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Ralf #354364 05/08/08 07:34 PM
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Originally Posted by Ralf
P.S.: Wie sie wohl das gum/gun-Wortspiel ins Deutsche übersetzt haben? wink

Vielleicht:

"Es ist nur ein Kaugummi"
"Gummi? AAAHH!!! Plastiksprengstoff!"

OK, ich geb zu, das wäre äußerst dämlich... smile


Nigel Powers: "There are only two things I can't stand in this world. People who are intolerant of other people's cultures... and the Dutch!"
elgi #354365 05/08/08 07:59 PM
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Naja... laut meinen Recherchen geht es so:

Mann: "Er versucht, seinen Schuh anzuzünden!"
Anderer Mann: "Das ist eine Schuhbombe! Nehmt in fest!"
Smart: "Das ist nur Schuhsohle."
Frau: "Pistole! Er hat eine Pistole!!"
Smart: "Keine Panik, ich kratz das nur ab."
Frau: "Wir kratzen alle ab!"

So in etwa halt.

P.S: Ich finde das silberne Abendkleid doch um Längen besser. wink


Nigel Powers: "There are only two things I can't stand in this world. People who are intolerant of other people's cultures... and the Dutch!"
elgi #354386 06/08/08 11:07 AM
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Naja, die Sache mit der Schuhsohle ist etwas zäh, das mit der Pistole wirkt in der deutschen Version völlig aus der Luft gegriffen, aber trotzdem halbwegs glaubwürdig (irgendjemand schreit doch immer "Er hat eine Pistole!", oder nicht? grin ); aber das mit dem "Abkratzen" hat durchaus Stil. laugh

Ralf #354494 07/08/08 02:53 PM
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DER MONGOLE:

12. Jahrhundert, in den Steppen der Mongolei: Der kleine Temudjin gerät nach dem Mord an seinem Vater, dessen Nachfolger als Anführer des Klans er eigentlich hätte werden sollen, in die Sklaverei bei seinem Erzfeind Targutai. Doch er kann sich befreien und aufgrund seines Charismas, seiner Kampfkraft und seiner Entschlossenheit schart er immer mehr Männer hinter sich und seine schöne Frau Borte. Doch um seinen Traum von einem geeinten Volk der Mongolen zu erreichen, muß er erst eine gewaltige Schlacht für sich entscheiden ...

"Der Mongole" ist ein Musterbeispiel internationaler Zusammenarbeit. Der russische Regisseur Sergei Bodrov verfilmt die frühe Geschichte des späteren Dschingis Khan mit dem Japaner Tadanobu Asano ("Zatoichi", "Ichi the Killer") in der Hauptrolle, jeder Menge mongolischen, ex-sowjetischen und chinesischen Darstellern, einem finnischen Komponisten, einem holländischen Kameramann, einem isländischen und einem amerikanischen Cutter, einer deutschen Kostümbildnerin und Fördermitteln u.a. aus Rußland und Deutschland.
Bei dieser Mischung aus Nationalität ist es fast schon erstaunlich, wie homogen das Ergebnis wirkt: "Der Mongole", dieses Jahr für den Auslands-OSCAR nominiert, erzählt seine Geschichten gemächlich und in wunderschönen Bildern.
Es gab ja bereits 1965 einen Film über Dschingis Khan, mit Omar Sharif, Eli Wallach, Stephen Boyd, Telly Savalas und James Mason in den Hauptrollen. Das war ein unterhaltsamer Film, aber halt typisch Hollywood. Bodrov hingegen setzt bei "Der Mongole" vor allem auf Authentizität, er zeigt mongolische Sitten und Gebräuche und hat eben auch asiatische Darsteller vor die Kamera geholt. Gute Darsteller übrigens: Asano spielt die nicht einfache, mitunter durchaus zwiespältige Rolle des späteren "Khans aller Khans" absolut überzeugend, gleiches gilt für Honglei Sun als sein Blutsbruder Jamukha, Amadu Mamadakov als Targutai und Khulan Chuluun als Borte.
Die Landschaftsaufnahmen sind imposant, die Musik ist atmosphärisch stimmig. Eigentlich paßt hier alles zusammen, wenn nicht ... ja, wenn nicht das Problem bestünde, daß "Der Mongole" eigentlich nicht viel mehr als die Einleitung der geplanten Trilogie ist. Soll heißen: Dann, wenn das Leben Temudjins richtig interessant wird - wenn er zum Dschingis Khan wird -, hört der Film auf. Natürlich sind auch seine Kindheit und Jugend interessant und alles andere als ereignislos und sein Aufstieg zum Khan ist unterhaltsam zu verfolgen. Aber man weiß eben (oder, wenn man sich mit der realen Geschichte nicht so auskennt, vermutet man es sicher zumindest), daß da noch so viel mehr kommt - was auch teilweise bereits angedeutet wird, beispielsweise der Konflikt mit dem mächtigen China.
Außerdem sind die gelegentlichen Zeitsprünge im Film insofern etwas störend, als kaum erzählt wird, was in der Zwischenzeit geschehen ist. Einiges muß man sich selbst zusammenreimen (warum hat er plötzlich Männer, die für ihn kämpfen?), anderes bleibt mehr oder weniger im Dunklen (warum hat Targutai Temudjin nicht getötet, wie er es für den Zeitpunkt angekündigt hatte, an dem er groß genug und damit erwachsen war?) .

Dennoch: "Der Mongole" ist schönes, exotisches Abenteuerkino, dessen handwerkliche Qualität trotz der kleinen Schwächen in der Erzählstruktur Großes für die hoffentlich folgenden Fortsetzungen verspricht. 7,5 Punkte.

