DER MONGOLE:

12. Jahrhundert, in den Steppen der Mongolei: Der kleine Temudjin gerät nach dem Mord an seinem Vater, dessen Nachfolger als Anführer des Klans er eigentlich hätte werden sollen, in die Sklaverei bei seinem Erzfeind Targutai. Doch er kann sich befreien und aufgrund seines Charismas, seiner Kampfkraft und seiner Entschlossenheit schart er immer mehr Männer hinter sich und seine schöne Frau Borte. Doch um seinen Traum von einem geeinten Volk der Mongolen zu erreichen, muß er erst eine gewaltige Schlacht für sich entscheiden ...

"Der Mongole" ist ein Musterbeispiel internationaler Zusammenarbeit. Der russische Regisseur Sergei Bodrov verfilmt die frühe Geschichte des späteren Dschingis Khan mit dem Japaner Tadanobu Asano ("Zatoichi", "Ichi the Killer") in der Hauptrolle, jeder Menge mongolischen, ex-sowjetischen und chinesischen Darstellern, einem finnischen Komponisten, einem holländischen Kameramann, einem isländischen und einem amerikanischen Cutter, einer deutschen Kostümbildnerin und Fördermitteln u.a. aus Rußland und Deutschland.
Bei dieser Mischung aus Nationalität ist es fast schon erstaunlich, wie homogen das Ergebnis wirkt: "Der Mongole", dieses Jahr für den Auslands-OSCAR nominiert, erzählt seine Geschichten gemächlich und in wunderschönen Bildern.
Es gab ja bereits 1965 einen Film über Dschingis Khan, mit Omar Sharif, Eli Wallach, Stephen Boyd, Telly Savalas und James Mason in den Hauptrollen. Das war ein unterhaltsamer Film, aber halt typisch Hollywood. Bodrov hingegen setzt bei "Der Mongole" vor allem auf Authentizität, er zeigt mongolische Sitten und Gebräuche und hat eben auch asiatische Darsteller vor die Kamera geholt. Gute Darsteller übrigens: Asano spielt die nicht einfache, mitunter durchaus zwiespältige Rolle des späteren "Khans aller Khans" absolut überzeugend, gleiches gilt für Honglei Sun als sein Blutsbruder Jamukha, Amadu Mamadakov als Targutai und Khulan Chuluun als Borte.
Die Landschaftsaufnahmen sind imposant, die Musik ist atmosphärisch stimmig. Eigentlich paßt hier alles zusammen, wenn nicht ... ja, wenn nicht das Problem bestünde, daß "Der Mongole" eigentlich nicht viel mehr als die Einleitung der geplanten Trilogie ist. Soll heißen: Dann, wenn das Leben Temudjins richtig interessant wird - wenn er zum Dschingis Khan wird -, hört der Film auf. Natürlich sind auch seine Kindheit und Jugend interessant und alles andere als ereignislos und sein Aufstieg zum Khan ist unterhaltsam zu verfolgen. Aber man weiß eben (oder, wenn man sich mit der realen Geschichte nicht so auskennt, vermutet man es sicher zumindest), daß da noch so viel mehr kommt - was auch teilweise bereits angedeutet wird, beispielsweise der Konflikt mit dem mächtigen China.
Außerdem sind die gelegentlichen Zeitsprünge im Film insofern etwas störend, als kaum erzählt wird, was in der Zwischenzeit geschehen ist. Einiges muß man sich selbst zusammenreimen (warum hat er plötzlich Männer, die für ihn kämpfen?), anderes bleibt mehr oder weniger im Dunklen (warum hat Targutai Temudjin nicht getötet, wie er es für den Zeitpunkt angekündigt hatte, an dem er groß genug und damit erwachsen war?) .

Dennoch: "Der Mongole" ist schönes, exotisches Abenteuerkino, dessen handwerkliche Qualität trotz der kleinen Schwächen in der Erzählstruktur Großes für die hoffentlich folgenden Fortsetzungen verspricht. 7,5 Punkte.

Last edited by Ralf; 07/08/08 03:02 PM.