DER UNGLAUBLICHE HULK:
(ungeschnittene FSK16-Version)

Fünf Jahre nach den Geschehnissen des Vorgängers (der ja tatsächlich vor fünf Jahren in die Kinos kam!): Bruce Banner (Edward Norton) hat sich nach Brasilien verzogen, wo er versucht, seine Wut - die bekanntlich den Hulk in ihm weckt - in den Griff zu bekommen. Doch durch einen unglücklichen Zufall kommt das Militär um General Ross (William Hurt) und Hulks neuen Gegenspieler Emil Blonsky (stark: Tim Roth) auf seine Spur und somit wird Bruce/Hulk wieder zum Gejagten. Dennoch versucht er mithilfe seiner großen Liebe Betty (Liv Tyler) und eines Wissenschaftlers (Tim Blake Nelson), sich endlich zu "heilen". Sprich: Den Hulk loszuwerden, wieder zum ganz normalen Mensch zu werden!

Eigentlich ist es schon ein bißchen kurios: Louis Leterriers "Der unglaubliche Hulk" hat kaum noch etwas mit Ang Lees "Hulk" zu tun - das betrifft sowohl das Personal vor (außer TV-Hulk Lou Ferrigno, der wieder ein Cameo hat und außerdem die Stimme des Hulk ist) als auch, zumindest in den wichtigen Positionen, hinter der Kamera. Und auch den Stil des Films, der diesmal deutlich actionbetonter, aber auch etwas humorvoller daherkommt. Doch trotz dieser gewaltigen Unterschiede ist es handlungsmäßig eigentlich eine direkte Fortsetzung - trotz des Zeitsprungs von fünf Jahren.
Tatsächlich macht Leterriers Film vieles besser, was Lees Version falsch machte. Aber leider auch andersherum. Ein "Best of" beider Filme würde wohl den perfekten "Hulk"-Film ergeben, denn wo der erste Film etwas mehr Action vertragen hätte, leidet der zweite etwas unter seiner ziemlich dünnen Story.

Zudem ist es für jemanden, der Lees "Hulk" mochte, recht schwierig, sich mit den Umbesetzungen anzufreunden. Edward Norton für Eric Bana ist okay - schon weil man Norton den klassischen Wissenschaftler-Typ rein optisch einfach besser abnimmt als Bana (der aber wohlgemerkt ebenfalls einen guten Job gemacht hat). Echte Probleme habe ich dagegen mit Liv Tyler und William Hurt für Jennifer Connelly und Sam Elliott. Connelly paßte einfach besser in die Rolle, auch die Leinwandchemie mit Bana war stärker als die zwischen Norton und Tyler - was aber natürlich auch der Tatsache zuzuschreiben ist, daß Lee den Figuren mehr Raum zur Entwicklung ließ als es nun Leterrier tut. Zudem ist und wirkt Tyler einfach zu jung. Sie ist immerhin sechs Jahre jünger als Connelly und da die Filmhandlung eben fünf Jahre nach dem ersten spielt, paßt das einfach nicht. Zumal Tyler IMHO sowieso jünger wirkt als Connelly (damals wie heute). Und William Hurt? Der OSCAR-Gewinner ist selbstverständlich ein hervorragender Schauspieler und macht auch hier seine Sache gut - aber Sam Elliott hatte dem verbissenen General Ross in Lees Film einfach so sehr seinen Stempel aufgedrückt, daß Hurt dagegen nicht ankommt - Schnauzer hin oder her ... wink

Dafür kann man über die Actionsequenzen des neuen Hulk nicht meckern, die kommen wirklich beeindruckend rüber. Auch die CGI-Effekte können durchaus überzeugen, wobei ich ehrlich gesagt Hulks Gegenspieler Abomination optisch deutlich gelungener finde als den Hulk selbst. up

Insgesamt ist "Der unglaubliche Hulk" wie sein umstrittener Vorgänger eine insgesamt gelungene Marvel-Verfilmung, die Stärken und Schwächen im Grunde einfach ausgetauscht hat. Daher gibt es auch in etwa die gleiche Bewertung wie beim letzten Mal: 7,5 Punkte.

Mal sehen, was die 70 Minuten, die auf Befehl des Studios geschnitten werden mußten (wobei auch sonst sicherlich nicht alles dringeblieben wäre, wie Leterrier schon klargemacht hat) und auf der DVD enthalten sein sollen, einige der Schwächen doch noch ausmerzen können. Ich bin jedenfalls für eine Fortsetzung offen. smile