Last edited by Ralf; 07/08/08 03:02 PM.
Ralf #354521 07/08/08 08:57 PM
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Das klingt doch mal wirklich interessant.


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Erfreulich: "The Dark Knight" erreicht in Deutschland am Startwochenende in etwa genau so viele Zuschauer wie der Vorgänger "Batman Begins" insgesamt (knapp 900.000)!

Ich werde ihn wahrscheinlich morgen erstmals anschauen - später vermutlich auch noch entweder in der OV oder im IMAX. Oder beides. laugh

Ralf #355542 25/08/08 04:01 PM
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THE DARK KNIGHT:

Batman (Christian Bale) hat ein Problem. Er kann noch so viel Gutes für Gotham City tun, die Kritiker, die in ihm erst die Ursache allen Übels sehen - da er immer mehr Superschurken anlocke - mehren sich. Und sie haben ja nicht mal Unrecht. So richtig lustig wird es aber erst, als der mysteriöse Joker (brillant: Heath Ledger) ins Geschehen eingreift und sowohl die Mafia als auch die Polizei kräftig aufmischt. Und sein höchstes Ziel ist natürlich ... Batman.

"Batman Begins" war ein Neuanfang für das Batman-Franchise, das zuvor durch zwei katastrophale Filme von Joel Schumacher zugrunde gerichtet worden war. "Batman Begins" war ein guter Film. "The Dark Knight" ist ein Meisterwerk, der beste Film seit der "Herr der Ringe"-Trilogie! Was als eine relativ konventionelle "einigermaßen-Gut-gegen-ziemlich-Böse"-Geschichte beginnt, entwickelt sich im Laufe der rund 150 vollgepackten Minuten zu einer regelrecht philosophischen, von existentiellen Fragen des Lebens getriebenen Konfliktsituation, aus der es für niemanden einen Ausweg zu geben scheint. Der Joker bringt Gotham City mit seinen perversen, sadistischen und unvorhersehbaren Taten in einen Status der Anarchie, der niemals vorstellbar erschien - und den Zuschauer wie in einem Sog mitreißt! Ist die erste Filmhälfte noch sehr gut, entwickelt sich die zweite zu einer Achterbahnfahrt sondersgleichen. Falls es noch nicht klar wurde: ICH BIN RESTLOS BEGEISTERT! laugh
Es wurden etliche Charaktere aus "Batman Begins" übernommen und die Schauspieler (wie Michael Caine, Gary Oldman und Morgan Freeman, dazu eine Art Cameo von Cillian Murphy) machen ihre Sache ausgezeichnet - doch der wahre Schatz von "The Dark Knight" sind die Neuzugänge. Wer hätte vor einem Jahr schon gedacht, daß Heath Ledgers wahnwitzige Darstellung des Jokers selbst einen Jack Nicholson vor rund 20 Jahren in der gleichen Rolle wie einen blutigen Amateur wirken läßt?
Ja, Ledger IST so verdammt gut. Wenn er für diese Leistung nicht den OSCAR erhält, ist das ein Sakrileg! Aber es ist ja nicht nur Ledger. Beinahe genauso brillant in einer theoretisch weit unspektakuläreren Rolle ist Aaron Eckhart als neuer, idealistischer Staatsanwalt Harvey Dent, der "Weiße Ritter" von Gotham City. Eckharts Darstellung dieser Figur ist absolut atemberaubend und läßt selbst Christian Bale in seinen relativ wenigen Szenen ohne Kostüm beinahe blaß aussehen. Leider aber auch Maggie Gyllenhaal, die die Rolle der Staatsanwältin Rachel Dawes von Katie Holmes übernommen hat. Ich hätte nicht gedacht, daß ich damit Probleme haben würde, aber irgendwie finde ich Gyllenhaal in der Rolle wenig überzeugend. Kann aber in der Tat auch nur am unfairen Vergleich mit den neben ihr wie entfesselt aufspielenden Ledger und Eckhart liegen. Und Bale und Oldman sind ja auch nicht irgendwelche dahergelaufenen Knallchargen ... wink
Welche Sorgfalt die Regisseur Christopher Nolan auf das gemeinsam mit seinem Bruder verfaßte Drehbuch verlegt hat, merkt man auch an den bis ins kleinste Detail ausformulierten und entsprechend besetzten Nebencharakteren. Das fängt mit einer ausgesprochen coolen Szene von William Fichtner gleich zu Beginn des Films an und setzt sich mit Schauspielern wie Eric Roberts (als Mafiaboß), Ron Dean oder Anthony Michael Hall fort.

Natürlich stimmt auch in technischer Hinsicht fast alles. Der zweifach OSCAR-nominierte Kameramann Wally Pfister setzt die düsteren Szenerien gekonnt ins Bild, die Star-Komponisten Hans Zimmer und James Newton Howard steigern sich bei ihrer zweiten Kollaboration noch, die Spezialeffekte lassen kaum etwas zu wünschen übrig und Maske, Kostüme u.ä. sind absolut einwandfrei. "The Dark Knight" ist in jeder nur denkbaren Hinsicht ein Meisterwerk.
Dabei soll auch nicht unerwähnt bleiben, daß es nicht ohne Grund der erste Batman-Film ohne "Batman" im Titel ist. "The Dark Knight" ist nämlich kein Batman-Film. Er ist vielmehr ein Action-Thriller-Epos, in dem zufällig Batman eine von vielen denkwürdigen Hauptrollen spielt. In der ganzen Machart würde ich "The Dark Knight" eher mit einem Film wie Michael Manns "Heat" vergleichen als mit irgendeinem der bisherigen Batman-Filme.

Was soll ich noch sagen? 10 Punkte.

