Salterian wacht wieder auf und findet sich in einem mittelgroßen Zimmer vor.
Er erinnert sich wieder, er hat es geschafft den Sturm in den Siegelring zu verschließen, was ihn jedoch zu viel Kraft gekostet hat, mehr als er in dem Moment besessen hat.
Der Magus schaut auf seinen rechten Arm. Grobe und feine Manafäden schwirren um ihn herum und der Arm verschiebt sich immer weiter in die Astralebene. Er fühlt etwas Ähnliches wie Schmerz, doch das trifft es nicht genau. Im Zimmer findet er zwei weitere Personen, eine sitzt etwas weiter weg auf einem Stuhl. Salterian kann es wegen seines verschwommenen Blickes nicht genau sagen, doch er denkt dass es die Magierin von vorhin ist, sofern es denn noch derselbe Tag ist.
Nah neben dem Bett, auf dem der Magier liegt, steht ein älterer Mann, wahrscheinlich befindet Salterian sich in einem Krankenzimmer.
„Könnt ihr sprechen?“ ertönt eine verzerrte Stimme. Sie kommt von dem Mann neben dem Bett.
Salterian kann versucht zu antworten, doch gelingt es ihm zu Anfang nicht. Er vertraut darauf dass der Arzt weiß, was zu tun ist, doch kann er niemals die Arten und Mengen der Runen wissen, die neu graviert werden müssen.
Er konzentriert sich und stellt sich fünf Zahlen vor. Er denkt abwechselnd an seinen Arm und an die Zahlen. Es klappt. Manafäden lösen sich aus einem Arm und bilden Zahlen in der Luft. Eins, Eins, Acht, Eins, Sieben.
Der Arzt begreift und notiert sich die Zahlen auf einem Blatt Papier, geht dann jedoch zum Magus und rüttelt ihn an der Schulter.
„Junger Mann, welche Runen??“
Salterian weiß die Runen. Er weiß sie, der Arzt nicht. Mit einer leisen Stimme flüstert er es in die Luft.
„Ser, Ba, Un, Ar, Mel.“
Der Arzt kritzelt geschwind die Namen der Runen chronologisch unter die Zahlen.
„Ich tue was ich kann um euch zu helfen. Ruht euch jetzt aus.“
Das war leicht gesagt, Schlaf ist unmöglich. Salterian geht eher in eine Art Trance über. Alles verschwimmt langsam zu einer einheitlichen Masse. Er schließt die Augen und öffnet sie wieder.
Plötzlich findet er sich auf einem Plateau wieder. Eine weite, karge, lieblose Fläche ohne Pflanzen oder Bäume. Wie Ödland, nur etwas trostloser.
In der Ferne sieht er eine Gestalt, um die etwas herum ist. Salterian nähert sich ihr. Als er fast da ist, erkennt er die Gestalt, nämlich ihn selbst. Sein Ebenbild kniet über dem Boden, gekettet an drei Obelisken im Dreieck um ihn herum. Die Ketten sehen nicht gleich aus. Eine ist glutrot und umschlingt seinen rechten Arm. Die andere ist schwarz und umschlingt seinen Hals. Die dritte ist am sonderbarsten, sie ist rostig, und sie kommt aus seinem Brustkorb. Der Angekettete hebt den Kopf und schaut Salterian aus leeren Augen an. Es ist in der Tat er selbst. Salterian geht einen Schritt näher, doch plötzlich fangen die Obelisken an zu leuchten und schleudern in mit einer Druckwelle zurück.
Als er mit dem Rücken auf dem Boden aufprallt, wird ihm kurz schwarz vor Augen und als er im nächsten Moment wieder etwas sieht, ist er wieder an einem anderen Ort.
Diesmal etwas fröhlicher, eine grüne Wiese, in der einen Richtung weites Hochland, in der anderen wenige Meter weiter eine Klippe.
Salterian kennt diesen Ort, er hat hier gekämpft, vor zwei Jahren, es ist der Ort, wo er seinen Arm bekommen hat, oder verloren, wie man es auch sieht.
