren, sagen manche Trainer. Wer seinen Gegner als Feind
betrachtet, ist umso trauriger, wenn er sein Spiel verliert. Wenn dann auch die Eltern
am Spielfeldrand Druck ausüben, ihre eigenen Erfolgsträume auf das Kind projizieren,
keimen Zweifel, ob Sport tatsächlich so förderlich ist für Kinder.

Anna-Lena Grönefeld hatte eine behütete Tennis-Kindheit, heißt es. Ihre Eltern hätten
sie bei ihrem Hobby unterstützt, aber nicht zum Erfolg trimmen wollen. "Wenn ich
kein Tennis gespielt hätte, wäre es auch okay", sagte Grönefeld einmal.

Heute wird sie sich vielleicht hin und wieder wünschen, überhaupt kein Tennis
gespielt zu haben. Denn nach der behüteten Tennis-Kindheit kam eine Jugend,
die gegensätzlicher nicht hätte sein können. Weil ihm die bisherige Erziehung
seiner Spielerin viel zu lasch erschien, trat Grönefelds Trainer Rafael Font de
Mora als Diktator auf. Er schrie sie an, isolierte sie von der Heimat und
kontrollierte pedantisch ihr Gewicht.

"Asketisch wirkende Kampfmaschine"

Die Taktik des Tyrannen ging auf: Grönefeld kletterte in der Weltrangliste von Platz
561 (2002) bis auf Rang 14. Das war im April 2006. "Aus dem Teenager aus
Nordhorn war eine asketisch wirkende Kampfmaschine geworden, die
grimmigen Blickes Punkt für Punkt die Vorgaben ihres Trainers erfüllte", staunte
die Süddeutsche Zeitung. Im September 2006 war Schluss mit Grimm und
Tyrannei: Grönefeld trennte sich von Font de Mora, in dessen Haus in Arizona sie
gewohnt hatte.

Oder trennte sich Font de Mora von ihr? Das ist wohl Ansichtssache. Der Spanier
mit dem Ruf eines brutalen Schleifers jedenfalls pocht auf laufende Verträge, er
verlangt eine hohe Abfindung, Gerüchten zufolge in Höhe von einer halben Million
Euro. Und er hat Mittel, seine Ansprüche durchzusetzen. Mittel, die Brad Gilbert in
seine Unfairness-Bibel "Winning Ugly" aufnehmen sollte, gewissermaßen als
Kapitel für Trainer und Manager.

Bei den French Open 2007 setzte sich Font de Mora in die Loge des
gegnerischen Lagers und lachte lautstark über die Fehler seiner ehemaligen
Untergebenen. In Wimbledon soll der Spanier Grönefelds Gegnerin ausführlich
gebrieft haben - unentgeltlich, versteht sich.

Das alles war zu viel für die Nordhornerin, die nach der Trennung gut 20 Kilo
zugenommen hatte und sich Erstrunden-Niederlagen in Serie leistete. In der
Weltrangliste belegt sie derzeit Platz 302, ihr letztes Turnier auf der WTA-Tournee
liegt vier Monate zurück. Ihre Gegnerin in Portugal hieß Ana Savic,
Weltranglisten-Position 699. Grönefeld verlor 6:7, 4:6.

Seitdem ist es ruhig. Fast schon gespenstisch ruhig. Ihr neuer Trainer ist der
saarländische Ex-Bundesligaspieler Dirk Dier, der am Telefon gerne über
Fortschritte sprechen möchte, jedoch an das Management in Stuttgart verweist.
Dort heißt es wochenlang: kein Kommentar, kein Interview. Nicht mit Grönefeld,
nicht mit Dier. Erst auf mehrmalige Nachfrage kommen kurze Statements per
E-Mail - vom Management, nicht von Grönefeld selbst. "Nach einer kurzen
Erholungsphase bereitet sie sich seit Anfang Januar intensiv auf ihre Rückkehr
auf die Tour vor", steht darin. Und einige Zeilen weiter unten: "Die
Vertrags-Streitigkeiten (mit Rafael Font de Mora - Anm. d. Red.) sind noch nicht
ganz ausgeräumt, jedoch ist ein Ende absehbar."

Man muss kein Prophet sein, um vorauszusagen: Solange die Geister, die sie
rief, nicht verschwunden sind, wird es kein Grönefeld-Comeback geben. Font de
Moras Gebahren auf der WTA-Tour ist vielleicht unmoralisch, aber verboten ist es
nicht.
Dem ehemaligen Trainer einfach aus dem Weg zu gehen, erscheint
schwierig: Font de Mora ist als Betreuer der Amerikanerin Meghann Shaughnessy
weltweit unterwegs.

Hochzeit mit dem Tyrannen

Shaughnessy und Grönefeld waren einst Doppelpartnerinnen,
Leidensgenossinnen, Freundinnen. Beide lebten in Font de Moras
Trainingscamp in Arizona. Shaughnessy unterwarf sich schon im Alter von 14
Jahren dem Tyrannen, in den sie sich kurz darauf verliebte. Die Beziehung
scheiterte, Shaughnessy verließ das Camp. Kam zurück, ging erneut. Es war von
Essstörungen die Rede, 2006 häuften sich die Erstrunden-Niederlagen. Im Jahr
darauf engagierte sie Font de Mora erneut als Trainer - und nicht nur das.
Amerikanischen Medien zufolge hat das Paar inzwischen geheiratet.

Falls das zutrifft, dürfte es für Anna-Lena Grönefeld ein weiterer Schlag in die
Magengrube gewesen sein, den es wegzustecken gilt - spätestens im Mai. Dann
soll sie, so viel lässt sich ihr Management entlocken, in der Tennis-Bundesliga für
Karlsruhe an den Start gehen. Auf der Mannschaftsmeldung ist sie an Position
neun zu finden. Das ist eine recht behütete Stellung, die keinen allzu großen
Erwartungsdruck entfacht. Ganz wie früher, vor der selbstgewählten Tyrannei
in Arizona.




Ragon, the compassionate Mage
[Linked Image]

Last edited by Ragon_der_Magier; 31/03/08 08:12 PM.