Und in zwei Wochen werde ich mir noch die Originalversion anschauen, denn ich kann mir nicht vorstellen, daß selbst der beste Synchronsprecher der Welt Heath Ledgers irre Performance wirklich einwandfrei in eine andere Sprache rüberbringen kann ...

P.S.: Ich weiß, das wird nie geschehen, aber eigentlich sollte "The Dark Knight" der allerletzte Batman-Film überhaupt sein. Denn von hier an kann es nur noch bergab gehen. Vor allem ohne Heath Ledger. frown

Last edited by Ralf; 25/08/08 04:13 PM.
Ralf #355549 25/08/08 08:56 PM
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Fanboy. wink


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*LOL* Spaßbremse! laugh

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Originally Posted by Ddraigfyre
Fanboy. wink


Ich hab´ den Smilie gesehen, aber trotzdem möchte ich dazu gerne erwähnen, daß ich noch nie irgendeinen Superhelden-Comic gelesen habe. "Iron Man" beispielsweise kannte ich bis zum Kinofilm in diesem Jahr überhaupt nicht. Und wie in der Rezension erwähnt fand ich zwei der nun sechs Batman-Filme schrecklich ...

Ralf #355584 26/08/08 11:43 AM
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Originally Posted by Ralf
... aber trotzdem möchte ich dazu gerne erwähnen, daß ich noch nie irgendeinen Superhelden-Comic gelesen habe.

Das bezog sich auch eher auf Deine überschwengliche Lobpreisung des Herrn Ledger ... grin


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Achso. Tja, zugegeben, ich war und bin ein Fan von ihm. Aber da gibt es noch ganz andere Schauspieler und vor allem -innen, wo der Begriff "Fanboy" eher zutreffen würde. grin

Ralf #355726 28/08/08 03:25 PM
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So, die nächsten sieben Tage wird´s wieder eine Reihe von (aufgrund der Menge eher kurzen) Kritiken vom Fantasy Filmfest geben. Hier die erste:

THE ART OF NEGATIVE THINKING:
Geirr ist nach einem Unfall querschnittsgelähmt und impotent. Und verdammt mies drauf. Seine Zeit verbringt er fast ausschließlich mit Nörgeleien, Kriegsfilmen (v.a. "Die durch die Hölle gehen", wie im Finale des Films deutlich wird grin ) und Johnny Cash. Darunter leidet verständlicherweise seine Ehe mit Ingvild und so kommt diese auf die Idee, eine Selbsthilfegruppe samt erfolgreicher Therapeutin zu sich nach Hause einzuladen. Geirr findet das nicht so toll. Innerhalb weniger Stunden schafft er es mit seiner notorischen Übellaunigkeit, die blasierte Therapeutin zum Aufgeben zu bringen und die nur scheinbar erfolgreich therapierten aus einem Zustand oberflächlicher Harmonie in totale, aber authentische Anarchie zu überführen ...

"The Art of Negative Thinking" ist - offensichtlich - eine sehr schwarze, politisch vollkommen unkorrekte Komödie aus Dänemark. Im Rahmen des Festivals gilt der Film als echter Geheimtip, weshalb ich mir viel davon versprochen hatte. Ehrlich gesagt: Etwas mehr, als dann tatsächlich geboten wurde. Natürlich ist es unterhaltsam anzusehen, wie Geirrs Miesepetrigkeit ohne Rücksicht auf Verluste alle ansteckt und die teilweise sehr ernsten Probleme aller Anwesenden (inklusive, wenn nicht sogar vor allem, der körperlich Gesunden) offenbart und auf ausgesprochen krude Art und Weise zu einer Art schrägen Happy Ends führt. Doch insgesamt fand ich den Handlungsverlauf und die Charaktere doch etwas zu plakativ und klischeehaft, um vollends zu überzeugen.
Somit ist "The Art of Negative Thinking" ein Film, der vor allem Freunden des mittlerweile scheinbar typisch skandinavischen schwarzen Humors gefallen dürfte, die nur wenig Wert auf echte Handlungstiefe legen.
Ein Pluspunkt ist übrigens der gelungene Soundtrack, nicht nur dank der zahlreichen Johnny Cash-Songs. wink
7 Punkte.

Last edited by Ralf; 29/08/08 07:03 PM.
Ralf #355765 29/08/08 12:57 PM
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THE MIDNIGHT MEAT TRAIN:

Photograph Leon (schöne Rolle für Bradley Cooper, den Will Tippin aus "Alias") erhält die Chance seines Lebens, als die berühmte Galeristin Susan Hoff (immer noch sexy: Brooke Shields) ihm eine Ausstellung in ihrer Galerie in Aussicht stellt. Allerdings möchte sie von ihm keine "Schnappschüsse", sondern fordert ihn auf, dranzubleiben und auch das Ende der Geschichte zu photographieren. Leon fühlt sich natürlich angesport und wird auch schnell fündig, als er nachts in einer U-Bahn-Station ein japanisches Model vor einem Überfall rettet - natürlich während er gleichzeitig ständig Fotos knipst! Susan ist begeistert und will mehr davon. Doch Leons Aufmerksamkeit wird abgelenkt, als er in der Zeitung liest, daß ebenjenes Model, das er gerettet hat, seit jener Nacht vermisst wird. Bei der genaueren Untersuchung seiner Fotos aus der Nacht entdeckt er eine verdächtig wirkende Person, einen grobschlächtigen Kerl mit einer auffälligen, großen Ledertasche (wieder mal eine Paraderolle für den berüchtigten Ex-Profi-Fußballer Vinnie "Die Axt" Jones) ...

