Larian Banner: Baldur's Gate Patch 9
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#51066 19/04/07 12:09 PM
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AUS DEM LEBEN DES G.C.E. GALOTTA von Kathrin Ludwig und Mark Wachholz:
(bestehend aus den Bänden "Der Hofmagier" und "Der Feuertänzer")

Der junge, ehrgeizige Weißmagier Gaius Cordovan Eslam Galotta stößt mit seinen revolutionären Ideen und Forschungen bei seinen konservativen Gildenoberen auf immer stärkeren Widerstand. Da kommt das Angebot des neuen, tatkräftigen Kaisers des Mittelreiches gerade Recht, der Galotta als Hofmagier am Kaiserhof in Gareth einstellen möchte. Galotta nimmt die Chance - gegen den Widerstand seiner Gilde, die sich aus der Politik komplett heraushalten will - wahr und dient Kaiser Reto und dem Mittelreich fast 20 Jahre lang treu. In dieser Zeit erlebt er den Krieg auf Maraskan aus erster Hand mit, forscht für Reto nach einer gewaltigen Waffe, hat eine erstaunliche Affäre, kommt unerwartet zu vier Elfen"töchtern" (was nichts mit der Affäre zu tun hat) und muß sich nebenbei auch um die Erziehung von Retos weichlichem Sohn Hal kümmern, obwohl er diesen von Herzen verachtet.
Doch als Reto schließlich stirbt und Hal zum neuen Kaiser - gar zum Gottkaiser! - gekrönt wird, beginnt Galottas langsamer, aber tiefer Fall ...

Das Vorhaben, eine Biographie einer der wichtigsten, interessantesten und komplexesten "Meisterfiguren" der aventurischen sowie der DSA-Geschichte zu verfassen, ist zweifelsohne ein gewagtes. Doch insgesamt ist es den beiden jungen Autoren gut gelungen.
Die Bücher selbst sind flüssig geschrieben, man merkt kaum einmal, daß es sich um zwei Autoren handelt. Die Handlung krankt an der üblichen Biographien-Schwäche: Es ist eben keine klassische Geschichte mit Anfang, Spannungsaufbau, Höhepunkt und Ende. Sondern eher eine Aneinanderreihung von Episoden, die sich über etwa 30 Jahre hinweg erstrecken.
Doch die Autoren beherrschen es ziemlich gut, dieses Episodenhafte durch gelungene Übergänge zu verschleiern, sodaß man während des Lesens nur selten wirklich bemerkt, daß es keine wirklich stringente Handlung gibt.
Leider bleiben einige der ausgesprochen vielen Romanfiguren relativ oberflächlich, was gerade im Fall von Galottas Elfentöchtern schade ist, daraus hätte man sicher noch mehr machen können.

Wichtiger als die "technische" Beurteilung der Bücher ist in diesem Fall allerdings ein Blick auf die aventurische Authentizität! Immerhin sind die handelnden Personen beinahe ausnahmslos aventurische Berühmtheiten, die jeder DSA-Spieler zumindest namentlich kennen dürfte und von denen letztlich jeder sein eigenes Bild hat - geprägt ebenso durch (teilweise widersprüchliche) Abenteuer und Hintergrundmaterial verschiedenster Autoren wie durch die jeweiligen Meister der eigenen Spielrunden.
(Der folgenden Analyse soll eine ausdrückliche

SPOILERWARNUNG!!!

vorangestellt werden, sie sollte vor allem jene interessieren, die die Bücher entweder gar nicht lesen wollen und diese Rezension letztlich nur aus aventurischer Neugier lesen <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" /> oder die sich selbst zu den DSA-Veteranen zählen und daher sowieso eine zumindest rudimentäre Kenntnis der jüngeren aventurischen Geschichte besitzen.)

Wie sehr sich das Bild von Meisterpersonen im Laufe der Jahre verändern kann, zeigen gerade Galotta und Hal beispielhaft: Während jüngere Spieler diese beiden Figuren auch aufgrund der "offiziellen" aventurischen Geschichtsschreibung vorwiegend als ultimativen Oberbösewicht (nach Borbarad) beziehungsweise als strahlenden Helden, der selbst den (vermeintlichen) Tod hinter sich läßt, um sein Reich aus größter Gefahr zu erretten, kennen, sieht das Bild für DSA-Spieler der ersten Stunde noch ganz anders aus:
Galotta war immerhin beinahe drei Jahrzehnte lang loyaler Hofmagier am garethischen Kaiserhof, der gerade Kaiser Reto treu gedient und ihm sogar das Leben gerettet hat. Sicherlich, er war bereits damals alles andere als ein typischer Weißmagier, zudem war er ziemlich größenwahnsinnig und ausgesprochen egoistisch. Doch er war alles andere als ein Bösewicht!
Hal hingegen war zumindest in den ersten Regierungsjahren ein ausgesprochen schwacher Herrscher, der überhaupt kein Interesse am und schon gar kein Talent zum Regieren hatte. Er benötigte die Hilfe von Personen wie Galotta, wie Helme Haffax, wie Answin von Rabenmund, wie Raidri Conchobair, wie Waldemar von Weiden und vielen unbekannteren Figuren aus dem Hintergrund, um das Reich nicht in kürzester Zeit in den (zumindest finanziellen) Abgrund zu führen.

Und so arbeiten die Autoren auch deutlich heraus, was man bereits in früheren Publikationen zwischen den Zeilen lesen konnte: Daß es letztlich Hal selbst war - mit tatkräftiger Mithilfe der mysteriösen Magierin Nahema -, der das Ungeheuer Galotta schuf! Natürlich hat Galotta selbst dazu beigetragen, diese Entwicklung heraufzubeschwören. Seine allzu offensichtliche Ablehnung Hals, die feste Überzeugung, für das Reich unersätzlich zu sein, die mangelnde Fähigkeit, sich am Hofe Freunde zu suchen und diese auch zu halten ... Wie gesagt, Galotta war weißgott nicht perfekt. Aber zum Erzbösewicht wurde er erst durch den legendären Scharlachkappentanz. Und danach ist sein Verlangen nach Rache sehr wohl verständlich und man kann gut nachvollziehen - wenn auch natürlich nicht gutheißen - warum Galotta zu dem wurde, zu dem er schließlich wurde ... zum Dämonenpaktierer und zum Heptarchen in den Dunklen Landen (was in den beiden Büchern allerdings nicht mehr behandelt wird, die enden kurz nach der Schlacht der mehr als 1000 Oger).

Daß in dieser Galotta-Biographie die Darstellung von Galotta und Hal dem, was die Spieler in den vergangenen Jahren erfuhren, ziemlich zuwiderläuft, läßt sich übrigens auch an einigen Rezensionen erkennen, die gerade diese "plötzliche Kehrtwendung" kritisieren. Allerdings muß ich einräumen, daß auch ich mir gewünscht hätte, daß Galotta ein klein wenig sinistrer dargestellt worden wäre. Zwar ist seine Entwicklung zum Bösen hin durchaus nachvollziehbar dargelegt, dennoch kommt er vor allem im ersten Band meines Erachtens doch etwas zu gut weg.

