SCHIESSEN:
Insgesamt hat der Deutsche Schützenbund sich 19 von maximal 26 Quotenplätze für Peking sichern können. Das ist immerhin das viertbeste Ergebnis nach dem automatisch qualifizierten Gastgeber China sowie Rußland und USA (jeweils 24 von 26). In den meisten Disziplinen gibt es maximal zwei Startplätze je Nation und Geschlecht, in vier Frauen-Wettbewerben nur einen. Für die Qualifikation waren eine Mindestnorm und internationale Wettbewerbe ausschlaggebend.
Drei der 15 Wettbewerbe werden komplett ohne deutsche Beteiligung stattfinden.
Wer genau für Deutschland starten wird, entscheidet sich erst im Mai. Zu den aussichtsreichsten und daher so gut wie sicher nominierten (zumal sie allesamt deutsche Quotenplätze gesichert haben) deutschen Schützen zählen übrigens der dreifache Olympiasieger Ralf Schumann und die Ex-Weltmeisterinnen Sonja Pfeilschifter und Munkhbayar Dorjsuren sowie Ex-Europameisterin Susanne Kiermayer.
SCHWIMMEN:
Einzige reguläre Qualifikationsmöglichkeit für die Einzelwettbewerbe sind die Deutschen Meisterschaften ab morgen, wo eine (in den meisten Wettbewerben sehr hoch gesetzte) Norm unterboten werden muß. Je Wettbewerb und Geschlecht dürfen maximal zwei Athleten pro Nation in Peking an den Start gehen.
Wer bei der DM verletzt fehlt - wie die Routiniers Jens Kruppa und Stev Theloke - hat keine Chance zur Qualifikation!
Dieses System hat dazu geführt, daß die meisten deutschen Schwimmer sich komplett auf die Deutsche Meisterschaft konzentrieren, sodaß die Kurzbahn-Europa- und -Weltmeisterschaften in den vergangenen Wochen fast komplett ohne deutsche Beteiligung stattfanden - während fast alle anderen Topschwimmer antraten und auch dank eines revolutionären neuen Schwimmanzuges bereits über 20 Weltrekorde in diesem Jahr pulverisiert wurden!
Bereits vor Athen 2004 verfolgte der Deutsche Schwimmverband eine ähnliche Strategie und ging damit übelst baden - sollte das wieder geschehen, würde sich der DSV endgültig zum weltweiten Gespött der Schwimmszene machen ...
Sollten nach der DM noch Startplätze offenbleiben (wofür die Wahrscheinlichkeit bei genau 100% liegt ...), können sich theoretisch Nachwuchsschwimmer bei der Junioren-WM im Juli dafür qualifizieren - was angesichts der hohen Normen aber kaum realistisch erscheint. Möglicherweise würde der DSV dann aber auch ein paar hoffnungsvolle Talente mitnehmen, die "nur" die niedrigere internationale Norm unterboten haben.
In den Staffelwettbewerben konnte sich Deutschland immerhin für fünf von sechs Wettbewerben qualifizieren (per WM und ausgewählten internationalen Wettkämpfen) - lediglich die Männer-Lagen-Staffel ist bislang gescheitert, kann die Qualifikation bei der DM mit einer internationalen Topzeit aber noch nachholen (vier Plätze sind noch offen und werden an die weltweit schnellsten noch nicht qualifizierten Staffeln vergeben).
Im Langstreckenschwimmen werden die Startplätze größtenteilsbei der WM im Mai vergeben. Deutschland zählt zu den Topfavoriten.
Im Synchronschwimmen konnten sich noch keine Deutschen qualifizieren, die letzte Möglichkeit gibt es bis zum Wochenende bei einem Qualifikationswettbewerb in Peking. Die deutschen Chancen dürften aber gering sein (falls überhaupt Deutsche dort antreten ...).
SEGELN:
In jedem der elf Wettbewerbe darf maximal ein Starter pro Nation antreten.
Theoretisch dürfte der Deutsche Segel-Verband in jedem Wettbewerb antreten - da es jedoch auch nationale Kriterien zu erfüllen gilt, werden nach momentanem Stand wohl fünf Bootsklassen ohne deutsche Beteiligung stattfinden. Vier Teams haben die Nominierung bereits sicher, in den verbleibenden drei Bootsklassen können noch mehr als eine Crew die Norm erfüllen, was zu einem nationalen Ausscheidungswettbewerb führen würde. Wahrscheinlich wird Deutschland also in sieben von elf Wettbewerben antreten.
