CHARLIE BARTLETT:

Charlie Bartlett (Anton Yelchin) ist ein sehr intelligentes Bürschchen. Das bescheinigt ihm sogar der Direktor der Privatschule, aus der er rausgeschmissen wird, weil er (perfekt) gefälschte Führerscheine an seine Mitschüler verhökert hat. Da es jedoch nicht sein erster Rausschmiß ist und ihn trotz der monetären Verlockungen seiner reichen, alleinerziehenden Mutter Marilyn (Hope Davis) keine andere Privatschule mehr aufnehmen will, bleibt nur eines übrig: Eine öffentliche Schule!
An seinem ersten Schultag dort denkt er zwar immerhin daran, daß es wohl besser wäre, mit dem Schulbus zu fahren anstatt wie üblich vom Chauffeur in der Luxuslimousine gebracht zu werden - da er jedoch in seinem feinen Anzug samt Krawatte natürlich dennoch für Aufsehen sorgt, macht er gleich mal unliebsame Bekanntschaft mit Schulschläger Murphy (witzig: Tyler Hilton). Charlie macht aber das beste daraus, indem er Murphy als "Geschäftspartner" engagiert, um auf der Schultoilette Drogen zu verkaufen, die er von seinem Familienpsychiater aufgrund erfundener Krankheitsbilder verschrieben bekommt. wink
Das Geschäft läuft prima - bis sich Charlie in die Tochter (reizend: Kat Dennings) des depressiven Schuldirektors Gardner (Robert Downey, Jr.) verliebt ...

"Charlie Bartlett" ist ein würdiger Nachfolger im Geiste zur 80er-Jahre-Kult-Komödie "Ferris macht blau". Den Film als Highschool-Komödie zu bezeichnen, wäre zwar durchaus zutreffend, würde jedoch vermutlich falsche Erwartungen wecken. "Charlie Bartlett" hat nämlich nichts gemein mit Filmen wie der "American Pie"-Reihe, die komplett auf Comedy (gerne auch mal unter Gürtellinie angesiedelt) ausgerichtet sind. Der Humor in "Charlie Bartlett" ist - wie bei "Ferris macht blau" - anders. Er lebt weniger von offensichtlichen Pointen, sondern mehr von seiner Subversivität, seiner Skurrilität, aber auch von der puren Lebensfreude, die der Film ausstrahlt. Dabei handelt es sich aber auch nicht um reine Komödie. Zwar ist der Film unheimlich witzig, behandelt aber auch ernste Themen - wie Drogen- und Alkoholmißbrauch, aber auch die typischen, teils sehr ernsthaften coming-of-age-Probleme wie Gruppenzwang und emotionale Vereinsamung - durchaus seriös, mitunter vielleicht sogar ein wenig zu sehr belehrend.
Es soll auch erwähnt werden, daß "Charlie Bartlett" nicht auf Realitätsnähe setzt. Der Film ist komplett übertrieben und wird sich so garantiert nie in der Realität abspielen. Das macht aber überhaupt nichts, denn sein Ziel erreicht dieser Film problemlos: Hervorragend zu unterhalten, dabei aber auch die ernsten Zwischentöne nicht zu vernachlässigen (das übrigens sogar deutlich ausführlicher als der erwähnte "Ferris macht blau").

Damit solch ein Independent-Film funktioniert, sind überzeugende Schauspieler unerläßlich. Und auch die kann "Charlie Bartlett" bieten: "Iron Man" und Ex-Alkoholiker Downey, Jr. spielt hier eine fast autobiographische Rolle (wie er selbst zugibt) und verleiht dem Projekt mit seiner Schauspielkunst und seinem Charme - ebenso wie Hope Davis als Charlies liebevolle, aber psychisch angeschlagene Mutter - die nötige Seriosität. Anton Yelchin, der trotz seiner erst 19 Lebensjahre bereits auf einige bemerkenswerte Rollen in Filmen wie der King-Adaption "Hearts in Atlantis" mit Sir Anthony Hopkins vorweisen kann, zeigt sein großes Potential. Mal sehen, ob er mit seinen kommenden Rollen als Chekov in "Star Trek" und außerdem im vierten "Terminator"-Film den endgültigen Durchbruch schafft. Auch seine Filmfreundin Kat Dennings, bisher überwiegend in TV-Serien unterwegs, weiß mit Charme und Esprit zu überzeugen. Hoffentlich sieht man sie bald öfter im Kino.

Fazit: "Charlie Bartlett" ist ein toller Film mit nur kleinen Schwächen im Detail (wie der erwähnten, gelegentlich leicht übertriebenen Moralkeule oder dem etwas plötzlich wirkenden Ende). 9 Punkte. up

Last edited by Ralf; 03/07/08 12:54 PM.