Was die weiteren berühmten Figuren in den Büchern betrifft, so lassen sich leider einige Widersprüche zu anderen Publikationen nicht verschweigen: Answins Motivation in der "Verschwörung von Gareth" beispielsweise ist hier eine ganz andere als damals im gleichnamigen Abenteuerband (hab´ extra nachgeschaut <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />) und auch der Scharlachkappentanz entspricht nicht unbedingt der gleichnamigen Kurzgeschichte von Lena Falkenhagen in der Anthologie "Magische Zeiten". Gerade das Verhältnis der Elfentöchter zu Galotta wird doch sehr unterschiedlich beschrieben.
Außerdem meine ich, daß in der vorliegenden Version Galotta eine ziemlich einfache Möglichkeit, sich zu retten, außer Acht läßt (nämlich durch eine seiner Elfentöchter den Großinquisitor Dexter Nemrod rufen zu lassen, während er die Paraphernalien für seinen Zauber erst zusammenstellen lassen muß). Aber das mag man mit Galottas Panik oder schlicht mit seinem egozentrischen Charakter begründen können.

Sehr gelungen finde ich dagegen die Schilderung des späteren Reichsverräters Helme Haffax. Während Galottas Abfall vom "Guten" mir schon immer nachvollziehbar vorkam, war Haffax´ Verrat für mich damals ein echter Schock (wobei ich zu der Zeit schon nicht mehr aktiv spielte, wenn ich mich nicht irre - kann also durchaus sein, daß das in einem Abenteuer überzeugend dargestellt wurde). Hier erfährt man endlich mehr über seine Motivationen und somit wird auch die spätere Entwicklung wesentlich verständlicher.
Andere Figuren wie der Schwertkönig Raidri, Waldemar der Bär, Cuanu ui Bennain, Lutisana von Perricum oder Saldor Foslarin spielen eher Nebenrollen, ihre Schilderung entspricht aber weitgehend meiner Vorstellung von ihnen.
Gleiches trifft auf die Kaiserin Alara zu, die als enge Freundin Galottas eine weitaus größere Rolle spielt. Das intrigante Wesen der Al´Anfanerin, die Galotta in diesem Punkt mehr als gewachsen ist, kommt hervorragend herüber und überzeugt auf der ganzen Linie.
Ein Sonderfall ist Nahema ai Tamerlein. Diese, von DSA-Gründer Ulrich Kiesow selbst geschaffene legendäre Magierin war in der DSA-Geschichte eigentlich noch nie eine nachvollziehbare Person. Wer ihre Schilderung in Kiesows "Das zerbrochene Rad" gelesen hat, der wird sich ernsthaft fragen, wie das die gleiche Person sein kann, die Hal dazu bringt, Galotta mit dem Scharlachkappentanz zu foltern und zu demütigen. Und im Laufe der DSA-Publikationen blieb - zumindest meinem Eindruck nach - eines gleich: Man wußte nie, was Nahema gerade wieder vorhatte oder warum. Daran halten sich auch Ludwig und Wachholz, wenngleich einige Sätze in ihrer Schilderung der Geschehnisse um Nahema durchaus Raum für Spekulationen lassen (hat sie Galottas Sturz mit seinen katastrophalen Folgen für alle nur herbeigeführt, um aus dem schwächlichen Kaiser Hal endlich einen wahren Herrscher zu machen? Aber sollte das zutreffen, dürfte man sich angesichts der folgenden Jahre in der aventurischen Geschichte durchaus über die Verhältnismäßigkeit der Mittel Gedanken machen ...).

Fazit: Die Galotta-Biographie ist ein gelungener Blick in die aventurische Geschichte und als solcher primär für echte DSA-Fans geeignet. Leser, die eher zufällig über die Bücher stolpern, eigentlich aber wenig bis gar nichts mit DSA und Aventurien anfangen können, dürften ihre Probleme haben. Zwar kann man die Biographie grundsätzlich auch ohne Vorkenntnisse lesen und verstehen, aber damit entgingen einem selbstverständlich die ganzen aventurischen Bezüge, die ja gerade das Salz in der Suppe sind! Dabei fällt natürlich besonders positiv ins Gewicht, daß die Autoren Ludwig und Wachholz offensichtlich ausgiebig in den alten DSA-Publikationen geforscht haben und sich selbst sehr gut in Aventurien auskennen. Die aventurische Authentizität ist jedenfalls jederzeit gegeben, daran ändern auch die erwähnten paar kleineren Widersprüche nichts.

Auch soll nicht unerwähnt bleiben, daß die Galotta-Biographie mit wenigen Ausnahmen (z.B. auf Maraskan) alles andere als actionbetont ist, sondern ihr Hauptaugenmerk auf die berühmten Persönlichkeiten, ihr Verhalten, ihre Beziehungen zueinander, ihre Pläne und Intrigen legt. Letztlich kann man das ganze wohl fast als eine (wenn auch nicht extrem tiefgehende) Charakterstudie bezeichnen.
Mir persönlich hat der erste Band "Der Hofmagier" besser gefallen. Schreibtechnisch gibt es keine großen Unterschiede, aber hier ist Galotta noch obenauf und zudem gibt es einige wahrlich sensationelle Enthüllungen selbst für DSA-Veteranen.
Der zweite Band "Der Feuertänzer" hingegen schildert primär Galottas Absturz und ehrlich gesagt: Es macht (mir) einfach weniger Spaß, das zu lesen, zumal wenn man bereits weiß, wie es enden wird. Dazu kommt, daß Überraschungen diesmal weitgehend ausbleiben und leider einige der Enthüllungen des ersten Bandes schon wieder ziemlich eindeutig relativiert werden. Da fehlte leider der Mut (oder die Erlaubnis der DSA-Redaktion?), die "inoffizielle" aventurische Geschichte nachhaltig zu ändern.

Insgesamt gibt es von mir die Schulnote 2 mit Tendenz zur 2+. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />

Laut alveran.org wurde übrigens "in einem Nebensatz" ein dritter Band der Biographie angekündigt, der dann wohl das Wirken Galottas als Bösewicht beschreiben würde. Sicher auch nicht uninteressant, wenngleich ein eindeutiger Bösewicht aus Hauptfigur natürlich recht gewagt ist und nicht jedem Leser gefallen wird.

