Nachdem sie beschlossen hatten im Morgengrauen loszureiten waren alle nach einer Wegbesprechung zu Bett gegangen um für den morgigen Ritt ausgeruht zu sein.
Vinco hatte aus einer seiner Manteltaschen eine alte, vergilbte Karte hervorgezogen und auf dem Tisch des Arztes ausgebreitet.
„Wir sind hier.“, er deutete auf einen Punkt im Norden „Zum Obsidian Turm gibt es für uns zwei mögliche Routen. Die erste wäre östlich von hier zum Ptoh zu reiten und mit einer Fähre überzusetzen. Dort liegt auch eine Stadt bei der wir rasten können. Danach halten wir uns südlich und kommen so zum Turm. Die Zweite Route wäre westlich von hier in einem Bogen südlich zu reiten. So kommen wir an Tarnag vorbei, der Hauptstadt der Menschen, wo der König lebt.“
„Südlich davon ist aber auch der Schlund der Seelen. Keine gute Idee dort vorbei zu reiten.“, gab Ephraim zu bedenken.
„Warum reiten wir nicht einfach so.“, warf Salterian ein und zog diagonal eine Linie mit dem Finger. „Das wäre der kürzeste Weg.“
Ephraim schüttelte den Kopf. „Nein, das wäre noch weniger zu empfehlen.“
Vinco nickte und deutete auf die unscheinbaren Hügel die auf die Karte gezeichnet wurden. „Das ist Troll Land. Wenn wir dort hindurch reiten würde niemand von uns überleben.“
„Einschließlich der Pferde.“, warf Darkon ein. „Trolle haben immer Hunger.“
„Morgen entscheiden wir uns für eine der Routen. Egal welche wir nehmen wir kommen zum Onyx Turm, oder Obsidian Turm wie ihn die Menschen nennen, am Ufer des Sechem.“

Ephraim öffnet die Tür und tritt ins freie. Er schließt die Tür, lehnt sich an die Mauer daneben und atmet die kühle Nachtluft ein.
„Is was?“
Ephraim dreht den Kopf in Richtung der Stimme und sieht Sverk der auf dem Balken sitzt an den die Zügel ihrer Pferde gebunden sind.
Ephraim schaut in den Sternenklaren Himmel.
„Mir ist so als hätte ich die Männer in grünen Kutten schon mal gesehen.“
„Weißt du woher du sie kennst?“
Er überlegt einen Moment dann nickt er. „Ja. Von damals.“
Eine Erinnerung erscheint vor seinen Augen.

Die unterirdische Elfen-Stadt Iad-as wurde zu Zeiten des großen Kriegs, zwischen den freien Völkern der Menschen, Zwerge, Elfen und zwischen den Schwarzen Horden der Orks, der Trolle und den Goblins, von einer Ork Armee zerstört. Niemand konnte fliehen. Wer nicht auf der Stelle getötet wurde, wurde als Gefangener verschleppt, wobei letzteres schlimmer war als der Tod. Niemand kehrte aus der Gefangenschaft der Orks zurück. Damals wurde ein kleiner Rettungstrupp der Elfen zusammengestellt um Nachforschungen anzustellen und, wenn möglich, auch Gefangene befreien. Was die führenden Generäle der Elfen veranlasst hatte einen Trupp ind die Totenstadt zu schicken war der Umstand, wie die Stadt fiel. Orks haben keine Magier, dafür sind sie nicht klug genug. Doch die Mauern von Iad-as fielen unter dem Beschuss von Magiern.
„Es ist unsere Aufgabe herauszufinden, wer diese abtrünnigen Magier sind.“, erklärte Hauptmann Arkon, bevor er, Ephraim und zwei weitere Elfen die Luke zu einem Versorgungstunnel öffneten.
„Diese kleinen Tunnel sind von den Orks noch unentdeckt. So gelangen wir unbemerkt in die Stadt.“
Vor einem alten Abwassergitter hielt die Gruppe an.
„Zum Glück haben wir zwei Beschwörer unter uns.“, erklärte der Hauptmann. Ephraim und der andere nickten. Auf ein Schnipsen der beiden erschienen deren Begleitdämonen.
Der Hauptmann nickte. „Ich denke ihr beiden kommt allein zurecht. Du und ich kundschaften die Waffenkammer aus.“, er deutete auf den anderen Elfenkrieger. „Ihr beide geht zum alten Gefängnis und seht nach ob dort Gefangene sind.“, er deutete auf Ephraim und Sverk. „Und Ihr geht in die alte Zitadelle und sucht auch nach Gefangenen.“, damit deutete er auf den andern Beschwörer und seinen Dämon und gab das Zeichen sich zu teilen.

Iad-as war eine einzige Ruine. Für Ephraim und Sverk war es nicht weiter schwer, unbemerkt bis zum alten Gefängnis vorzudringen. Nur wenige Orks pattroulierten in diesen bröselnden, stinkenden Mauern.
Ephraim und Sverk duckten sich hinter eine halbverfallene Mauer. Ephraim spähte an der Mauer vorbei zu dem größeren Gebäude das vor ihnen lag.
„Ich sehe keine Wachen.“
„Das ist doch gut für uns.“, bemerkte Sverk.
„Ja, aber es wäre zu einfach. Entweder glauben sie wirklich dass niemand kommen könnte, oder dort drinnen gibt es nichts was es zu bewachen wert wäre.“
„Du glaubst nicht das noch Gefangene am Leben sind?“, fragte Sverk und spähte seinerseits über die Mauer.
„Das werden wir sehen wenn wir drinnen sind.“

Sverk drückte die Tür langsam auf. Mit einem lauten Quietschen gab die Tür nach. Ephraim und Sverk sprangen mit gezückten Schwertern in die Eingangshalle des Gefängnisses.
„Niemand da.“, stellte Sverk fest.
Ephraim runzelte die Stirn, sagte aber nichts.
„Lass uns die Zellen durchsuchen.“, meinte er.