"The Midnight Meat Train" ist das US-Debüt des qualitativ sehr umstrittenen japanischen Action-Regisseurs Ryuhei Kitamura ("Versus", "Azumi") und die Verfilmung einer Kurzgeschichte von Horror-Ikone Clive Barker (der auch als Produzent fungiert). Ich kenne die Vorlage nicht, aber als Film funktioniert "The Midnight Meat Train" einwandfrei und darf sich IMHO durchaus mit Barkers eigener "Hellraiser"-Verfilmung in einem Atemzug nennen. Kitamura gelingt es spielend, mithilfe auffallend steriler Bilder und fesselnder Musik sorgfältig eine faszinierend düstere Atmosphäre aufzubauen - die dann umso effektiver durch heftige Gewaltausbrüche in teils innovativer Bildsprache durchbrochen wird. Ehrlich gesagt gehe ich davon, daß einiges davon außerhalb des Fantasy Filmfest nie wieder regulär in Deutschland zu sehen sein wird (also bei einer noch nicht sicheren Kinoauswertung oder auf DVD) und das ist vielleicht auch gut so, zumindest falls sich die Zensur wirklich auf die absoluten Gewaltspitzen beschränkt. Denn soviel muß man wirklich nicht sehen und wenn man doch mal genauer hinschaut, wird mitunter ziemlich deutlich, daß es sich um Computereffekte handelt. Wenn man hier kurz vorher abblendet, ist das meiner Meinung nach absolut okay.
Natürlich läßt sich nicht leugnen, daß auch "The Midnight Meat Train" - wie so viele Genre-Kollegen - unter dem ein oder anderen Logikfehler und vor allem gegen Ende hin unglaubwürdigem Verhalten seiner Protagonisten leidet. Aber das ist angesichts der nahezu perfekten Inszenierung des Horrors ebenso verschmerzbar wie die recht dünne - aber durchaus interessante und wirkungsvolle - Story im Zentrum. Die Schauspieler machen ihre Sache gut, vor allem Cooper überrascht positiv und empfiehlt sich für weitere Action-Rollen in der Zukunft. Highlight des Films ist aber natürlich Vinnie Jones, der eigentlich mehr oder weniger die gleiche Rolle spielt wie immer, es mit seiner beinahe beängstigenden physischen Präsent spielend schafft, auch ohne große Worte bleibenden Eindruck zu hinterlassen.
Leider werden ein paar inhaltliche Fragen, die der Film aufwirft, nicht wirklich befriedigend beantwortet - aber vielleicht ist das ja in der Kurzgeschichte nicht anders.

So oder so: "The Midnight Meat Train" ist ein wahrer Augenschmaus für Freunde atmosphärischen Horrors, die auch nichts gegen ein paar sehr graphische Gewaltszenen einzuwenden haben. Ein erstes echtes Highlight des diesjährigen FFF!
9 Punkte. up

Last edited by Ralf; 29/08/08 06:31 PM.
Ralf #355801 29/08/08 06:53 PM
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THE INVESTIGATOR:

Tibor Malkáv ist nicht gerade ein lebenslustiger Mensch. Er ist alles andere als ein Adonis, er sagt von sich selbst, daß er keinen Humor hat (ist aber ein bißchen gelogen wink ) und bei seinem Beruf als Pathologe lernt er auch nicht gerade viele Menschen kennen. Nunja, lebendige Menschen. Und als dennoch aus ihm selbst unerfindlichen Gründen eine hübsche Kellnerin Interesse an ihm zeigt, lehnt er selbst eindeutigste zweideutige Angebote ab, ohne eine Miene zu verziehen. Das ist übrigens wörtlich zu nehmen - ich glaube, im gesamten Film gibt es nicht den geringsten Wandel in Tibors Mimik (abgesehen von einem gelegentlichen unkontrollierten Zucken der linken Gesichtshälfte). Zu allem Überfluß ist auch noch seine Mutter krebskrank und kann nur im Ausland operiert werden. Doch dazu fehlt Tibor das Geld. Bis er ein verlockendes Angebot erhält: 40.000 Dollar für einen Mord! Tibor nimmt an und alles geht glatt - bis er tags darauf einen Brief von dem Ermordeten erhält ...

"The Investigator" ist der zweite ungarische Film, den ich beim Fantasy Filmfest gesehen habe. Der erste war 2004 Nimrod Antals "Kontroll" und ein kleines Meisterwerk. "The Investigator" kommt nicht an dessen Klasse heran, ist jedoch immer noch ein richtig guter Thriller. Der eigentliche Plot ist eher konventionell, daher lebt der Film vor allem von den schrägen Charakteren und den wunderbar sarkastischen Dialogen, gepaart mit einigen skurrilen Fantasiesequenzen aus Tibors Gedankenwelt. Zwischendurch gibt es zudem zur Auflockerung ein paar kuriose Sterbeszenen - deren Protagonisten am nächsten Tag bei Tibor in der Pathologie liegen. Da hat wohl jemand zu viel "Six Feet Under" geschaut, was (diese Vermutung unterstützt übrigens auch die Tatsache, daß die Hauptdarstellerin wie Rachel Grffiths aus "Six Feet Under" aussieht!)? grin
Im Mittelteil offenbart "The Investigator" dafür ein paar kleinere Längen und die recht unspektakuläre Auflösung ist inhaltlich eher enttäuschend (wenn auch durchaus konsequent und in einem schönen Showdown in Szene gesetzt). Dazu kommt, daß mir der Bösewicht im Hintergrund relativ früh klar war. Weniger durch inhaltliche Hinweise, sondern eher aufgrund der Figurenkonstellation, die für erfahrene Krimi-Gucker relativ leicht durchschaubar ist.

Dennoch: Insgesamt ein guter Film. 8 Punkte.