Edit: Ich habe jetzt übrigens noch ein bißchen im Netz geforscht und scheinbar wurde Haffax´ Abfall vom Mittelreich in einer Kurzgeschichte in der Anthologie "Gassengeschichten" behandelt. Muß ich wohl verdrängt haben ... <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />

Last edited by Ralf; 19/04/07 03:35 PM.
#51067 23/08/07 05:02 PM
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Nach längerer Pause ist mal wieder ein neuer DSA-Roman erschienen (bis Jahresende soll dafür dann gleich ein ganzer Haufen weiterer kommen) und natürlich prompt von mir gelesen worden:

HOHENHAG von Dietmar Preuß:

Leider ist es bei diesem Buch fast vollkommen unmöglich, eine Rezension zu schreiben, die frei von SPOILERN!!! ist. Das geht aber scheinbar nicht nur mir so, denn der Klappentext des Buches verrät in wenigen Zeilen sogar noch deutlich mehr über den Handlungsverlauf als ich das im folgenden tun werde. Wer sich also die Spannung nicht verderben will, sollte die nächsten Passagen überspringen und sich gleich dem Fazit zuwenden - und im Falle eines Kaufes BLOSS NICHT den Klappentext lesen!
(da waren ja die alten Heyne-Zeiten fast noch besser, als die Klappentexte mitunter GAR NICHTS mit dem jeweiligen Inhalt zu tun hatten ... <img src="/ubbthreads/images/graemlins/stupid.gif" alt="" />)

Genug gelabert und damit zur Sache! <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" />

Hohenhag ist einer von drei Wehrhöfen an der nördlichen andergast´schen Grenze zum Orkland. Die Bewohner der Wehrhöfe führen ein rauhes, arbeitsames und angesichts zahlreicher Orküberfälle sehr gefährliches Leben. Eines Tages werden die beiden 12-Jährigen Beolf und Sidra bei einem dieser Überfälle geraubt und vom Rikai-Schamanen der Sippe als Sklaven gehalten (was ihnen immerhin den grausamen Tod als Tairach-Opfer erspart ...). Nach jahrelanger Gefangenschaft gelingt den beiden nunmehr jungen Erwachsenen die Flucht und nur ein Gedanke beherrscht ihr Handeln: Rache! Naja, und eine dramatische Dreiecks-Geschichte ...

Als erstes an "Hohenhag" fällt positiv auf, daß es endlich mal nicht die jahrelang verwendete Aventurien-Karte zu sehen gibt (auf der die Schauplätze der meisten DSA-Romane mangels Größe nicht mal verzeichnet sind!), sondern eine zur Handlung passende, die Nord-Andergast und das Orkland abdeckt. Sehr schön, bitte in Zukunft immer so halten! <img src="/ubbthreads/images/graemlins/up.gif" alt="" />

Auch die Handlung beginnt zunächst recht vielversprechend. Die jahrelange Gefangenschaft von Beolf und Sidra bei den Orken wird zwar in nur etwa 100 Seiten und damit zwangsläufig recht oberflächlich abgehandelt, zudem halte ich nicht alle Facetten der Gefangenschaft für allzu realistisch, aber das ganze läßt sich gut lesen, ist ziemlich spannend und auch die Orks werden recht gelungen und authentisch vorgestellt.
Man muß fast sagen: Leider gelingt Beolf und Sidra dann ungefähr zur Hälfte des Buches die Flucht - denn ab diesem Zeitpunkt ließ mein Lesevergnügen sukzessive und deutlich nach! Die Handlung teilt sich hier in zwei große Fäden auf:
Zum einen gibt es das vor allem bei Sidra unbändige Verlangen nach Rache an den Orks. Dieser Handlungsstrang ist weiterhin spannend und unterhaltsam geschrieben, aber dennoch alles andere als tadellos.
Nun war "Rache" bekanntlich schon immer ein sehr kontroverses Thema, das aber viele Menschen auch stark fasziniert, ob in Film (z.B. in "Ein Mann sieht rot") oder Büchern. Kein Wunder, beinhalten doch solche Geschichten zwangsläufig viel Dramatik, Spannung, Emotionen und Action. Das ist auch in "Hohenhag" nicht anders, allerdings ist Beolfs und Sidras Rachefeldzug dermaßen rassistisch, daß es zumindest bei mir ein äußerst mulmiges Gefühl im Magen hinterläßt.
Natürlich mag man - zurecht - einwenden, daß der Roman nunmal in Aventurien spielt und nicht auf der Erde, daß die Orks im Allgemeinen rücksichtslose und brutale Monster sind und daß die Rachegelüste zweier jahrelanger Ork-Sklaven nur zu verständlich sind. Alles richtig. Nur: Das macht die Sache dennoch nicht weniger moralisch zweifelhaft.
Neben diesen moralischen Zweifeln störte mich aber auch, daß Beolf in dieser Phase quasi aus dem Nichts zu einem militärischen Genie avanciert. Klar, er konnte die Kriegstaktiken der Orks während seiner Gefangenschaft studieren, aber was er im zweiten Teil des Romans alles leistet, das ist wahrlich nicht mehr normal. Beolf ist zumindest in dieser Hinsicht zu perfekt, um noch glaubwürdig zu sein oder die Spannung bei den recht zahlreichen blutigen Gefechten mit den Orks gänzlich aufrechtzuerhalten.

Wesentlich ärgerlicher fand ich jedoch den zweiten großen Handlungsstrang: Eine dramatische, aber leider (bestenfalls) zweitklassige shakespeare´sche Liebestragödie. Ganz ehrlich: Wo diese Love-Story mit Hindernissen zunächst noch recht zahm und damit erträglich geschildert wurde, wird es in der zweiten Romanhälfte - als daraus die erwähnte Dreiecksgeschichte wird - immer schlimmer. Das (aber nur bei dieser Thematik!) unerträglich kindische Verhalten der drei Haupt-Protagonisten ging mir im Laufe der Zeit dermaßen auf die Nerven, daß ich am liebsten geschrien hätte! Im Grunde ist die Liebesgeschichte sowieso eher überflüssig und dann noch so eine pseudo-Dramatik - sorry, aber damit kann ich einfach nichts anfangen. Das funktioniert bei Shakespeare, aber nicht hier.

Auch nicht hilfreich ist, daß die Charaktere des Romans sowieso recht flach sind. Letztlich gibt es unter den Menschen einen Bösen, während alle anderen herzensgut sind. Schwarz-weiß-Malerei at its best (oder worst, wie man will)!
Beolf und Sidra sind wenigstens etwas authentischer, aber die interessanteste, "echteste" Romanfigur ist eigentlich der Rikai-Schamane ...