SOFTBALL:
Im Frauen-Pendant zum Baseball hat sich Deutschland nicht qualifiziert, es reichte anders als bei den Herren nicht mal zur Teilnahme an einem Qualifikationsturnier.
TAEKWONDO:
Je Geschlecht gibt es vier Gewichtsklassen, in denen jeweils maximal ein Starter pro Nation antreten darf. Die Deutsche Taekwondo Union konnte immerhin vier der acht möglichen Startplätze ergattern.
In Peking starten werden: Bei den Männern der frischgebackene Europameister Levent Tuncant und Daniel Manz, bei den Frauen die Nürnberger Europameisterin Sümeyye Güle und Pinar Budak.
TENNIS:
Insgesamt darf jede Nation maximal sechs Athleten je Geschlecht nominieren, von denen höchstens vier im Einzel antreten dürfen. Im Doppelwettbewerb dürfen maximal zwei Teams je Geschlecht und Nation starten.
Haupt-Qualifikations-Kriterium ist die Weltrangliste: In den Einzelwettbewerben sind jeweils die ersten 48 der Weltrangliste (Stand: 9. Juni) direkt qualifiziert (falls es nicht mehr als vier aus einer Nation sind wie z.B. derzeit bei den Spaniern). Weitere 14 Plätze werden vergeben nach dem Weltranglisten Stand zum 2. Juli (von denen einige an Länder gehen, die am 9. Juni noch keinen Starter sicher haben).
Aus deutscher Sicht bedeutet das:
Bei den Männern besteht durchaus die Möglichkeit, daß alle vier Startplätze wahrgenommen werden können. Nach momentanem Stand wären Philipp Kohlschreiber (Platz 24), Tommy Haas (36) und Nicolas Kiefer (46) direkt qualifiziert, realistische Chancen haben auch noch Michael Berrer (66) und Mischa Zverev (75). Theoretisch könnten sich auch derzeit noch schlechter plazierte Spieler qualfizieren, falls sie bei den French Open und/oder in Wimbledon extrem gut abschneiden. Leider hat Tommy Haas bereits angedeutet, daß er wohl auf Olympia verzichten wird.
Bei den Frauen sieht es dagegen leider danach aus, daß der Einzelwettbewerb ohne deutsche Beteiligung stattfinden könnte - beziehungsweise nur mit einem "Gnadenplatz" für ansonsten leer ausgehende Nationen ... Erste Anwärterinnen auf diesen Platz wären momentan Martina Müller (72), Angelique Kerber (77) und Sabine Lisicki (101). Vor allem letzterer ist aufgrund starker Ergebnisse im bisherigen Jahresverlauf (u.a. mit einem Sieg gegen die Weltranglistenfünfte) durchaus noch die direkte Qualifikation zuzutrauen.
Im Doppel sind die Top10 der Weltrangliste zum 9. Juni direkt qualifiziert, zudem dürfen ALLE Einzelspieler auch im Doppel antreten. Frei bleibende Plätze werden vom Weltverband per Wildcard vergeben.
Die direkte Qualifikation wird wohl kein deutscher Spieler schaffen. Bei den Frauen liegt Martina Müller auf Platz 48 am besten, bei den Männern Christopher Kas auf 32. Eine Verbesserung bis Juni bis in in die Top10 ist so gut unmöglich. Damit wird bei den Männern höchstwahrscheinlich nur das Doppel Kohlschreiber/Kiefer starten, bei den Damen überhaupt keines.
Leider sind die beiden besten deutschen Doppelspieler - Alexander Waske und Michael Kohlmann - seit Monaten verletzt, die hätten andernfalls eine realistische Chance zur Qualifikation gehabt ...
TISCHTENNIS:
Je Nation und Geschlecht dürfen im Einzelwettbewerb maximal drei Athleten antreten, dazu gibt es erstmals einen Teamwettbewerb, der die Doppelkonkurrenz ersetzt!
Über die Weltrangliste bereits qualifiziert sind der ehemalige Weltranglistenerste Timo Boll und Shooting Star Dimitrij Ovtcharov, beim europäischen Qualifikationsturnier gelang zudem Christian Süß die Qualifikation.
Bei den Frauen sind über die Weltrangliste Wu Jiaduo und Elke Wosik qualifiziert, Zhenqi Barthel konnte die Chance beim Qualiturnier in Nantes leider nicht nutzen. Sie erhält aber eine letzte Chance Anfang Mai beim finalen Welt-Qualifikationsturnier in Budapest.