Ralf #355858 30/08/08 06:47 PM
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OUTLANDER:

Als sein Raumschiff in Norwegen eine Bruchlandung hinlegt, findet sich Kainan (James Caviezel), der einzige Überlebende der Crew, schnell in Gefangenschaft der Wikinger wieder. Doch als das bösartige Alien namens Moorwen, das den Raumschiffabsturz verursacht hatte, sich durch die Wildnis Skandinaviens schnetzelt, merken die Wikinger schnell, daß sie ohne Kainans Hilfe nicht lange überleben werden ...

Diese Ausgangssituation der Handlung klingt ja erstmal ziemlich originell. Allerdings wird bald klar, daß Regisseur Howard McCain bei seinem Kinodebüt - zudem er auch als Co-Autor beigetragen hat - jede Menge zusammengeklaut hat. Vieles aus "Der 13. Krieger" und der Beowulf-Sage, ein bißchen was aus "Alien" und "Dragonslayer" und vermutlich noch einiges andere, was mir nicht so direkt ins Auge gesprungen ist. Aber wie heißt es so schön? Besser gut geklaut als schlecht erfunden! Und das trifft auch auf "Outlander" zu, der nach dem letztjährigen "Pathfinder"-Desaster endlich mal wieder einen richtig gelungenen Wikinger-Film in die Kinos bringt.
Dazu, daß der Film viel Spaß macht, trägt unter anderem die erstaunlich hochkarätige Darstellerriege mit Caviezel, John Hurt, Ron Perlman (wie üblich megacool in einer leider zu kleinen Rolle), Jack Huston und Sophia Myles ("Moonlight") bei, vor allem aber auch die aufwendigen Wikingerkulissen, die für mich als Laien erfreulich authentisch wirken.
Dazu kommen ein meiner Meinung nach sehr gelungenes Monsterdesign (auch wenn der erste Eindruck nicht so positiv war) und ein stimmiger Soundtrack.

Somit macht "Outlander" durchgehend Spaß, hinterläßt aber dennoch eine gewisse Melancholie ob der vertanen Chance. Mit ein wenig mehr Mut beim Drehbuch hätte ein Genre-Klassiker daraus werden können, so ist es "nur" ein gut gemachter, aber etwas zu konventioneller und damit auch vorhersehbarer Wikinger-Film geworden.
8 Punkte (inklusive Wikinger-Bonus - wer mit dem Setting nicht viel anfangen kann, darf getrost einen Punkt abziehen).

GET SHORTY:
Unter diesem Namen wird auf dem Fantasy Filmfest jedes Jahr eine Kollektion aktueller Kurzfilme präsentiert. Bisher habe ich diesen Programmpunkt stets gemieden, da naturgemäß die qualitative Schwankungsbreite ziemlich groß ist. Aufgrund sehr positiver Mundpropaganda habe ich mir die diesjährige Ausgabe jedoch angeschaut - und es nicht bereut. Im einzelnen:
- "Occupations", ein 3-Minüter von Lars von Trier, der zeigt, warum man keinesfalls im Kinosaal reden sollte, wenn von Trier im Publikum sitzt! grin
Aufgrund der Kürze schwer zu bewerten, ich gebe mal 7,5 Punkte.
- "The Saddest Boy in the World", melancholische und dabei absolut rabenschwarze Komödie aus England. Sehenswert! 9 Punkte.
- "Shuteye Hotel", ein skurriler Animationsfilm über ein Hotel mit hoher Mordrate. 7 Punkte.
- "Tile M for Murder", ein brillanter Schwedenhappen über einen von seiner Ehe genervten Mann, der zu erkennen meint, daß alle Wörter, die er beim sonntäglichen Scrabble-Spiel legt, tatsächlich eintreffen. Ob er wohl so seine Frau loswerden kann? Nur der zu offensichtliche Schlußgag verhindert die Höchstwertung: 9 Punkte.
- "Killing Time": Ich muß ehrlich zugeben, daß sich Sinn und Zweck dieses blutigen spanischen Beitrags mir nicht ganz erschlossen hat. 4 Punkte.
- "Arbeit für alle", ein Blick in die Arbeitswelt der nahen Zukunft, präsentiert in Form einer fiktiven Doku. Ein kleiner Geniestreich, der v.a. Ddraiggy gefallen dürfte. wink
9,5 Punkte.
- "Eater", gleich in seiner ersten Woche als Gefängniswärter wird ein werdender Vater mit einem brandgefährlichen Häftling konfrontiert. Ein sehr blutiger Beitrag aus den USA mit gelungener Terror-Atmosphäre. 8 Punkte.
- "Bitten", eine eigentlich sehr klassische Zombiegeschichte aus Frankreich, sehenswert inszeniert. 7 Punkte.
- "Even Pigeons go to Paradise", mein persönliches Highlight unter den zehn Kurzfilmen: Ein französischer Animationsfilm über einen alten Griesgram, der partout nicht sterben will. Dem Papst würde dieser Film gewiß nicht gefallen ... badsmile 10 Punkte!
(war übrigens dieses Jahr für den OSCAR nominiert)
- "Because there are things you never forget", schon wieder was aus der Kategorie "rabenschwarz": Italienische Kinder ärgern sich mit einer fußball-zerstörenden alten Frau rum. Auch formal ein überzeugender Beitrag. 8,5 Punkte.