Aber ich will ja nicht nur meckern: Immerhin nimmt dieser Handlungsstrang einen zwar gewichtigen, aber doch nicht den zentralen Raum der Geschichte ein. Lobend muß ich mich über Preuß´ Schreibweise äußern: "Hohenhag" ist trotz seiner Schwächen schön flüssig zu lesen und vor allem die leider recht wenigen humorvollen Szenen sind ausgesprochen gut gelungen. Auch gelingt es dem Autor, die vielen Nebenfiguren äußerst sympathisch wirken zu lassen; flach, aber sympathisch. Und generell ist es natürlich sehr erfreulich, daß mit Andergast auch mal eine sonst eher vernachlässigte, aber nichtsdestoweniger sehr interessante aventurische Region behandelt wird. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />

Fazit: Während des Lesens schwankte ich in meiner Notengebung ständig zwischen den Schulnoten 2 und 4. "Hohenhag" ist alles in allem ein gefällig geschriebenes Buch mit großteils sympathischen, wenn auch nicht übermäßig authentischen Charakteren. Die teilweise ziemlich konstruierte Story läßt sich bestenfalls als schlicht und zweckmäßig einordnen und wird in der zweiten Hälfte der knapp 300 Seiten aus meiner Sicht zunehmend zum Schwachpunkt des Buches. Wer mit Rache-Geschichten keine Probleme (zumindest, wenn es sich bei den Objekten der Rache "nur" um Orks handelt) und auch nichts gegen ein bißchen schwülstige Seifenoper hat, dürfte mit "Hohenhag" durchaus seine Freude haben. Bei mir reicht es aber - da ich eben weder Seifenopern noch diese Art von Rache-Story mag - nur für die Note 4+.

Last edited by Ralf; 23/08/07 05:07 PM.
#51068 15/11/07 09:45 AM
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SATINAVS AUGE von Tobias Radloff:

Vinsalt, kurz vor dem Tod der Kaiserin (der seit etwa einem Jahr den üblichen Thronfolgestreit zurfolge hat, hier aber eben nicht thematisiert wird): Auf der großen Einweihungsfeier des neuen Hauptsitzes des Heiligblutordens treffen sich die Wege der jungen und hitzköpfigen Gardistin Silvanessa und des tolpatschigen Zauberlehrlings Anconio. Anconio rettet Silvanessa eher ungewollt das Leben, worüber diese sich ob des gewaltsamen Todes ihres großen Bruders wenig später aber kaum freuen kann. Silvanessa kennt fortan nur ein Ziel: Rache! Doch dafür muß sie erst einmal herausfinden, wer für den Tod ihres Bruders verantwortlich ist. Dabei trifft sie zufällig erneut auf Anconio und fortan machen sie gemeinsame Sache ...

Erstmals seit längerer Zeit hat wieder mal ein etablierter DSA-P&P-Autor einen DSA-Roman veröffentlicht. Das läßt den geneigten Leser auf Großes hoffen, erinnert er sich doch freudig an die Werke von DSA-Autoren wie Karl-Heinz Witzko, Ulrich Kiesow, Lena Falkenhagen oder Bernhard Hennen. Doch für Radloff sind diese Fußstapfen im Roman-Bereich noch eindeutig zu groß!
Das Vinsalt-Setting ist zunächst mal eine willkommene Abwechslung in der sonst doch eher Mittelreich-zentrierten Roman-Reihe, doch leider macht der Autor daraus viel zu wenig. Würde die Handlung stattdessen in Gareth stattfinden, würde man das abgesehen von den Vinsalt-spezifischen Namen und Institutionen (sowie dem Rapier als Haupt-Fechtwaffe) kaum bemerken. Das typisch horasische Flair kommt in "Satinavs Auge" einfach viel zu wenig rüber.
Auch die Handlung selbst kann nur teilweise überzeugen. Für Begeisterungsstürme ist die klassische Krimi-Story viel zu altbacken, auch wenn sich schon recht bald und nicht wirklich unerwartet herausstellt, daß es noch um viel mehr geht als "nur" einen simplen Mordfall. Die Charaktere sind zwar im Großen und Ganzen glaubhaft, aber auch recht klischeebeladen: Die stürmische Gardistin, der ungeschickte Zauberlehrling, der sinistre Kirchenmann, der arrogante Hofmagier, der Gentleman-Dieb ... da ist nichts wirklich Originelles dabei.

Dazu kommt, daß dem Roman irgendwie die nötige Stringenz fehlt. Auf (durchaus vorhandene) sehr gelungene Kapitel folgen unfaßbar langweilige (es sei denn, man findet die Wirkungsweise von Uhren so ungemein spannend wie offenbar der Autor ...), auf vergnügliche Dialoge -meist zwischen Silvanessa und Anconio, deren gemeinsame Kapitel auch die absoluten Highlights des Buches sind - folgen platte oder solche, die wohl eher unfreiwillig komisch geraten sind ("Bei Rondra, bluten kann ich später!").
Immerhin ist die Geschichte aventurisch sehr authentisch sowie insgesamt gut durchkonstruiert und flüssig geschrieben. Ich habe auch schon deutlich schlechtere DSA-Romane gelesen - nur um das klarzustellen. In seinen guten Phasen weiß "Satinavs Auge" sehr wohl zu unterhalten. Aber ich hatte mir deutlich mehr erwartet.

Note 4+

Damit gibt es nun erstmals seit dem Wechsel der Reihe zu FanPro zwei Romane am Stück, die mich nicht überzeugen konnten - hoffentlich nur eine Mini-Krise ...

#51069 23/11/07 07:01 PM
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DEN GÖTTERN VERSPROCHEN

Gutes Buch, interessanter Einstieg in Myranor. Mit der Basisbox im Hintergrund wirkt alles noch lebendiger und plastischer.

Ein gutes Buch, für eine leckere Zwischendurchmahlzeit sehr geeignet. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />

2+


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#51070 14/12/07 02:32 PM
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Der nächste DSA-Roman wird von einem alten Bekannten stammen, der sich allerdings schon länger nicht mehr hier gemeldet hat <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" />:

Über den Dächern Gareths

Auf diesem Wege: Glückwunsch, daß es endlich geklappt hat mit dem Roman nach zwei veröffentlichten (und guten) DSA-Kurzgeschichten. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/up.gif" alt="" />

Last edited by Ralf; 14/12/07 02:37 PM.
#51071 28/12/07 02:22 PM
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IN DEN NEBELN HAVENAS:

Das Romandebüt von DSA-Redakteur Daniel Jödemann erzählt von den Erlebnissen dreier untereinander zunächst unbekannter Hauptfiguren, deren Wege sich - wie bei dieser Art von Geschichte üblich - irgendwann kreuzen werden.
Als erstes haben wir den jungen liebfeldischen Efferd-Geweihten Mero, der an seiner Berufung zweifelt und sich deshalb nach Havena versetzen läßt - in der Hoffnung, an dem Ort, den Efferd einst durch eine verheerende Flutwelle für seine Sündigkeit gestraft hat, Antworten auf seine Glaubensfragen zu erhalten ...
Dann ist da die junge Havenerin Vilai, die nach dem gewaltsamen Tod ihrer Eltern deren einflußreichen Handelsbetrieb weiterführt und an dieser Aufgabe zu scheitern scheint. Nur: Offenbar ist genau das ihr Ziel ...
Und schließlich haben wir die ebenfalls junge Weißmagierin Cairbre, die aus ihrer nostrischen Magieakademie in ihre Heimatstadt Havena zurückkehrt, in der die Magie bekanntlich ausgesprochen mißtrauisch beäugt wird. So auch von Cairbres Eltern, was offensichtlich auch mit einem tragischen Ereignis aus der Kindheit der frisch gebackenen Magierin zusammenhängt ...

