EKKELINS KNECHT:

14. Jahrhundert, finsterstes Mittelalter: Der mittellose Konrad wird durch einen glücklichen Zufall zum Knecht des Ritters Ekkelin Geyling. Dieser liegt in Fehde mit dem reichen Burggrafen von Nürnberg und überfällt immer wieder Nürnberger Kaufleute auf dem lukrativen Handelsweg von Prag nach Nürnberg. Der Burggraf sucht und erhält die Hilfe des Kaisers, der Ritter Ekkelin enteignen läßt. Doch der stolze Ritter und seine Getreuen lassen sich nicht entmutigen und verbreiten weiterhin Angst und Schrecken unter den Nürnberger Kaufleuten ...

"Ekkelins Knecht" ist ein echtes Kuriosum in der deutschen Filmlandschaft: Ein fränkischer Ritterfilm!
Es handelt sich um eine absolute Low-Budget-Produktion. Die Produktionskosten betragen gerade mal 250.000 Euro, die Besetzung besteht fast ausschließlich aus Laiendarstellern. Angesichts dieser Voraussetzungen ist das (zumindest zunächst nur in bayerischen Kinos zu bewundernde) Ergebnis aller Ehren Wert!
Die Laiendarsteller sind vor allem optisch sehr gut gewählt. Die schauspielerischen Fähigkeiten sind bei den meisten zwar sichtlich begrenzt (oder zumindest mangels Erfahrung ausbaufähig), was man vor allem dann merkt, wenn sie den Mund aufmachen. Die Dialoge sind zwar teilweise sowieso recht hölzern, wie sie aber vorgetragen werden, läßt doch die fehlende professionelle Ausbildung erkennen. Wenn man sich aber erstmal daran gewöhnt hat, stört es nicht allzusehr. Außerdem machen gerade die Hauptdarsteller ihre Sache alles in allem ziemlich gut.
In technischer Hinsicht merkt man "Ekkelins Knecht" natürlich ebenso die Low-Budget-Herkunft her, allerdings muß man loben, wieviel die Macher unternommen haben, um das zu überdecken. Einige Kamera- und Montagetricks (Überblendungen, Farbspielereien u.ä.) wirklich zwar teilweise recht unbeholfen, heben die Produktion aber doch über reines TV-Niveau hinaus. Lediglich der gelegentliche Einsatz der Handkamera wirkt eher fehl am Platze. Auch die musikalische Untermalung läßt sich insgesamt mit "zwischen (meist) gut gemacht und (selten) gut gemeint" charakterisieren.

Was "Ekkelins Knecht" an spektakulären Schauwerten fehlt, macht er durch den Willen zu Authentizität wieder wett. Dank der Mithilfe von Wissenschaftlern und Mittelalter-Gruppen wurde versucht, alles so naturgetreu wie möglich aussehen zu lassen - das betrifft natürlich zunächst mal Kleidung und Kulissen (hier ist natürlich auch vorteilhaft, daß es in Franken reihenweise geeignete Burgen als Drehorte gibt), aber auch die Darstellung des eher erbärmlichen Lebens der "kleinen Leute" (zu denen letztlich auch ein zunächst unbedeutender Ritter wie Ekkelin zählt). Die Authentizität geht gar soweit, daß sämtliche Darsteller mit (hoffentlich nur aufgemalten :D) verfaulten Zahnpartien ausgestattet wurden. Was - ehrlich gesagt - so manche Kußszene eher unappetitlich macht ... wink

Was die Handlung betrifft, so läßt sich ein eindeutiger Lernprozeß feststellen. Während der Beginn noch recht holprig und teilweise klischeehaft geraten ist, wird die Story im Laufe der fast zwei Stunden immer besser. Auch die relativ vielen Charaktere sind insgesamt ziemlich gut und glaubwürdig gezeichnet. Achja, und die zentrale Schlachtszene ist übrigens erfreulich sorgfältig choreographiert (wenngleich es etwas schwierig ist, die verschiedenen Parteien auseinanderzuhalten).

Somit bleibt zu sagen, daß "Ekkelins Knecht" ein sehr mutiger und somit lobenswerter Versuch ist, der meinen vollen Respekt verdient. Und wer keinen Hollywood-Prunk erwartet und sich mit den primär budget-bedingten Schwächen arrangieren kann, der darf sich auf einen gelungenen Ritterfilm mit Herz und Hirn freuen. 7 Punkte. up