Wie ich gelesen habe, tauchen die meisten dieser Kurzfilme früher oder später bei Youtube o.ä. auf. Also die Augen offen halten! smile

Last edited by Ralf; 30/08/08 06:58 PM.
Ralf #355914 01/09/08 11:18 AM
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TRANSSIBERIAN:

Das amerikanische Ehepaar Roy (Woody Harrelson) und Jessie (Emily Mortimer) fährt mit der Transsib von Peking nach Moskau. Während der eher simpel gestrickte Zug-Fan Roy die Reise an sich genießt, interessiert sich die stille Jessie mehr für das junge Pärchen, mit dem sie ihre Kabine teilen: Carlos (Eduardo Noriega) und Abby (Kate Mara). Während die Zeit vergeht, entspannt sich so eine undurchsichtige Personenkonstellation, die schließlich einen abrupten Höhepunkt findet, den ich nicht spoilern werde. Zusätzliche Würze erhält die Geschichte durch den russischen Polizisten Grinko (Sir Ben Kingsley) und seinen Kollegen Kolzak (Thomas Kretschmann) - was haben sie mit den vier Protagonisten zu tun?

"Transsiberian" ist der Nachfolge-Film zu Brad Andersons (zurecht) gefeiertem Durchbruch "Der Maschinist" mit einem famosen Christian Bale. Auch "Transsiberian" ist eine fein durchkonstruierte Mischung aus Psychodrama und Thriller, die allerdings leider erst recht spät so richtig Fahrt aufnimmt. In der ersten Stunde weiß das Geplänkel zwischen den beiden Paaren im Zug zwar durchaus mit feiner Charakterzeichnung und authentischen Dialogen zu faszinieren - ist aber insgesamt doch etwas langatmig geraten. Wie bei "Der Maschinist" gilt auch hier: Man braucht definitiv Geduld, um mit dem Film etwas anfangen zu können!
Der Plot ist simpel und erinnert dabei stark an den Stil von Alfred Hitchcock, dem es ja oft gelang, aus einer eigentlich banalen Grundidee ein Meisterwerk zu schaffen. Soweit würde ich bei "Transsiberian" nicht gehen, aber in Verbindung mit den schönen Aufnahmen der Schneelandschaften Sibiriens darf sich der geduldige Zuschauer über gut 100 Minuten gediegener Unterhaltung auf gehobenem Niveau freuen. 8 Punkte.

JCVD:

Jean-Claude van Damme (Jean-Claude van Damme) hat Probleme: Seine Karriere geht den Bach runter, er verliert wahrscheinlich das Sorgerecht für seine Tochter und kann sich nicht mal mehr die Anwaltskosten leisten. Und die Presse breitet das alles natürlich genüßlich aus. So verwundert es nicht wirklich, daß die belgische Polizei dem offensichtlich verzweifelten van Damme bei einem Heimatbesuch sogar einen Bankraub zutraut - obwohl er in Wirklich eigentlich eine der Geiseln ist! Die tatsächlichen Bankräuber wissen die neue Situation für sich zu nutzen und zwingen den Filmstar, die Verhandlungen mit der Polizei zu übernehmen. Während sich vor dem Gebäude eine riesige Menschenmenge versammelt, die ihren Helden van Damme trotz des vermeintlichen Banküberfalls feiert ...

"JCVD" ist ein unterhaltsamer Film mit einer brillanten (wenn auch nicht ganz neuen) Idee: Der abgehalfterte Ex-Actionfilm-Star van Damme spielt eine Version seiner selbst, von der man nicht wirklich weiß, wie nahe sie an die Realität heranreicht. Dabei ist dies jedoch keineswegs die reine Nummernrevue, die man von dieser Prämisse erwarten würde - Regiedebütant Mabrouk El Mechri meint seine Mischung aus schwarzer Komödie und Geiselthriller durchaus ernst. Und van Damme weiß schauspielerisch wirklich zu überzeugen. Nicht in einem Stallone-"Copland"-Ausmaß, aber immerhin.
Wobei ich zugeben muß, daß ich mir mitunter nicht ganz sicher war, ob die Selbstironie nicht gar ein wenig in Selbstmitleid abdriftet. Für den Humor ist denn auch weniger van Damme selbst zuständig, sondern primär seine Fans (auch unter den Bankräubern) mit ihren Reaktionen auf ihn. Um die teils sehr witzigen Film-Fachsimpeleien zu verstehen, muß man kein ausgemachter van Damme-Fan sein (ich bin es selbst nicht), es hilft aber definitiv, sich zumindest einigermaßen im Actionfilm-Genre auszukennen. Aber selbst, wenn das nicht der Fall ist: Auch als Thriller funktioniert "JCVD", präsentiert damit alleine aber nur glatten Durchschnitt. Die Präsenz van Dammes ist es, die einen guten Film daraus macht. 7,5 Punkte.

MY NAME IS BRUCE:

Bruce Campbell (Bruce Campbell) hat Probleme: Seine Karriere geht den Bach runter, seine Ex-Frau schläft mit seinem Agenten (Ted Raimi) und im Fernsehen landet er bereits in der Kategorie "Was macht eigentlich ...?" Und zu allem Überfluß wird er dann auch noch von einem Teenager gekidnappt, der in seinem gut 300 Einwohner zählenden Kaff in der Mitte von Nirgendwo versehentlich einen alten chinesischen Kriegsgott (oder sowas in der Art) freigelassen hat und nun felsenfest davon überzeugt ist, daß nur sein großes Idol Bruce Campbell - Ash! - die Situation bereinigen kann ...