Für den Teamwettbewerb konnten sich die Männer als beste europäische Mannschaft qualifizieren. Das Frauen-Team ist theoretisch noch nicht qualifiziert, praktisch als aktueller Weltranglisten-Sechster aber mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit.
TRIATHLON:
Je Nation und Geschlecht dürfen maximal drei Athleten an den Start gehen, Deutschland hat sich das Maximum erarbeitet. Bei den Männern stehen Weltmeister Daniel Unger und Jan Frodeno bereits fest, bei den Frauen Ricarda Lisk und Anja Dittmer. Für die beiden verbleibenden Tickets gibt es jeweils mehrere Anwärter.
TURNEN:
Kunstturnen:
Erfreulicherweise konnten sich diesmal sowohl die deutschen Männer als auch die Frauen für den Mannschaftswettbewerb qualifizieren!
Alle 12 Starter der Mannschaftswettbewerbe (jeweils sechs bei Männern und Frauen) dürfen auch in den Einzelwettbewerben starten - darunter natürlich Weltmeister Fabian Hambüchen. Wer konkret dem deutschen Team angehören wird, soll sich nach der DM Anfang Juni entscheiden.
Trampolin:
Je Nation und Geschlecht dürfen maximal zwei Athleten an den Start gehen, Deutschland konnte sich immerhin je einen Startplatz erturnen. Wer für Deutschland antreten wird, soll sich Anfang Mai bei der EM in Odense entscheiden. Normalerweise sollten sich die amtieren Olympiasiegerin Anna Dogonadze und Ex-Weltmeister Henrik Stehlik die Plätze sichern können.
Rhythmische Sportgymnastik:
Keine deutsche Athletin schaffte die Qualifikation - damit ist Deutschland erstmals bei Olympia nicht in dieser Disziplin vertreten.
VOLLEYBALL:
In der Halle konnte das zuletzt so starke deutsche Frauen-Team sich diesmal leider nicht qualifizieren - zu stark war die Konkurrenz beim Qualifikationsturnier trotz Heimvorteils. Die Chance auf ein zweites, leichteres Turnier hat man um einen Platz in der Weltrangliste verpaßt ...
Bei den Herren sieht es etwas besser aus: Zwar konnten auch sie die erste Chance beim Turnier in Istanbul nicht nutzen - und das äußerst unglücklich und aufgrund nur eines rabenschwarzen Tages. Denn so schied man aufgrund des schlechteren Satzverhältnisses aus, obwohl man vorher die favorisierten Italiener klar schlagen konnte, die das Turnier am Ende souverän gewannen ...
Im Gegensatz zu den Frauen reicht bei den Männern jedoch die Weltranglistenposition für eine zweite Chance - und das sogar vor heimischem Publikum. Im Mai geht es gegen Spanien, Taiwan und Kuba um einen letzten Startplatz in Peking. Die Gegner sind schwer, aber das deutsche Team ist gut in Form und sollte eine echte Chance haben.
Im Beach-Volleyball sieht es wesentlich besser aus: Je Nation und Geschlecht dürfen maximal zwei Teams antreten, dank guter Weltranglistenplazierungen darf Deutschland das Maximum ausfüllen.
Wer konkret in Peking starten wird (es gibt bei beiden Geschlechtern zahlreiche hoffnungsvolle Anwärter), wird sich bis 20. Juli entscheiden.
WASSERBALL:
Die Frauen haben die Qualifikation beim letzten Qualifikations-Turnier im Februar in Italien mit Platz 8 trotz guter Leistungen erneut verpaßt (Platz 4 wäre notwendig gewesen).
Dadurch konnten sich die Herren als Sieger des Quali-Turniers in Rumänien ziemlich souverän qualifizieren (wurden aber bereits in eine sehr schwere Olympia-Gruppe gelost ...).
WASSERSPRINGEN:
Von maximal erreichbaren 12 Startplätzen konnte sich der DSV gute 11 definitiv sichern. In den Synchronwettbewerben darf jeweils ein Team pro Wettbewerb antreten, in den Einzelkonkurrenten maximal zwei Starter pro Nation. Der einzige fehlende Startplatz ist im Turmspringen der Männer, wo jedoch Norman Becker wohl eine Wildcard erhalten wird (wird Ende Juni endgültig entschieden).
Wer Deutschland in Peking vertreten wird, wird nach der DM Anfang Juni bestimmt.
So, falls ich nichts übersehen habe, ist nun der Überblick über alle Sportarten komplett. Updates werden natürlich folgen.
