Apropos, zu den "Bem�hungen die Welt zu retten" und deren Erfolg - mal wieder einen echten "Findling der Zeit" - ein Beispiel aus der Historie:



Erster Weltkrieg - Der Mann, der die Welt retten wollte[/b]

[b]Im Juni 1914 reiste Edward M. House als inoffizieller Beauftragter des
US-Pr�sidenten Woodrow Wilson durch Europa, um Frieden zu stiften. Er
scheiterte auch deshalb, weil Kaiser Wilhelm lieber Urlaub machte.
Von Thomas Wadewitz

"... In Europa sch�pfte man damals, anderthalb Jahre vor dem Ausbruch des Ersten
Weltkriegs, vor�bergehend noch einmal Hoffnung. Gerade war es aufgrund einer
britisch-deutschen Kooperation gelungen, den ersten Balkankrieg zu beenden.

Auf d�nnstem Eis


Dennoch wussten Europas Politiker, dass sie sich - so der britische Premier
Asquith - auf d�nnstem Eis bewegten; der Friede schien allein von der Laune des
Zufalls abzuh�ngen. House wiederum hatte erkannt: Ein gro�er europ�ischer
Krieg w�rde die USA nicht unbehelligt lassen, weswegen es in ihrem eigenen
Interesse lag, ihn zu verhindern.

Dies glaubte House durch eine Allianz der USA mit Gro�britannien und
Deutschland erreichen zu k�nnen, um besonders den britisch-deutschen
Gegensatz einzud�mmen, der besonders in der Flottenr�stung der beiden
europ�ischen Gro�m�chte sichtbar wurde.

Schon wenige Monate nach dem Amtsantritt Wilsons begann Edward M. House
im Mai 1913 mit den Sondierungen f�r die geplante Allianz. Zuerst suchte er mit
dem deutschen Botschafter Graf Bernstorff das Gespr�ch: "Der Graf sprach viel
freim�tiger, als ich es von einem Diplomaten seiner Schule erwartet h�tte. Ich
warf den Gedanken auf, dass es eine gro�e Sache w�re, wenn man zu einem
freundschaftlichen Einvernehmen zwischen England, Deutschland, Japan und
den Vereinigten Staaten gelangen k�nnte. Diese M�chte zusammen w�rden
einen heilsamen Einfluss auf die ganze Welt aus�ben. Sie k�nnten den Frieden
sichern und zur Aufschlie�ung der weiten, noch unentwickelten R�ume beitragen,
wobei sie nat�rlich allen die gleiche Gelegenheit zur Bet�tigung offenhalten
m�ssten. Zu meiner gro�en �berraschung stimmte er mir zu.

[ Der Kaiser, der lieber auf seine allsommerliche Lustreise ging, als sich um die Rettung des
Friedens zu k�mmern: Wilhelm II., hier mit seiner Gattin Auguste Viktoria im Jahre 1914
Foto: Scherl ]


Zwei Monate sp�ter informierte House in London den britischen Au�enminister Sir
Edward Grey. Im Dezember 1913 sprach er in Washington mit Greys Sekret�r Sir
William Tyrrell. Dieser schlug vor, House sollte versuchen, den deutschen Kaiser
Wilhelm II. dem Einfluss seines Marinestaatssekret�rs Alfred von Tirpitz zu
entziehen, des Hauptantreibers der deutschen Flottenr�stung. So reiste House im
Mai 1914 als stiller Gesellschafter ohne jede offizielle Funktion nach Berlin.

Nach seinem Gespr�ch mit Tirpitz schrieb er an den Pr�sidenten: "Hier herrscht
der v�llig toll gewordene Militarismus. Wenn nicht jemand, der in Ihrem Namen
handelt, eine Verst�ndigung auf ganz neuem Grunde zustande bringt, so wird es
eines Tages zu einer f�rchterlichen Katastrophe kommen. Wenn England jemals
damit einverstanden ist, werden Frankreich und Russland �ber Deutschland und
�sterreich herfallen. England m�chte Deutschland nicht g�nzlich zerschmettert
sehen, denn es h�tte dann mit seinem alten Feinde Russland zu rechnen; aber
wenn Deutschland auf einer �berw�ltigenden Flotte besteht, wird England keine
Wahl haben. Die beste Aussicht auf Frieden bietet eine Verst�ndigung Englands
und Deutschlands �ber die Flottenr�stungen, wenn auch eine zu starke
Ann�herung zwischen den beiden f�r uns einen gewissen Nachteil bedeutet..."

Zum 1. Juni 1914, vier Wochen vor Sarajewo, wurde House zu einem vertraulichen
Gespr�ch mit dem deutschen Kaiser eingeladen, der ihm erkl�rte, er wolle den
Frieden haben, denn er liege in Deutschlands Interesse. Deutschland sei arm
gewesen, werde nun zunehmend reicher.
...

House blieb dennoch optimistisch - getreu seiner Ansicht, "dass internationale
Angelegenheiten mit Nutzen in derselben Weise behandelt werden k�nnten, wie
die Menschen einzeln unter sich ihre Privatangelegenheiten behandeln, und dass
die meisten Missverst�ndnisse durch irref�hrende Berichte und St�renfriede
zustande k�men; wenn die Hauptpersonen die Tatsachen kennten, w�rden sich
die sogenannten schwierigen Situationen leicht l�sen lassen."

Das h�rt sich pragmatisch an - und war angesichts der verfahrenen Lage
wom�glich dennoch sehr idealistisch gedacht. Davon abgesehen, war House
ohnehin zu sp�t nach Europa gekommen. Am 28. Juni 1914 eskalierte die
Situation:
..."




Ragon, der Geschichtsmagier

Last edited by Ragon_der_Magier; 08/06/08 12:08 PM.