Yep. Gestern war der Tag der selbstironischen B-Movie-Stars! grin
Doch trotz fast identischer Ausgangslage sind die beiden Filme grundverschieden. Wo "JCVD" allen Humors zum Trotz insgesamt ein "normaler", ernstgemeinter Film ist, hat Bruce Campbell als Regisseur von "My name is Bruce" eine astreine Trash-Perle geschaffen. Wo bei "JCVD" die Grenze zwischen Selbstironie und Selbstmitleid fließend ist, besteht bei "My name is Bruce" keinerlei Zweifel: Campbell hat sich selbst als einfältiges, obermachohaftiges Arschloch inszeniert. Das ist entweder authentisch oder - hoffentlich laugh - sehr selbstironisch. Ganz offensichtlich hat Campbell großen Spaß an der Geschichte: Wer sich dermaßen hemmungslos über sich selbst lustig macht und dazu noch gnadenlos overacted, muß schon sehr großes Selbstvertrauen haben. Es ist beispielsweise herrlich albern, mit welch simplem Trick der Teenager es schafft, Campbell zu entführen. grin
Und das ist vielleicht der größte Unterschied zu van Damme: Dessen Karriere ist (zumindest bis zu "JCVD") wirklich im Eimer. Campbell dreht zwar immer noch jede Menge Schrott - worüber er sich im Film ebenfalls ausgiebig lustig macht -, ist aber weiterhin ein echter (B-Movie-)Star und kein Ex-Star. Bruce Campbell kann es sich schlicht und ergreifend leisten, einen Film wie "My name is Bruce" zu drehen. Und da es hier ausschließlich um Bruce Campbell und Fans von Bruce Campbell geht (die "Story" kann man in die Mülltonne kicken), muß klar gesagt werden: "Normale" Zuschauer, die Campbell höchstens aus seinen zahlreichen TV-Serien-Auftritten kennen, werden mit "My name is Bruce" nicht allzu viel anfangen zu können. Zwar bleibt bei der Myriade an Gags, die der Film in den 90 Minuten Laufzeit produziert, immer noch jede Menge übrig, die jeder verstehen kann. Nur sind das dann überwiegend die schlechteren. Denn, auch das kann nicht geleugnet werden: In "My name is Bruce" gibt es JEDE MENGE schlechter Gags! Doch Fans von Bruce Campbell wird das weitgehend egal sein. Für sie gibt es nämlich immer noch jede Menge zu lachen - vor allem über Bruce Campbell und seine Fans. Ich vergebe erneut 7,5 Punkte. Ich bin ein Fan von Bruce Campbell. cool2

(im Klartext: Nicht-Fans müssen vermutlich mindestens drei Punkte von dieser Wertung abziehen!)

Ralf #355970 01/09/08 10:28 PM
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Originally Posted by Ralf
THE ART OF NEGATIVE THINKING:
[...] Seine Zeit verbringt er fast ausschließlich mit Nörgeleien [...] Innerhalb weniger Stunden schafft er es mit seiner notorischen Übellaunigkeit [...] Dänemark [...]


Komisch, dass das noch keiner angemerkt hat, aber gewisse Passagen dieser Rezension erinnern mich stark an jemanden ... wink

Lurker #356016 02/09/08 07:58 PM
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Was man beim Zappen nicht so alles für Hinweise findet: Der SciFight Dr. Uwe Boll - Live im Chat

Steffen #356101 05/09/08 03:30 PM
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Zwar mit ein paar Tagen Verspätung, aber hier kommt meine letzte Rezension des diesjährigen Fantasy Filmfest, das mir das mit Abstand hochklassigste Programm geboten hat, seit es in Nürnberg ist und daher mich als Besucher hat. smile

Und dieser (persönliche - den offiziellen habe ich aufgrund einer Kombination von Geldmangel und schlechtem Wetter sausen lassen) Abschlußfilm hat es in sich. Ja, ich lehne mich sogar weit aus dem Fenster und behaupte: Das wird die "Rocky Horror Picture Show" dieser Generation! Die Rede ist von

REPO! THE GENETIC OPERA:

In nicht allzu ferner Zukunft gibt es eine revolutionäre Neuerung: Organtransplantation auf Raten! Auf den ersten Blick sind alle damit glücklich: Unternehmenseigner Rotti Largo (Paul Sorvino) ist dadurch stinkend reich geworden und jede Menge nicht so gut betuchter Menschen überleben schwere Krankheiten oder Unfälle. Doch auf den zweiten Blick ist die Welt nicht ganz so heil, denn die Sache hat einen Haken: Wer mit den Raten nicht nachkommt, dem wird das entsprechende Organ kurzerhand von einem sogenannten "Repo Man" wieder entfernt. Und zwar nicht unbedingt fachgerecht, dafür umso blutiger und vor allem: tödlich!
Ohne ihr Wissen ist die junge, an einer Blutkrankheit leidende Shilo (Alexa Vega, die einstige Kinderdarstellerin aus Robert Rodriguez´ "Spy Kids"-Reihe) in dieses blutige Geschäft verwickelt, denn es gibt eine geheime Verbindung zwischen ihr selbst, ihrem überfürsorglichen Vater (Anthony Stewart Head alias Mr. Giles aus "Buffy"), ihrer bei ihrer Geburt verstorbenen Mutter und Rotti Largo ...

