Letzte Kinder verlassen Höhle

Die letzten beiden Kinder der russischen Weltuntergangssekte haben nach fünf Monaten ihre unterirdische Höhle in der Nähe von Pensa an der Wolga verlassen. Eine Frau aus Weißrussland und ihre 20 Monate und 15 Jahre alten Töchter kamen aus dem Erdloch, wie der Vizegouverneur des Gebietes Pensa, Oleg Melnitschenko, nach Angaben der Agentur Interfax sagte. Damit seien alle vier Kinder wieder an der Erdoberfläche. In den vergangenen Tagen hatten immer mehr der selbstmordgefährdeten Sektenanhänger ihr Leben in der einsturzgefährdeten Höhle aufgegeben.

Elf Menschen wollten weiter in dem Erdloch ausharren, um den "für Ende Mai erwarteten Weltuntergang" zu überleben, hieß es. Nach russischen Medienberichten zogen sich die anderen Mitglieder der Sekte "Wahre russisch-orthodoxe Kirche" in die Häuser ihrer Anführer zurück, um dort weiter für ihre Rettung zu beten. Wie die Behörden mitteilten, lehnen die Gläubigen weiter ein ziviles Leben etwa mit Elektrizität und maschinell verpackten Produkten ab. Die 35 Männer, Frauen und Kinder hatten sich im November 2007 in dem Erdloch mit Lebensmittelvorräten und Benzinkanistern verschanzt.

Die Mitglieder der Sekte drohten, sich zu verbrennen, sollte die Höhle gestürmt werden. Der Bunker rund 640 Kilometer südöstlich von Moskau hat Belüftungsrohre, durch die Sicherheitskräfte, Psychologen und Geistliche mit den Insassen verhandelten. In den vergangenen Tagen waren Teile des Tunnelsystems durch starke Regenfälle eingestürzt. Die russische Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Sektenanführer Pjotr Kusnezow wegen Aufwiegelung zu religiösem Hass und Verletzung der Menschenrechte. Der 44 Jahre alte Familienvater und Bauingenieur gilt nach Expertengutachten als schwer psychisch krank und nicht zurechnungsfähig.