Streng genommen passiert im ersten Drittel des gut 300 Seiten starken Romans ziemlich wenig. Daß es Jödemann dennoch gelingt, das Interesse des Lesers wachzuhalten - und das sogar problemlos! - liegt an einem interessanten Kniff. Denn bereits in den ersten Kapiteln etabliert er um jede seiner Hauptfiguren ein Geheimnis oder Rätsel. Und die sind so interessant (zumindest zwei davon: das der Magierin ist eigentlich relativ leicht zu durchschauen, aber dafür ist sie meiner Ansicht nach der sympathischste Charakter der Geschichte), daß man unbedingt wissen will, wie es weitergeht.

Erfreulicherweise wird diese hohe Erwartungshaltung, die Jödemann mit seiner Methode von Beginn an schürt, durchaus erfüllt. Es entspinnt sich eine spannende, mitunter dramatische Geschichte und speziell einer der drei charakterbezogenen Handlungsstränge entwickelt sich ausgesprochen unkonventionell. Denn eine der drei Personen ist alles andere als das, was sie zunächst zu sein scheint. Da ich nicht spoilern will, muß ich an dieser Stelle leider sehr vage bleiben, aber so viel sei gesagt: In diesem Handlungsstrang schafft der Autor es hervorragend, die Emotionen des Lesers so raffiniert zu manipulieren, daß man das zwar sehr wohl bemerkt, sich aber kaum dagegen wehren kann.
Einen interessanter zur Geltung gebrachten Antagonisten als in "In den Nebeln Havenas" habe ich jedenfalls noch nicht allzu oft kennengelernt ...

Natürlich gibt es eigentlich noch eine vierte Hauptfigur: Havena. Offensichtlich gibt es kaum eine geeignetere Stadt für einen gruseligen DSA-Roman, denn Havena mit seiner verfluchten Unterstadt, der mysteriösen Muhrsape, dem weitgehenden Magieverbot und der ambivalenten Beziehung zum Meeresgott Efferd bietet unzählige Möglichkeiten. Eigentlich erstaunlich, daß diese nicht schon öfter in der mittlerweile sehr umfangreichen DSA-Roman-Reihe behandelt wurden (soweit ich mich erinnere, nur noch in Lena Falkenhagens "Die Nebelgeister").
Und auch in Hinsicht auf die Miteinbeziehung der Stadt und ihrer Besonderheiten muß man Daniel Jödemann großes Lob aussprechen: Er bringt Havena richtig gut, atmosphärisch und anschaulich rüber; dabei hilft es natürlich auch, daß eine seiner Hauptfiguren ortsfremd ist und somit gewissermaßen die Perspektive des Lesers einnimmt.

So richtig viel zu kritisieren habe ich also eigentlich nicht. Vielleicht, daß die Geschichte insgesamt mitunter doch ein kleines bißchen zu unspektakulär daherkommt und zudem recht gemächlich startet. Vielleicht auch, daß das Finale doch ein wenig gehetzt wirkt. Zudem ist es auf gelungene Art und Weise unkonventionell, dabei aber nicht hundertprozentig befriedigend. Auch die Möglichkeit einer Fortsetzung wird übrigens offengelassen.

Aber insgesamt: Ein sehr schöner aventurischer Stadtroman mit interessanten Charakteren, spannender Handlung und erfrischend unnormaler Erzählweise. Dafür gibt es die Note 2+. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/up.gif" alt="" />

#51072 28/12/07 08:31 PM
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Ich könnte nicht so lange Reviews schreiben - ist bei dir wahrscheinlich Übung <img src="/ubbthreads/images/graemlins/biggrin.gif" alt="" /> - und neige auch sonst in Beurteilungen eher zum Understatement.

Ich bin mir absolut sicher, daß wegen meinem "Review" noch *keiner* das Buch "Den Göttern versprochen" gekauft hat ... <img src="/ubbthreads/images/graemlins/biggrin.gif" alt="" /> <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" />

(Im Moment avanciiert er übrigens zu einem meiner Lieblingsromane - und das will etwas heißen ! <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" /> )


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ÜBER DEN DÄCHERN GARETHS von Stefan Schweikert:

Der jungen Diebin (und Magiedilettantin) Liasanya eröffnet sich die ungeahnte Chance auf ein ehrbares Leben: Der erfolgreiche Kaufherr Halbart Jalson engagiert sie, um eine mysteriöse Schatulle von einem Konkurrenten zu stehlen, als Tarnung muß sie vor und nach Erledigung des Auftrags ganz normal für Halbart arbeiten - und lernt dabei sowohl die ehrliche, körperliche Arbeit als auch Halbart zu schätzen.
Doch wie sollte es anders sein, ein schreckliches Verbrechen geschieht und aufgrund ihrer kriminellen Vergangenheit sowie ihrer magischen Fähigkeiten wird schnell Liasanya als Hauptverdächtige ausgemacht! Ihr gelingt jedoch die Flucht und gemeinsam mit einem befreundeten jungen Magier versucht sie, die wahren Umstände des Verbrechens aufzuklären ...

Zwei Vorbemerkungen:
1. "Über den Dächern Gareths" ist nach offizieller Zählung der 100. DSA-Roman! Der allerdings rund einen Monat VOR Nummer 99 erschien ... Irgendwelche Boni (außer einer großen "100" auf dem Buchrücken) gibt es leider auch nicht, selbst das aventurische Glossar fehlt ein weiteres mal. Sehr schade.
2. Das Buch ist eine direkte Fortsetzung von Schweikerts lesenswerter Kurzgeschichte "Li" in der DSA-Anthologie "Aufruhr in Aventurien". Diese vorher zu lesen ist daher sinnvoll, inhaltlich aber keineswegs zwingend notwendig.

