INDIANA JONES UND DAS KÖNIGREICH DES KRISTALLSCHÄDELS:

1957: Henry Jones, jr. (macht immer noch eine gute Figur als peitschenbewehrter Archäologe: Harrison Ford) muß nicht mehr gegen böse Nazis um den Besitz geheimnisvoller Artefakte kämpfen - sondern gegen kaum weniger böse Russen, angeführt von Dr. Irina Spalko (Cate Blanchett im Domina-Outfit). Diesmal geht es um einen mysteriösen Kristallschädel, der in Verbindung mit einer untergegangenen Stadt (nein, nicht Atlantis ;)) zu stehen scheint. Gemeinsam mit dem jungen Mutt (Shooting Star Shia LaBeouf) macht sich Indy auf die Suche nach dessen Mutter und dem mit ihm befreundeten Wissenschaftler Harold Oxley (John Hurt), die selbst beim Versuch, das Rätsel des Kristallschädels zu läsen, verschollen sind ...

Der vierte Indy fügt sich inhaltlich wie qualitativ beinahe nahtlos in die Reihe seiner drei bereits legendären Vorgänger ein. Es gibt viel Action in teils gewohnt exotischer Kulisse, viel Humor und eine gute Prise Übernatürliches. Tatsächlich ist manchem Zuschauer die Auflösung der Story in dieser Hinsicht sogar etwas zu viel des Guten, aber letztlich ist sie auch nicht unglaubwürdiger oder phantastischer als bei den ersten Filmen - nur fehlt diesmal der fast schon traditionelle religiöse Bezug.
Auch den leicht trashigen Charme u.a. durch die ziemlich deutlich sichtbare Verwendung von Studiokulissen als Naturersatz hat Regisseur Steven Spielberg bewußt beibehalten - allerdings nicht ganz konsequenz, denn der neue "Indy" bietet deutlich mehr CGI-Effekte auf. Was gerade bei vielen Fans nicht wirklich gut ankommt, zumal der Einsatz der Effekte mitunter ziemlich deutlich erkennbar ist. Mich hat es letztlich aber nicht wirklich gestört.

Sehr gelungen ist auf jeden Fall die Verbindung des Films mit den Vorgängern - obwohl außer Indy nur noch eine weitere Figur aus dem bekannten Indy-Universum mit von der Partie ist, werden doch fast alle wichtigen Personen aus Indys Leben mehr oder weniger ausführlich erwähnt. Speziell an Dr. Marcus Brody, der im ersten und dritten Indy-Film vom 1992 an AIDS verstorbenen Denholm Elliott verkörpert wurde, gibt es eine richtig schöne Hommage. Seine Rolle wurde übrigens quasi von Jim Broadbent ("Moulin Rouge!", "Iris") übernommen, der den neuen Dekan von Indys Uni spielt und sich eigentlich wenig von Elliotts damaliger Rolle unterscheidet.

Wie gesagt: Der neue "Indiana Jones"-Film ist ein echter, würdiger Indy. Daß er IMHO dennoch der schwächste Film der Reihe ist, liegt an der fehlenden Originalität. Während die Original-Trilogie selbst zahlreiche Nachahmer fand (obwohl natürlich auch die ersten drei Filme etliches von Filmklassikern der 40er und 50er Jahre abgeschaut haben - dennoch wirkte das dort einfach frisch), erinnern im neuen Film etliche Szenen einfach zu stark an bekannte Franchises wie James Bond, "Akte X" oder "Die Mumie" (dabei sind die beiden Filme ja selbst deutliche Indy-Nachahmer ...).
Das stört den Filmgenuß ein wenig, machte ihn aber zumindest für mich bei weitem nicht kaputt.
Es soll an dieser Stelle nicht verschwiegen werden, daß die Meinungen zum vierten Indy sehr geteilt ausfallen und das trotz fast durchgehend guter Kritiken. Vielleicht liegt es an der zu hohen Erwartungshaltung? Oder an der verklärten Erinnerung an die Qualitäten der ersten drei Indy-Filme? Oder daran, daß ein neuer Indy heutzutage eben doch nur eines von vielen Kinosommer-Highlights ist und im Vergleich zu manch anderem Spektakel ziemlich altmodisch daherkommt?

Ich weiß es nicht. Ich weiß aber, daß ich mich zwei Stunden lang gut unterhalten habe. Und dafür gibt es, trotz des Originalitätsmangels sowie mancher Logik- und Abfolgefehler (die es in den Vorgängern ebenfalls zu genüge gab), noch knapp 8 Punkte. Und die Hoffnung auf einen fünften Film, wieder mit Harrison Ford in der Hauptrolle (er hat die Bereitschaft dazu bereits kundgetan), aber mit einem etwas innovativeren Drehbuch. smile

P.S.: "Scrubs"-Fans werden sich über den Auftritt des Hausmeisters in einer kleinen Rolle als FBI-Agent freuen. grin