Sowas von Feigheit, Falschheit und öffentlicher Heuchelei:


Asyl-Politik in Österreich - Wie flüchtig ist doch Mitgefühl[/b]

[b]Vom Liebling der Nation zum Hassobjekt: In Österreich soll eine 16 Jahre alte
und gut integrierte Kosovo-Albanerin abgeschoben werden.
Von Michael Frank

Wien - Vor einem halben Jahr war Arigona Zogaj Liebling der österreichischen
Nation: Ein tapferes Mädchen aus dem Kosovo wehrte sich gegen die Abschiebung,
gegen die Grausamkeit ministerieller Apparate. Heute ist die Sympathie verflogen.
Kalte Abneigung durchweht Arigonas Heimatort Frankenburg. Ihre Mutter hat
versucht, sich umzubringen. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty
International bemängelt die unklare Gesetzeslage. Der Verfassungsgerichtshof
muss sich damit befassen. Die Ausweisung des Mädchens steht kurz bevor.

Was war das im November noch für eine Welle der Zuneigung gewesen für die
16-jährige Arigona. Ganz schien es so, als seien Österreicher nicht mehr gewillt,
der extremen Härte ihrer Behörden gegenüber Asylsuchenden beizupflichten.

Das Städtchen Frankenburg am Hausruck, das Land Oberösterreich, die halbe
Nation legte sich ins Zeug für die junge Kosovo-Albanerin, die in den neunziger
Jahren mit Eltern und vier Geschwistern als Flüchtling hierher gekommen war
und sich bestens eingelebt hatte. Die Familienmitglieder waren wohlgelitten als
fleißige, umgängliche Leute. Doch nach langen Jahren wurden die Asylanträge
der Zogajs abgelehnt. Und wieder nach Jahren verfügte Wiens Innenminister
Günther Platter aus heiterem Himmel ihre Ausweisung. Dies mitten in einer
Debatte, die für Zuwanderer in Österreich als Wichtigstes die vorbehaltlose
Integration forderte.

Wenn jemand dem entspreche, dann die Zogajs, so das allgemeine Urteil.
Dennoch schob man Vater und Kinder in einer Nacht-und-Nebel-Aktion ab. Die
Mutter blieb, weil sie im Krankenhaus lag. Tochter Arigona, zufällig außer Haus,
tauchte unter und richtete einen dramatischen Appell an ihre Mitbürger: Wieso
solle sie in ein Leben ohne Zukunft abgeschoben werden, in ein Land, das sie
nicht kenne und dessen Sprache sie nicht spreche?

Ein in Asylhilfe bewanderter und im Kampf mit hartleibigen Behörden gestählter
Pfarrer nahm sich ihrer an. Empörung allerorten über bürokratische Herzlosigkeit.
Kirchen, Vereine, Bürger und Politiker verlangten ein "humanitäres Bleiberecht"
wenigstens für Arigona und ihre Mutter, wie es das Asylrecht in Sonderfällen
vorsieht. Der Bezirkshauptmann, der Landeshauptmann - alle beschworen ein
Einlenken des Innenministers. Schließlich forderte man, die
Entscheidungsbefugnis über das humanitäre Bleiberecht grundsätzlich vom Bund
auf Länder oder Bezirke zu übertragen, wo man die konkreten Fälle besser kenne.


Der christsoziale Innenminister blieb hart. Arigona könne noch das Schuljahr
beenden, dann sei Schluss mit allen Gnadenakten. Platter deklarierte die
anstehende Ausweisung gar als einen Akt der Familienzusammenführung - hin
zu den soeben gewaltsam in den Kosovo ausgewiesenen Geschwistern und zum
Vater. Wird nun wirklich am letzten Schultag Anfang Juli die Polizei vor der
Schultüre stehen und Arigona mit ihrer Mutter hinausverfrachten aus Österreich?
Wie flüchtig ist doch Mitgefühl.


Die Leute in Frankenburg, wo man sich für Arigona so tapfer schlug, seien
mehrheitlich längst dafür, dass sie in "ihre Heimat" Kosovo verschwinde, glaubt
der Bürgermeister. Der Pfarrer bekommt keine Ermunterungsschreiben mehr,
sondern anonyme Briefe, man solle ihn, den "Kanakenfreund", aufhängen oder
am besten vergasen. Die Fürsprecher dagegen seien des Falles überdrüssig
geworden, so der Pfarrer. So gewinnen Fremdenhass und Unduldsamkeit die
Oberhand.

Und die Gerüchteküche spinnt sich die seltsamsten Privilegien für die beiden
Frauen der zerrissenen Familie zusammen. Weil ihnen ein mildtätiger Baron in
höchst bescheidenen Räumen seines Adelssitzes Obdach gewährt, erzählt man
sich Märchen über Arigonas Prinzessinnenleben auf einem Schloss. Selbst wenn
das Mädchen nur Pizza essen geht, ist das Anlass zu giftigen Bemerkungen.

Wer hält das schon aus? Das Mädchen fand jüngst seine Mutter mit
aufgeschnittenen Pulsadern in ihrem Blut liegen, rettete ihr das Leben. Ein
Selbstmordversuch aus Angst vor der Ausweisung, zumal der 42-jährige Vater,
der mit den vier anderen Kindern in den Kosovo zurück musste, dort plötzlich
verschwunden ist. Niemand weiß, wohin. Sicher ist nur: Österreichs
Fremdenpolitik hat eine Familie zerrüttet.




Damit wir uns nicht falsch verstehen:
Derart kann natürlich auch im Land des vorigen Gastgebers eines großen Fußballturniers geschehen.
Nein, NICHT China! rolleyes

In Schäuble-/Beck-/Schönbohm-Deutschland selbstverständlich.

Dennoch macht das die aktuelle Angelegenheit kein Deut´ besser.

Ich würd´ mich jedenfalls bedanken, aus dem einzigen Land das ich kenne und mir je Heimat war nach Jahrzehnten dortigen Einlebens einfach mir nichts dir nichts in ein unsicheres terra incognita rausgeschmissen zu werden.
mad mad mad

Nur noch einen Zacken schlimmer, wenn man dann vermeintliche Hoffnung durch große öffentliche Unterstützung bekommt - und die einem dann ebenso unvermittelt nicht nur unter den Füßen weggezogen wird, nein, sogar ins Gegenteil umschlägt.

Was ein zynisches und bösartiges Spiel! suspicion


Ragon