Zum Buch selbst:
Nach "Satinavs Auge" (Vinsalt) und "In den Nebeln Havenas" ist "Über den Dächern Gareths" das dritte "Stadtabenteuer" in Folge in der DSA-Roman-Reihe. Während es jedoch ersterem kaum gelang, jemals echte Stadt-Atmosphäre aufkommen zu lassen und zweiterer aufgrund seiner Handlung sowieso nicht ganz in das Schema paßt, gelingt es "Über den Dächern Gareths" sehr gut, sein Milieu herüberzubringen - dabei spielt die Handlung nicht in den noblen Teilen der Hauptstadt des Mittelreichs, sondern eher in der Gosse bzw. den "mittleren" Gebieten. Schweikert gelingt es überzeugend, die Enge der überfüllten und verschmutzten Gassen von Meilersgrund und Co. spürbar zu machen und das Elend gerade nach dem Krieg gegen Borbarad und Galottas erst kürzlichem Angriff auf Gareth selbst zu beschreiben - gerade auch im Unterschied zu der wohlhabenderen Gegend, in der Halbart Jalson (selbst ein tobrischer Flüchtling) lebt.

Die Handlung ist an sich nicht allzu originell (und recht geradlinig erzählt), sondern eher als "klassisch" zu bezeichnen - das muß natürlich nichts schlechtes sein, aber manches ist doch etwas vorhersehbar, vor allem die Identität des Hauptschurken war mir sehr früh klar.
Einige der zahlreichen Nebenfiguren sind leider auch ein wenig klischeehaft geraten, aber dafür ist die Charakterisierung der Hauptfiguren erfreulich vielschichtig und lebensecht. Und auch die Schilderung mancher Nebenfiguren kann durchaus überzeugen, vor allem die Kriegsveteranen-Bettlerin (ihr merkt schon: es gibt auch einige passend eingesetzte gesellschaftskritische Elemente), der Hauptermittler und ein Inquisitor fallen mir da ein.

Insgesamt läßt sich "Über den Dächern Gareths" sehr flüssig und über weite Strecken spannend lesen, auch wenn echte Highlights eher spärlich gesät sind. Ehrlich gesagt schwanke ich bei der Notengebung zwischen einer glatte 2 und einer 2-.
Hmm ... machen wir mal eine 2- draus verbunden mit der Aufforderung, es beim nächsten DSA-Roman NOCH besser zu machen! laugh

Achja, es ist ja mittlerweile fast schon Tradition, aber auch diesmal muß ich mich leider wieder über das mangelhafte Lektorat von FanPro beschweren. Wobei ich ehrlich gesagt langsam das Gefühl habe, daß dieses Lektorat daraus besteht, einmal die Word-Rechtschreibprüfung drüberlaufen zu lassen und sonst nichts ...
Ich weiß ja nicht, wie es anderen geht, aber mich nerven allzu häufige und mit einem guten Lektorat allemal vermeidbare Fehler in Büchern schon sehr. down

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Hallo Ralf!

Vielen Dank für die gute Rezi! Ich hab schon sehnsüchtig darauf gewarten smile ...

Bis dann ...


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Schweige
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"gute Rezi" jetzt auf Ralfs Leistung bezogen - oder hinsichtlich der Bewertung ihres Gegenstandes, vulgo die Qualität Deines Werkes? confused

Ralf hatte ja durchaus ein paar Kritikpunknte angebracht! wink

[ Jaaa, Du brauchst ja nicht glauben, daß Du uns hier so einfach davonkommst, wenn wir schonmal den Autor höchstpersönlich hier "greifbar" haben. :whistle: grin ]


Ragon, der DSA-Roman-Magier
smirk

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Schweige kann ja ganz entspannt sein: Wie ich bei alveran.org gesehen habe, zählt meine Rezension sogar noch eher zu den schlechteren - mit so einer Aufnahme kann man bei seinem Debüt sicher sehr gut leben. laugh

Und daß man sich gerade beim (zumindest veröffentlichten) Debüt nicht gleich an der komplexesten aller Storylines versucht, ist ja auch mehr als verständlich. Ich habe es bei meinem ersten Versuch (der aber nichts mit Fantasy zu tun hat und noch eine sehr umfangreiche Überarbeitung benötigt, bevor er möglicherweise halbwegs lesbar ist) ganz ähnlich gemacht. smile

Aber wenn du schon in der Nähe bist, Schweige, dann fallen mir gerade noch zwei Punkte ein, auf die ich beim Lesen gestoßen bin:
1. Auf den ersten 20, 30 Seiten hatte ich das Gefühl, daß du versucht hast, recht blumig zu schreiben. Für meinen Geschmack sogar ein bißchen zu sehr. Danach ist mir dann aber nichts mehr aufgefallen. Also habe ich mich entweder schnell an den Stil gewöhnt oder er hat sich geändert. Kann das sein? Daß du möglicherweise am Anfang bewußt darauf geachtet hast, möglichst "schön zu schreiben" und nach einer Weile dann eher wieder in den "normalen" Schreibstil verfallen bist? Aber womöglich bilde ich mir das auch nur ein. smile
2.
Bei dem - übrigens sehr schön erzählten! - Rückblick auf die Schlacht bei den Trollpforten kommt ja ein mächtiger Magier vor. Da ich die "Sieben Gezeichneten"-Kampagne nicht gespielt habe und der Aventurische Bote eher spärlich über die Geschehnisse berichtet hat, bin ich in der Thematik nicht ganz so gut informiert und daher die Frage: War das nur irgendein mächtiger Magier oder eine Meisterperson? Zunächst dachte ich ja sogar an Borbarad selbst, aber die Erwähnung der Robe läßt mich doch eher Galotta vermuten - nicht daß Galotta der einzige ehemalige Weißmagier unter Borbarads Truppen gewesen wäre, aber trotzdem ...

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Ich kann mit Ralfs Rezi sehr gut leben. Immerhin ist es kein "Verriss", sondern spricht "Mängel" an, die auch schon andere angesprochen haben.

Und, ich schätze Eure Meinung (nicht nur die von Ralf), da wir uns hier schon ausführlich über DSA-Romane unterhalten haben und ich weiß, woran ich bin ... wink

Zu der Kritik:

Die Storyline ist wirklich bewusst "simpel" gehalten. Ich hab schon einige Bücher gelesen, die sich in Parallelhandlungen, Zeitsprüngen usw. verzettelt haben. Als "Neuling" wollte ich mich hier wirklich nicht "überfordern". Außerdem wollte ich die Geschichte konsequent aus der Perspektive der Hauptperson (Li) schreiben. Wie wir hier schon diskutiert haben, mag ich eigentlich keine Geschichten, in denen die Erzählperson permanent wechselt. Das muss man wirklich beherrschen. Ab dem zweiten Kapitel durfte/musste dann auch Seth gelegentlich erzählen, da ich sonst wiederum zu "hässlichen Tricks" greifen hätte müssen, um die Sachen zu schildern, die in Lis Abwesenheit geschahen. Prolog/Epilog/Zwischenspiele bilden natürlich eine Ausnahme.

