AKTE X - JENSEITS DER WAHRHEIT:

Als eine FBI-Agentin entführt wird und ein pädophiler Priester (Billy Connolly) angeblich Visionen über diesen Fall hat, kehren die Ex-Agenten Mulder (David Duchovny) und Scully (Gillian Anderson) auf Veranlassung der Leiterin der Ermittlungen Dakota Whitney (Amanda Peet) noch einmal zu der Bundesbehörde zurück. Während sie sich auf die Suche nach der vermißten Agentin machen, müssen sie sich jedoch auch mit der Beziehung zwischen ihnen beschäftigen. Und Scully, die mittlerweile als Ärztin an einem katholischen Krankenhaus arbeitet, muß eine schwierige Entscheidung bezüglich eines schwerkranken Patienten treffen ...

Sechs Jahre nach der letzten Episode von "Akte X" kommt nun also der langerwartete zweite Kinofilm, geschrieben und inszeniert von keinem geringeren als "Akte X"-Schöpfer Chris Carter himself. Leider kann er nur teilweise überzeugen. "Jenseits der Wahrheit" (mehr zu diesem fragwürdigen Titel weiter unten) ist letztlich ein enttäuschend konventionell geratener Thriller mit minimalem Mystery-Einschlag. Als solcher ist der Film durchaus nett anzuschauen - hat aber leider nicht mehr wirklich viel mit "Akte X" zu tun. frown
Natürlich bleiben immer noch Scully und Mulder, um den "Akte X"-Fan einigermaßen zu befriedigen. Das gelingt auch einigermaßen, allerdings wirkt speziell Mulders Rückkehr zum FBI nach den dramatischen Ereignissen am Ende der TV-Serie wenig glaubwürdig. Immerhin entwickelt sich die Beziehung zwischen den beiden weiter und Fans dürfen sich auch ein der ein oder anderen Anspielung auf Ereignisse innerhalb der Serie erfreuen - allerdings bleiben diese Anspielungen sehr oberflächlich, um das "Akte X"-unkundige Publikum nicht zu vergraulen. Denn während der (erfolgreiche) erste Kinofilm fest in die Serienhandlung eingebunden war, ist "Jenseits der Wahrheit" von Anfang an fest als Stand-Alone konzipiert gewesen. Allerdings hätte es dann wohl doch ein originelleres und überzeugenderes Drehbuch gebraucht, um sich von den nicht gerade wenigen Kino- und TV-Thrillern abzuheben ... Zumal die Story gegen Ende zu zwar deutlich an Fahrt und Spannung aufnimmt, dabei aber leider allzu deutlich konstruiert wirkt.

Positiv hervorzuheben sind die großartigen Aufnahmen der winterlichen Landschaften, in denen ein Großteil der Handlung spielt, sowie die gelungene musikalische Untermalung (wohlgemerkt ohne eigenen Komponisten, was heutzutage eine Seltenheit ist - Mark Snows berühmtes "X Files Theme" kommt aber natürlich mehrfach vor, während des Abspanns sogar in einem äußerst gelungenen Remix), auch über die soliden Schauspielleistungen kann man nicht meckern.

Ein großes Manko ist Zuschauern der deutschen Synchronfassung vorbehalten: Fox Mulder hat eine neue deutsche Stimme, da sich der deutsche Verleiher und David Duchovnys angestammter und bewährter Sprecher Benjamin Völz finanziell nicht einigen konnten. down
Ehrlich gesagt hätte ich gar nicht gedacht, daß mich das so sehr stören würde. Immerhin sind Wechsel des Synchronsprechers nicht gerade selten. Aber wenn man in mehr als 150 Episoden von "Akte X" Benjamin Völz´ Stimme gehört hat, ist das offenbar doch etwas anderes. Der neue Sprecher Johannes Berenz ist keineswegs schlecht - aber gerade angesichts des sowieso schwach ausgeprägten "Akte X"-Flairs des Films fühlte ich mich mitunter mehr an "Without a Trace" erinnert, wo der Berenz Martin Fitzgerald seine Stimme leiht ...

Insgesamt zeige ich mich also durchaus leicht enttäuscht von "Akte X - Jenseits der Wahrheit". Es ist - wie gesagt - ein ganz netter, gut aussehender und gut gespielter Thriller von gehobenem TV-Format. Aber nicht wirklich "Akte X". Vermutlich ist in meiner Bewertung von 6,5 Punkten dennoch ein gewisser "Akte X"-Bonus enthalten.
Angesichts eher negativer Kritiken und wenig PR-Aufwand für den Film steht zu befürchten, daß er das endgültige Ende dieser Kultserie bedeuten wird. Das fände ich ausgesprochen schade, aber immerhin wäre es für die Fangemeinde ganz am Schluß doch ein sehr gelungenes Ende, wie das geduldige Publikum nach dem (mit tollen Naturaufnahmen unterlegten) Abspann noch erfährt. smile

Achja, die Geschichte zum deutschen Titel fehlt noch. Nunja, im Original lautet der Untertitel des Films "I want to believe", was bekanntlich Mulders erklärtes Motto ist und somit letztlich auch das Motto der gesamten Serie.
Der deutsche Verleih wollte diesen Titel aber leider nicht einfach so belassen, sondern rief die Fans auf einer "Akte X"-Fanseite auf, Vorschläge für den deutschen Untertitel zu machen. Das Verhängnis konnte man eigentlich schon bei Ansicht der Bedingungen kommen sehen: Es durfte kein englischer Titel sein; und er durfte nichts mit Glauben, Religion o.ä. zu tun haben! Tja, da blieb nicht mehr viel übrig. So weit, so schlecht - es kommt noch schlimmer. Anstatt daß man nun die Vorschläge der Fans gesammelt hätte und dann darüber abstimmen ließe, hat man einfach irgendeinen Vorschlag herausgegriffen, der den Verantwortlichen offenbar gefiel. Und das war dann eben "Jenseits der Wahrheit". Ein, ehrlich gesagt, relativ sinnloser Titel, der noch dazu nicht das Geringste mit dem eigentlichen Film zu tun hat.
Im Zusammenhang mit der Sache mit dem neuen Sprecher von Mulder ergibt das ziemlich viel schlechte PR für den Film in Deutschland und so würde es mich nicht wundern, wenn "Jenseits der Wahrheit" hierzulande noch mehr untergeht als er es im Rest der Welt zu tun droht (vielleicht bin ich ja zu pessimistisch, aber ich glaube nicht) ...

Last edited by Ralf; 27/07/08 11:23 AM.