Tja, hier Ansätze für Erklärungsversuche der mässigen DLV-Leistungen, insbesondere im Laufbereich:

Leichtathletik - Schlechte Zeiten[/b]

[b]Bei den Meisterschaften in Nürnberg hinterließen einige Athleten keinen guten
Eindruck. Sieben deutsche Einzelläufer sind für Olympia qualifiziert - gibt die
Wohlstandsgesellschaft nicht mehr her?
Von Thomas Hahn

... Das ist nicht viel, vor allem wenn man bedenkt, welch dichte Leistungsfelder die
deutsche Laufelite noch in den achtziger Jahren aufwies. Und natürlich diskutiert
die Szene mit Eifer, woran diese Negativ-Entwicklung liegt. Chefbundestrainer
Jürgen Mallow könnte dazu vieles sagen, tat es in Nürnberg aber auf Anfrage
nicht. Zu komplex sei das Thema, um es im Rahmen einer
Bilanzpressekonferenz zu besprechen. Und auch Tono Kirschbaum, Trainer des
10.000-Meter-Europameisters Fitschen, seufzt, wenn er die Frage nach der
deutschen Lauf-Malaise hört, die vor allem dünne Meisterschaftskonkurrenzen
und wenig beeindruckende Endzeiten dokumentieren: "Darüber können wir ein
Seminar abhalten."

Beim Doping liegt ein Erklärungsansatz, nachdem einzelne deutsche Läufer in
der Vergangenheit deutliche Indizien dafür geliefert haben. ...
Manche Kritiker reden von Bequemlichkeit bei der heutigen Athleten-Generation.
Andere denken an trainingsmethodische Fehler und falsches Management bei der
Wettkampfplanung;...

Und einer wie Kirschbaum beklagt außerdem, "dass man sich an den hohen
Normen die Zähne ausbeißt". Beispiel Fitschen. Der wollte im Mai die nötigen
27:50 Minuten in Stanford laufen, scheiterte aber mit Bestzeit von 28:02,44,
scheiterte danach bei einem zweiten Versuch in Neerpelt frustrierend deutlich und
hetzt nun den 13:21,40 für einen 5000-Meter-Start hinterher. "Diese Hatz ist oft
auch zermürbend",...

Und so landet man wieder bei den gesellschaftlichen Faktoren des Niedergangs.
Dass die alten Zeiten nur gut gewesen wären, ist dabei gar nicht der Punkt, sie
waren einfach anders, mit weniger massenmedialem Einfluss auf die Jugend,
weniger Funsport und weniger Wettbewerb zwischen den Verbänden, Talente zu
gewinnen. Laufen ist in Deutschland ein Wellness-Trend geworden, eine
Massenbewegung für Hobbysportler, die bei den Marathons ihre persönliche
Heldengeschichte schreiben wollen.

Als Hochleistungssport ist es vielen zu anstrengend geworden, vor allem aber
erreichen die begabten Jugendlichen in einer technisierten Welt, der ein
eingeschränkter Schulsportunterricht wenig entgegensetzen kann, nicht mehr die
athletischen Fähigkeiten früherer Generationen. Es gibt nicht mehr so viele
Läufer, die auf hohem Niveau trainieren können, ohne dieses Niveau als
Anstrengung zu empfinden. ...



Ragon, der Suchende