Paul Newman, Sohn eines erfolgreichen Sportgeschäft-Besitzers, wurde erst Schauspieler, nachdem er wegen "ungebührenden Verhaltens" von der Ohio University geflogen war. Yep, so beginnen großartige Karrieren. Zumindest gelegentlich.

Nach der Schauspielausbildung ergatterte Newman neben Theater-Engagements bald erste Nebenrollen im Fernsehen und 1954 feierte er sein Leinwanddebüt gleich in einer größeren Rolle in dem Drama "Der Silberne Kelch". Der Kritik fiel er erstmals zwei Jahre später richtig auf - und das nicht nur wegen der unfaßbar blauen Augen, die zu seinem großen Markenzeichen werden sollten -, als er in seinem zweiten Kinofilm in der Hauptrolle von Robert Wises mit zwei OSCARs ausgezeichneten Boxer-Biografie "Die Hölle ist in mir" überzeugte. Von diesem Zeitpunkt an arbeitete er kaum noch fürs TV, dafür umso mehr fürs Kino. Den endgültigen Durchbruch als Charaktermime feierte Newman 1958, als er für seine Darstellung in der fabelhaften Tennessee Williams-Verfilmung "Die Katze auf dem heißen Blechdach" neben Elizabeth Taylor seine erste OSCAR-Nominierung erhielt.
In den folgenden Jahren glänzte Newman in so unterschiedlichen Filmen wie der Agenten-Komödie "Der Preis" (1963), Hitchcocks Kalter-Krieg-Thriller "Der zerrissene Vorhang" (1966), dem Gefängnisdrama "Der Unbeugsame" (1967), der Kriegskomödie "Der Etappenheld" (1968) und dem Rennfahrerfilm "Indianapolis" (1969).
Die 70er waren geprägt von der legendären Kooperation mit dem gut zehn Jahre jüngeren Robert Redford in den beiden unsterblichen Meisterwerken "Zwei Banditen" (aka "Butch Cassidy and the Sundance Kid") und "Der Clou". Überhaupt war zu dieser Zeit fast jeder von Newmans Filmen ein kommerzieller und/oder qualitativer Hit, darunter die Westernkomödie "Das war Roy Bean" (1973), der Katastrophenfilm "Flammendes Inferno" (1974) oder die kultige Eishockey-Komödie "Schlappschuß" (1977).
In den 80ern fuhr Newman sein Arbeitspensum ein wenig zurück. Für große Blockbuster wollten die Produzenten und Regisseure nun jüngere Helden, aber in charaktergetriebenen Filmen war er immer noch gefragt - und als er 1986 mit "Die Farbe des Geldes" nach 25 Jahren eine Fortsetzung des Billard-Klassikers "Haie der Großstadt" in die Kinos drehte, erhielt Newman endlich seinen allerersten "echten" OSCAR (nach einem Ehren-OSCAR im Jahr zuvor)!
In den 90ern verlegte sich Newman dann mehr auf prägnante Nebenrollen bei starken Regisseuren, was seiner Vita immerhin noch solche Highlights wie "Hudsucker" von den Coens, "Nobody´s Fool" (okay, das war sogar noch mal eine Hauptrolle), "Zwielicht" oder "Road to Perdition" hinzufügte.
Mit 80 Jahren feierte Paul Newman dann doch noch die Rückkehr auf die TV-Bühne, auf der seine großartige Karriere einst ihren Anfang genommen hatte. Und das mit Erfolg, denn für "Our Town" (2003) wurde Newman erstmals als Darsteller für einen Emmy nominiert (1981 erhielt er bereits eine Nominierung als Bester Regisseur eines TV-Films) und für seinen allerletzten Film, das zu Herzen gehenden Kleinstadtdrama "Empire Falls" (lief letztes Jahr im ZDF), gewann er ihn sogar - und dazu noch den Golden Globe. Ein würdiger Abschluß für eine der erfolgreichsten Karrieren der Kinogeschichte.
Leider kam es aufgrund von Newmans Krebserkrankung nicht mehr zu der lange geplanten Wiedervereinigung mit seinem alten Kumpel Redford in einem dritten gemeinsamen Film.
Die Liste der Ehrungen des Paul Newman ist lang. Sehr lang. Sie umfaßt satte 37 Gewinne und 47 Nominierungen. Unfaßbare zehn Mal war er für den OSCAR nominiert, neben seinem Gewinn für "Die Farbe des Geldes" noch für "Die Katze auf dem heißen Blechdach", "Haie der Großstadt", "Der Wildeste unter Tausend", "Der Unbeugsame", "Die Liebe eines Sommers", "Die Sensationsreporterin", "The Verdict", "Nobody´s Fool" und "Road to Perdition". Dazu der Ehren-OSCAR für sein Lebenswerk 1986 und ein weiterer Ehren-OSCAR für sein humanitäres Engagement 1994.
Dazu kommen eine Goldene Palme in Cannes (für "Der lange heiße Sommer", gleich zu Beginn seiner Karriere), fünf Golden Globes (plus ein Ehren-Globe) und zahllose weitere Ehrungen.
Doch nicht nur beim Film war Newman erfolgreich: In den 80ern gründete er ein NASCAR-Rennteam und seit den 90ern verdiente er auch mit einer eigenen Lebensmittelmarke ("Newman´s Own") jede Menge Moneten (die er aber zu 100% spendete!). Was ihn vor Jahren zu der Bemerkung veranlaßte, es sei ein wenig frustrierend, daß er mittlerweile mehr Geld mit seiner Salatsoße als mit dem Filmemachen verdiene ...

Gestern verstarb Paul Newman im Alter von 83 Jahren auf einer Farm in Connecticut an Lungenkrebs gestorben. Einer der ganz Großen ist gegangen.
Ruhe in Frieden, Paul.
"I don't think there's anything exceptional or noble in being philanthropic. It's the other attitude that confuses me."
"Ever since ´Slapshot´ I've been swearing more. I knew I had a problem one day when I turned to my daughter and said: 'Would you please pass the fucking salt?'."
"Once you've seen your face on a bottle of salad dressing, it's hard to take yourself seriously."
"Being on President Nixon's enemies list was the highest single honor I've ever received. Who knows who's listening to me now and what government list I'm on?"
"I picture my epitaph: 'Here lies Paul Newman, who died a failure because his eyes turned brown.'"