"Repo!" einem Genre zuzuordnen, ist eine wahre Herkules-Aufgabe. Also versuche ich es gar nicht erst und sage stattdessen: Es ist eine SciFi-Horror-Rock-Opern-Musical-Komödie. Ja, das trifft es in etwa. wink
Eines muß klar gesagt werden: Hier wird fast nur gesungen, wer also mit dieser Art von Musik nichts anzufangen weiß: Bitte draußen bleiben! Für wen ist der Film also geeignet? Ich glaube, das läßt sich relativ leicht beantworten: Jeder, der auf Queens Alben "A Night at the Opera" und "A Day at the Races" und vor allem auf die "Bohemian Rhapsody" steht, der dürfte an "Repo!" seine helle Freude haben. Bezogen auf aktuellere Musik würde ich vielleicht Vergleiche zu Nightwish und Within Temptation ziehen, wobei ich mich mit beiden Bands nicht wirklich gut auskenne. Außerdem gibt es in "Repo!" durchaus verschiedene Musikstile, aber insgesamt herrscht auch und vor allem visuell eindeutig ein typischer Gothic-Stil vor.
Das Erfreuliche ist übrigens: Die meisten Songs sind richtig gut. up
Fast noch besser ist jedoch die optische Gestaltung dieser Umsetzung eines vermutlich ziemlich obskuren Bühnen-Musicals. Regisseur Darren Lynn Bousman ist bislang vor allem für die Inszenierung von "Saw II-IV" bekannt - was ich persönlich nicht unbedingt als Empfehlung verstehe. Doch hier überrascht und überzeugt er mit einer geradezu atemberaubenden visuellen Pracht - nun, soweit man beim Vorherrschen diverser Töne der Farbe Schwarz von "Pracht" sprechen kann. grin
Zwischendurch gibt es auch noch gelungene Comic-Rückblenden á la "Max Payne", in welchen die Hintergründe der Protagonisten etwas näher beleuchtet werden.

Vermutlich nicht jedem gefallen wird die Handlung, doch ich persönlich finde ich den absoluten Willen zum hemmungslosen Kitsch mit shakespear´schen Anleihen durchaus beeindruckend. smile
Denn in der Tat dreht sich hier letztlich alles um die Liebe. Aber nein, ein Frauenfilm ist es nicht unbedingt. wink

Besonders wichtig bei einem Musical sind natürlich die Darsteller ... bzw. Sänger. Hier gibt es erfreulicherweise kaum etwas zu bemängeln: Daß Anthony Stewart Head eine famose Stimme hat, durfte er ja schon ein paar Mal bei "Buffy" zeigen. Hier bestätigt er es, seine Leistung ist also keine Überraschung. Ganz anders als bei Paul Sorvino, altgedienter Mafiadarsteller und "Law & Order"-Gründungsmitglied. Seine ersten Szenen scheinen die eher niedrigen Erwartungen zu bedienen: Er brummelt vor sich hin, nicht gerade melodiös, doch zu seiner Rolle passend. Doch dann kommt die erstaunliche Wandlung: Je länger der Film läuft, desto mehr darf Sorvino mit echtem stimmlichen Talent beeindrucken. Die beste Gesangs-Leistung offenbar jedoch wenig überraschend ein echter Gesangs-Profi, denn keine geringere als Sarah Brightman (auch Nicht-Opern-Fans bekannt dank Henry Maske und "Time to say goodbye") spielt eine wichtige Nebenrolle als Sängerin in der titelgebenden "Genetic Opera".
Aber damit noch nicht genug, denn auch Paris Hilton ist mit von der Partie! Na, wer hätte wohl jemals damit gerechnet, daß mal ein Film Sarah Brightman und Paris Hilton vereinen würde? Zum Glück darf Ms. Brightman wesentlich mehr singen, aber zu ihrer Ehrenrettung sei gesagt: Hilton macht ihre Rolle gesangstechnisch gar nicht so schlecht, vor allem überzeugt sie aber in einer erstaunlich selbstironischen Rolle als maßlos verzogene Tochter von Rotti Largo. Ich würde ja sagen, Paris Hilton verliert in diesem Film nicht ihr Gesicht, aber ... nunja, schaut euch den Film an. grin
Bei der eigentlichen Hauptdarstellerin Alexa Vega bin ich mir jedoch noch nicht so ganz sicher, was ich von ihrem Gesang halten soll. Der erste Eindruck war ziemlich ... naja. Aber dann gefiel sie mir eigentlich immer besser. Das Problem ist meiner Meinung nach, daß ihre Stimme nicht so ganz zu den der anderen Darsteller paßt. Ihre Stücke klingen denn auch mit Abstand am poppigsten. Das ist nicht schlecht - gefiel mir aber eindeutig weniger als das von Brightman, Head, Sorvino und einigen anderen gebotene.

Soweit klingt das alles also ziemlich begeistert, nicht wahr? Es gibt aber auch ein paar kleinere Mängel: So stören zwei oder drei unnötig alberne Szenen mit Largos dämlicher Brut die schön düster-skurrile Atmosphäre und auf der anderen Seite sind ebenfalls zwei oder drei Splatter-Szenen (Entnahme der Organe) unnötig heftig geraten. Vermutlich werden die im Falle eines regulären deutschen Kinostarts sowieso rausgeschnitten, dann dürfte nämlich eine FSK16-Freigabe kein Problem sein. Und, ganz ehrlich: In diesem speziellen Fall würde ich einer solchen Form von Zensur zustimmen. Dieses Gesplattere dient nämlich vermutlich keinem anderen Zweck als einer Art Hommage an Regisseur Bousmans "Saw"-Vergangenheit. Einen anderen Sinn kann ich darin jedenfalls nicht entdecken. Außerdem hätte ich gerne etwas mehr von manchen Nebenfiguren gesehen, allen voran dem mysteriösen Grabräuber, der die ganze Geschichte irgendwie umrahmt (und, soweit ich das verstanden habe, vom gleichen Darsteller, Terrance Zdunich, gespielt wird wie in der Bühnenvorlage - UND der zudem Co-Autor und Co-Komponist des Musicals ist!).

Fazit: Wer alle Voraussetzungen erfüllt (also die Musik mag, Musicals allgemein mag, schaurig-skurrile Geschichten mag und nichts gegen eine gute Portion Kitsch hat), der bekommt hier ein wahres Festmahl serviert.
9 Punkte.

P.S.: Hoffentlich gibt´s bald den Soundtrack auf CD. smile

Last edited by Ralf; 05/09/08 03:37 PM.
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