„Hey, Ephraim! Komm mal her! Ich hab jemanden gefunden!“
Ephraim verließ die Zelle die er gerade durchsucht hatte und ging zu Sverk der an der Tür einer anderen stand. Sie öffneten die Tür und Licht fiel in die dunkle Zelle. Es enthüllte einen Elfen der am Boden lag. Seine Kleidung war zerrissen und dreckig und er hatte eine Augenbinde um.
„Hey! Geht’s dir gut?“
Ephraim und Sverk halfen ihm hoch und lehnten ihn an die Wand. Der Elf atmete schwer.
„Wer seid ihr?“, fragte er.
Ephraim ließ ihn seine spitzen Ohren betasten. „Ich bin einer der euren. Wir holen euch hier raus.“
Sie trugen ihn in die Eingangshalle und gaben ihm etwas zu trinken.
„Gibt es noch weitere Gefangenen?“, fragte Sverk.
„Nein.“, meinte der Blinde. „Ich bin der letzte. Ich konnte mich gerade noch in einer der Zellen verstecken, bevor sie mich gefunden hätten. Beim Angriff wurden meine Augen verletzt.“
„Wisst ihr etwas wer die Magier waren die, die Orks unterstützten?“
„Ich habe ein paar Männer in grünen Kutten gesehen die Magie ausübten. Vielleicht meint ihr die.“
„Kann sein. Aber warum schließen sich Magier mit Orks zusammen?“
„Ich habe mitgekriegt wie sie jemanden in der Zelle neben mir befragten. Sie töteten ihn weil er nichts wusste. Sie wollten von ihm wissen wo ‚der Stein’ ist.“
„Was für ein Stein?“, fragte Sverk.
„Ich weiß es nicht. Ich bin bloß ein einfacher Hauptmann.“, sagte der Blinde.

Gemeinsam trugen sie den Blinden aus dem Gefängnis und die Strasse entlang.
Da trat eine Gestalt aus einen verfallenen Hauseingang.
„Wie ich sehe hat doch noch jemand überlebt. Eigentlich sollte ich euch gefangen nehmen, aber wir benötigen euch nicht mehr. Deshalb werdet ihr jetzt sterben!“, damit murmelte er einen Spruch und ging davon.
Sverk guckte etwas ungläubig. „Was war das denn?“
Plötzlich zitterte der Boden.
Ephraim zog sein Kurzschwert und rief: „Er hat etwas beschworen! Sverk, nimm den Blinden und geht etwas zurück!“
Eine grüne Flamme waberte um sein Schwert und ein wuchtiger Schlag traf den Golem der sich vor Ephraim aus dem Boden hob. Eine Steinerne Faust flog auf Ephraim zu. Dieser wich mit einer Rolle aus und schlug seinerseits auf den Arm des Golems, wenn man das etwas einen Arm nennen kann. Der Schlag hinterlies gerade mal einen Kratzer. Mit einem Fluchen wich Ephraim zwei weiteren Schlägen aus.
„Ziel auf die Augen!“, rief der Blinde ihm zu.
Ephraim duckte sich unter einem weiteren Schlag hinweg.
„Es hat keine Augen!“
Krachend schlug eine Steinhand in die Mauer hinter Ephraim und verwandelte diese in Staub.
„Dann auf den Hals oder eine andere verwundbare Stelle!“
Ein weiterer Schlag hinterließ einen kleinen Krater im Boden, dort wo Ephraim vorher gestanden war.
„Es ist ein verdammter Felsen! Es hat keine verwundbare Stelle!“
Ephraim überlegte. Sein Vorteil war dass er schneller war als der Golem. Er musste ihn nur noch bewegungsunfähig machen.
Er sprang zur Seite und drückte beide Hände auf den Boden. Er sprach etwas in einer anderen Sprache und sprang dann zurück.
Der Golem wollte sich gerade auf ihn stürzen da sackte der Boden unter ihm ab und zog ihn mit in die Tiefe.
Sverk, der den Blinden geschultert hatte, ging zu Ephraim, der gerade sein Schwert wegsteckte.
„Treibsand ist schlechter Stil.“, bemerkte er.
Ein eisiger Blick von Ephraim brachte ihn zum Schweigen.
Er deutete auf den Blinden: „Bringen wir ihn zum Hauptmann. Dann sehen wir weiter.“

Sverk malt mit seinem Finger Bilder in den Sand.
„Wofür brauchen diese Kuttentypen Steine?“, fragt er.
Ephraim kratzt sich am Hinterkopf. „War vielleicht ein magischer Stein.“
Sverk deutet in Richtung Haus. „Sagst du es ihnen?“
„Noch weiß ich ja selbst nicht mehr als sie darüber. Wenn wir mehr darüber wissen.“
Damit geht er ins Haus.



"Die Welt wird aufblicken und rufen 'Rette uns!'.
Und ich werde flüstern 'Nein!'." - Rorschach