Plötzlich grollt der Himmel. Der Magier schaut nach oben, und kann einen schwarzen Punkt kurz unter den Wolken erkennen. Das Objekt fällt gen Boden und wird immer größer. Nach einer Weile erkennt Salterian einen Obelisk, der wenige Sekunden später mit Krach in den Boden fällt. Staub, Erde und Gras wird in die Luft gewirbelt. Als die Sicht wieder klar wird, sieht Salterian den gewaltigen Obelisk aus dunkelblauem Metall. Auf ihm Eine Rune. Ser.
Der Obelisk leuchtet auf und dieselbe Rune erscheint auf seiner Hand. Der Arzt versiegelt den Arm wahrscheinlich gerade. Jetzt muss Salterian nur lange genug überleben. Ein weiteres Grollen, er schaut zum Himmel. Der zweite Obelisk fällt genau auf ihn zu. Der Magier nimmt die Beine in die Hand und rennt. Gerade noch rechtzeitig gerät er außer Reichweite des zweiten Obelisken, der mit großem Lärm in den Boden fällt. Der Obelisk ist etwas größer als der Erste und trägt die Rune Ba. Sogleich leuchtet auch dieser auf und die Rune erscheint auf seinem Ellebogen.
Er rennt weiter. Jetzt kommen acht, zumindest sollten sie das. Ein Grollen, gefolgt von einem kleinen Meteoritenhagel aus Obelisken mit der Rune Un bestätigen ihn.
Sofern er gezählt hat sind es auch acht. In einem gewaltigen Lichtspiel leuchten alle Obelisken auf und blenden Salterian. Der Magier sieht nichts mehr doch hört schon das nächste Grollen. Er hört genau hin. Der Obelisk fällt, es dürfte der größte sein.
Es nützt nichts, er kann nicht hören wo er landen wird. Er hält seinen rechten Arm zum Himmel. Eins, zwei, drei… er senkt den Arm abrupt und rollt zur Seite, wodurch er zwar der Druckwelle des Obelisks zwar nicht ganz entgehen konnte, doch zumindest nicht erschlagen wurde. Er rollt einige Meter über den Boden, doch als er aufsteht und wieder sehen kann, hat er nur einige Schürfwunden. Er schaut sich um. Das gesamte Gebiet ist mit Obelisken übersäht, die den Weg zum Hochland versperren, es bleibt nur noch der spitze weg zur Klippe. Er rennt. Hinter sich knallen die ersten Obelisken auf den Boden.
Einer, zwei, drei. Er rennt schneller. Vier, fünf. Noch zwei sollten es sein. Als der sechste fällt, steht er genau am Rande der Klippe, unter der Flugbahn des Obelisken. Er weiß nicht was unter der Klippe ist, kein Land, kein Wasser, nur Dunkelheit. Das Risiko runter zuspringen will und wird er nicht eingehen. Ihm bleibt nur eine Wahl. Er hebt wieder seinen Arm und konzentriert sich. Der Obelisk trifft auf seinen Arm, doch dieser hält ihn auf. Salterian spürt die enorme Wucht des Metallblocks, die jedoch nicht geringer wird. Wenn er den Obelisk hinunterwirft wird die Rune nicht graviert. Seine Kraft lässt nach und er wirft den Obelisk zu Boden ab. Das vordere Stück der Klippe, auf dem der Magier steht, bricht ab und stürzt in die Tiefe. Die Zeit wird langsamer. Salterian sieht die Felsbrocken auseinander brechen, doch kann zuvor von Stein zu Stein Richtung Land springen und sich am Ende an dem Abhang festhalten. Der Letzte Obelisk leuchtet auf und der Arm ist vollständig graviert. Er hat es geschafft.
Er wacht auf.
Er schaut sich um. Der Raum ist leer. Sein rechter Arm ist komplett verbunden, er hat es wirklich überlebt. Zwar kann er den Arm noch nicht bewegen, was jedoch normal ist nachdem er gerade erst neu versiegelt wurde. Salterian will aufstehen. Er ist zwar noch etwas geschwächt doch gelingt es ihm. Langsam schreitet er zur Tür und öffnet sie.
Last edited by Skydragon; 08/05/08 05:58 PM.