Originally Posted by Ralf
Es soll an dieser Stelle nicht verschwiegen werden, daß die Meinungen zum vierten Indy sehr geteilt ausfallen und das trotz fast durchgehend guter Kritiken. Vielleicht liegt es an der zu hohen Erwartungshaltung? Oder an der verklärten Erinnerung an die Qualitäten der ersten drei Indy-Filme? Oder daran, daß ein neuer Indy heutzutage eben doch nur eines von vielen Kinosommer-Highlights ist und im Vergleich zu manch anderem Spektakel ziemlich altmodisch daherkommt?

Bei mir liegt es an einer Melange von Gründen:

1. Die schlechte Optik. Man hat dem Film in nahezu jeder Szene die künstliche Beleuchtung angesehen. In dieser Deutlichkeit habe ich das nur bei 300 bemerkt und auch kritisiert. Darüber hinaus war der Film - im Kino meiner Wahl - erstaunlich unscharf. Und zwar so unscharf, daß der Trailer z.B. schärfer sein dürfte. Die Special Effects waren jetzt auch nicht der Brenner, haben eher an ein B-Movie erinnert als an einen ersehnten Blockbuster.
Wenn das alles Absicht gewesen ist, um den Look alter Filme zu rekreieren, ist es meiner Meinung nach total in die Hose gegangen. Das sah einfach Scheiße aus.

2. Die Story - viel wurde ja darüber geschrieben und es heißt ja zu Recht, daß auch in den Vorgängern nicht gerade mit mystisch-abgehobenen Elementen gegeizt wurde. Aber dennoch hatte man bei diesen Teilen nicht den Eindruck, daß man aus Versehen in eine billige AkteX-Kopie geraten ist. Das ist hier aber der Fall. Zumal das Ganze gegen Ende immer gigantomanischer wird, aber so gut wie gar keinen Reiz ausstrahlt. Eine beliebige SciFi-Story, die ich persönlich in keinster Weise mit Indy in Verbindung bringen kann.
Davon abgesehen gibt es einige mehr oder weniger offensichtliche Löcher in der Story, die einem den Spaß ebenfalls vergällen. Da ich die anderen Teile - wie viele andere auch - regelmäßig schaue, sind sie mir da in dieser Form nicht aufgefallen.

3. Die Kameraarbeit fand ich nicht gut. Man hat nicht einmal ein Gefühl der Rasanz bekommen, nicht mal bei der Verfolgungsjagd im Dschungel. Die Kamera war zu oft zu nah am Geschehen, und wenn sie mal etwas weiter weggezoomt ist, kam mir die Action im Bild viel zu langsam vor.

4. Die Langsamkeit bezieht sich auch auf die schauspielerische Leistung. Jeder wirkte irgendwie hölzern, vor allem Cate Blanchett, die mich gar nicht überzeugen konnte. Harrison Ford war noch der beste, aber auch nicht auf der Höhe seiner Kunst.

Das einzig Gute ist, wie Spielberg es wie kein anderer versteht, kleine und große Gags und Anspielungen in seine Filme zu packen. In diesem Fall betrifft das die gesamte 50er-Jahre-Atmosphäre, die sehr gut rüberkommt.

Aber ansonsten kann ich es in einem Satz zusammenfassen: Abgesehen von den Anfangsszenen, die man aus dem Trailer kennt, ist kein einziges Mal richtiges Indy-Feeling bei mir aufgekommen. frown

Aus diesem Grund bin ich sehr, sehr enttäuscht... ich hätte deutlich mehr erwartet und vergeben dementsprechend lediglich 6 von 10 Punkten - einer davon ist der Indy-Bonus, der eigentlich sogar unverdient ist. down


Nigel Powers: "There are only two things I can't stand in this world. People who are intolerant of other people's cultures... and the Dutch!"