Drei Hauptmängel wurden in den meisten Rezis angesprochen:
Erstere hat Ralf nicht gestört: Einige Rezesenten hatten beklagt, dass zu wenig garethisches Lokalkolorit herrscht, also zu wenig beschrieben wird, wie es wo aussieht und so. Das könnte ich jetzt wieder auf die Erzählperspektive schieben, da sich meine "Helden" als "Einheimische" ja wohl kaum über irgendwelche "Sehenswürdigkeiten" auslassen würden. Aber das Problem haben andere Autoren schon viel besser gelöst. Ich gelobe Besserung!

Zweitens sind einige Personen etwas flach geraten. OK! Auch richtig. Und gerade bei meinem Inquisitor ärgert es mich geradezu, da ich ihn (im Kopf) eigentlich ganz anders angelegt hatte ...

Dazu passt auch Hauptkritikpunkt drei: Dass die Auflösung/der Bösewicht zu offensichtlich und die Hinleitung zum Showdown etwas "an den Haaren herangezogen" wurde.

Ich habe jetzt das Gefühl, dass ich ab dem Dritten und besonders im Vierten Kapitel nur noch fertig werden wollte, und so einige Nebenhandlungen schlicht aus den Augen verloren habe.
Schade ...

Zu Ralfs neuer Post:

In wie weit sich mein Schreibstil im Laufe der Geschichte verändert, kann ich nicht sagen, es kann aber schon sein, gerade der erste Teil ist doch schon ein paar Jahre alt und sehr oft überarbeitet worden.

Und die Person aus deiner zweiten Frage entsprang ganz allein meiner Fantasie, ich hab die erwähnte Kampagne auch nicht gespielt, aber ich denke, es ist platz genug für einen weiteren mächtigen M... und sollte es Ähnlichkeiten zu "offiziellen" Personen und Ereignissen geben, so wäre das ... nett wink

So meine erste Antwort ist doch recht lange geworden. Ihr seht schon, ich rede/schreibe gerne darüber smile smile smile ... wäre es jetzt Wochenende, so wäre meine Antwort wohl noch viel länger geworden ... aber was nicht ist ...


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Schweige
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Schon recht so.

Wie gesagt, wenn man schonmal den Autoren da hat... dann kann man die Rezeption gleich nochmal um einige Dimensionen vertiefen.
(Also, Ralf kann - ich hab´s ja noch nicht gelesen. aber ich lese gern drüber! wink )


Ragon, der leider schon lange nicht mehr seine "magische Bibliothek" erweitern konnte. frown
Er versinkt immer schon in den täglichen Periodika.
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Originally Posted by Schweige

Drei Hauptmängel wurden in den meisten Rezis angesprochen:
Erstere hat Ralf nicht gestört: Einige Rezesenten hatten beklagt, dass zu wenig garethisches Lokalkolorit herrscht, also zu wenig beschrieben wird, wie es wo aussieht und so. Das könnte ich jetzt wieder auf die Erzählperspektive schieben, da sich meine "Helden" als "Einheimische" ja wohl kaum über irgendwelche "Sehenswürdigkeiten" auslassen würden. Aber das Problem haben andere Autoren schon viel besser gelöst. Ich gelobe Besserung!


Daß mir das nicht aufgefallen ist, liegt vermutlich daran, daß ich schon lange kein P&P-Spieler mehr bin und somit zwar genug Ahnung von Gareth habe, um es in der athmosphärischen Schilderung wiederzuerkennen - aber nicht genügend, um eventuell fehlenden Detailreichtum in dieser Schilderung zu bemerken ... wink

Originally Posted by Schweige

Zweitens sind einige Personen etwas flach geraten. OK! Auch richtig. Und gerade bei meinem Inquisitor ärgert es mich geradezu, da ich ihn (im Kopf) eigentlich ganz anders angelegt hatte ...


Eigentlich fand ich den Inquisitor gut getroffen. Okay, man merkt schon, daß du ursprünglich noch mehr mit ihm vorhattest - aber auch so gibt es genügend Andeutungen und sind genügend Facetten an seiner Person, daß man mit etwas Phantasie weit mehr als das typische Inquisitor-Klischee erkennen kann. Ich fand das so eigentlich genau richtig - subtil und unaufdringlich, aber eindeutig vorhanden. smile

Originally Posted by Schweige
Dazu passt auch Hauptkritikpunkt drei: Dass die Auflösung/der Bösewicht zu offensichtlich und die Hinleitung zum Showdown etwas "an den Haaren herangezogen" wurde.


Yep, das empfand ich auch ein bißchen so.

Originally Posted by Schweige
Ich habe jetzt das Gefühl, dass ich ab dem Dritten und besonders im Vierten Kapitel nur noch fertig werden wollte, und so einige Nebenhandlungen schlicht aus den Augen verloren habe.
Schade ...


Sieh´s mal so: Es gibt viiiiel Material für eine Fortsetzung! laugh

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Manchmal denke ich: Ich würde auch mal ganz gerne für DSA schreiben.

Nur leider weiß ich ganz genau, daß ich da nicht tief genug drinstecke, um wirklich ein Feingefühl für diese Welt entwickeln zu können ... frown

Zumal ich wohl leider sowieso Abitionen hätte, etwas *eigenes* daraus zu machen ...

Und zum schluß kommt leider noch hinzu, daß ich mich trotz allem immernoch viel zu leicht abschrecken lasse.


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Das mit dem schlechten Lektorat ist mir auch schon aufgefallen. Fehlende Buchstaben oder gar Wörter fallen mir so gut wie immer auf und es stört meinen Lesefluss erheblich, da damit der ganze Abschnitt auf mich irgendwie falsch wirkt. Ich bin da empfindlich. laugh

Wie auch immer, schön, das wohl wieder mal ein gutes DSA-Buch rausgekommen ist. Das letzte, das ich mir zugelegt hab, war der erste Teil der Hjaldinger-Saga. Der wurde ja recht gelobt, aber ich bin damit erst im letzten Viertel warm geworden. Trotzdem bin ich auf die Fortsetzungen gespannt, das hat das Buch dann doch noch zum Ende hin geschafft. ^^


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Das Buch habe ich zwar schon, will es aber erst lesen, wenn die Reihe komplett ist. Zwischenzeitlich sah es ja so aus, als ob es gar keine Fortsetzungen mehr geben würde, aber inzwischen hat sich Autorin Daniela Knor glücklicherweise mit FanPro geeinigt - es wird aber noch bis 2009 dauern, bis der zweite Teil rauskommt ...

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Ts. Ausgerechnet Tobias Radloffs "Satinavs Auge", den ich für einen der schwächsten DSA-Romane der letzten Jahre halte, wurde als erster DSA-Roman für den Deutschen Phantastik-Preis nominiert ... (wo er übrigens u.a. gegen Bücher der (Ex-)DSA-Autoren Bernhard Hennen und Tom Finn antritt)

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GEWITTERTAGE von Jana M. Eilers:

Eine geradezu klassische, aber noch unerfahrene Heldengruppe (Krieger, Söldner, Magier, Gaukler, Halbelfe) übernimmt einen simplen Botenauftrag nach Vinsalt, der sich am Ziel der Reise als unerwartet kompliziert erweist. Denn die Adressatin der Botschaft, eine unwichtige Händlerin, wurde kurz zuvor ermordet. Da die Heldengruppe ihren Auftrag sehr ernst nimmt, entschließt sie sich, den Mord aufzuklären - und gerät daher mit der Diebesbande des gerissenen Al´Anfaners (gibt es eigentlich Al´Anfaner, die NICHT gerissen sind? grin ) Capto aneinander ...

Vor ein paar Tagen habe ich mal bei alveran.org reingeschaut und da gab es bereits drei Rezensionen zum Roman: Eine extrem positive. Eine extrem negative. Eine extrem mittelmäßige. Man kann wohl sagen, daß dieses Buch nicht jedermanns Geschmack trifft. Und das dürfte vor allem an der sehr fragmentierten Erzählweise liegen. Denn anders als man zu Beginn erwarten würde, stehen die fünf Helden keineswegs im Zentrum der Geschichte. Vielmehr müssen sie sich den Platz gleichberechtigt mit dem knappen Dutzend Gaunern aus Captos Bande teilen. Diese Erzählweise mit Perspektivwechseln mehr oder weniger nach jeder zweiten Seite fördert naturgemäß nicht gerade den Lesefluß, zudem ist es schwierig, die Charaktere wirklich kennenzulernen. Ich meine: 100 Seiten, die in etwa gleichmäßig auf ein gutes Dutzend Figuren verteilt sind - da braucht man kein Abitur, um sich auszurechnen, daß nicht viel Platz für jeden übrigbleibt ...
Als die Autorin dann nach etwa 100 Seiten NOCH EINE WEITERE Diebesbande einführte, war ich ernsthaft der Verzweiflung nahe!
Doch zum Glück wird es stattdessen ziemlich genau ab dieser Stelle deutlich besser. Die im Grunde extrem simple Story um Mörder- und schließlich auch Schatzjagd nimmt deutlich an Fahrt auf und wird auch noch durch etliche Ränkespiele zwischen und innerhalb der Diebesbanden aufgelockert. Allerdings muß zu letzteren angemerkt werden: Der Maßstab für dieses Untergenre wurde innerhalb der DSA-Roman-Reihe eindeutig von den brillanten Intrigen in den Al´Anfa-Romanen von Alex Wichert (und ihren Co-Autorinnen bei "Rabengeflüster") gesetzt. Und an diesen Maßstab kommt "Gewittertage" bei weitem nicht heran. Die hier geschilderten Ränkespiele sind nett ausgedacht und unterhaltsam zu lesen - brillant sind sie bestimmt nicht!

Ein Highlight des Buches ist sicherlich der zentrale Kampf, der in aller Ausführlichkeit und Detailverliebtheit von der Autorin beschrieben wird. Das mag manchem etwas ZU lang und ausführlich sein, mir hat es gut gefallen. Die Kämpfe zwischen den einzelnen Personen sind sehr nachvollziehbar und überwiegend glaubwürdig geschildert (etwas, was man nicht von allen Kampfszenen in Fantasy-Romanen behaupten kann ...), es gelingt der Autorin tatsächlich, die Kampfszenen vor dem inneren Auge des Lesers entstehen zu lassen. Das nötigt Respekt ab! up
Überhaupt läßt sich sagen, daß "Gewittertage" nach der übertrieben langen Quasi-Einleitung zu einem Buch für Actionfreunde wird, die sich an detaillierten Beschreibungen von Kämpfen und Fluchtversuchen erfreuen.
Daß dabei die sprachliche Qualität schwankt, manche Metaphern und ähnliche Stilmittel etwas holprig wirken und manches Verhaltensmuster der Figuren nicht hundertprozentig nachvollziehbar ist, kann man einer Roman-Debütantin - die das Buch noch als Schülerin geschrieben hat! - kaum verdenken, zumal es das Lesevergnügen nur marginal trübt. Gleiches gilt für die Tatsache, daß zwar immer mal wieder die Menschenmassen auf den Straßen Vinsalts alibihaft erwähnt werden, man bei den angesprochenen Kampf- und Jagdszenen aber trotzdem das Gefühl hat, daß die ganze Stadt einzig von den handelnden Figuren dieser Geschichte bewohnt wird ...

Ausdrücklich loben möchte ich, daß die Autorin weitgehend erfolgreich versucht, die üblichen Klischees dieser Art von Handlung zu umschiffen, was dafür sorgt, daß Spannung - so sie erstmal endlich richtig aufgebaut ist - bis zum Ende nicht mehr nachläßt. Richtig vorhersehbar ist bei dieser Handlungsentwicklung jedenfalls nur wenig. Dennoch wirkt das seltsam antiklimaktische Ende der Geschichte nicht ganz befriedigend. Es ist fast, als würde "Gewittertage" nicht eine echte Geschichte mit Anfang und Ende erzählen, sondern vielmehr einfach wahllos ein paar Tage aus dem Leben der Protagonisten herausgreifen. Das ist - wie die (wohl durchaus realitätsnahe) Aufhebung der Unterscheidung zwischen eindeutigen Pro- und Antagonisten - ein mutiger Versuch, der nicht hundertprozentig funktioniert, aber auch bei weitem nicht mißlingt. Ein Problem der gleichberechtigten Darstellung der Figuren ist und bleibt natürlich die mangelnde Identifikation des Lesers mit ihnen. Zumal ehrlich gesagt die fünf Helden nicht wirklich sympathisch rüberkommen, zu Beginn sogar eher nervig kindisch. Aber angesichts ihrer (wenngleich etwas überspitzten und allzu plakativen) Wandlung im Rahmen der fortlaufenden Ereignisse wohl sogar so gewollt.

Ihr merkt es sicher schon: Man kann vieles über "Gewittertage" schreiben. Viel Gutes, aber auch viel Schlechtes. Und ich bin in der Tat hin- und hergerissen, was die Bewertung des Buches betrifft. Als Fazit läßt sich festhalten, daß Jana M. Eilers hier eine ausgesprochen unoriginelle Geschichte überraschend originell (auch und gerade formal) erzählt. Leider trübt der sehr zähe Einstieg das Gesamtbild deutlich, weshalb mehr als die Note 3- einfach nicht drin ist. Aber verbunden noch einmal mit dem eindeutigen Hinweis, daß der letzte Eindruck des Romans deutlich besser ausfällt als der erste (und zweite und dritte wink ).
Vielleicht gibt es ja sogar mal eine Fortsetzung, das Ende läßt die Möglichkeit allemal offen ...

P.S.: Achja, leider gilt es ein weiteres Mal, das mangelhafte Lektorat zu kritisieren. Vor allem zum Ende hin häufen sich die Fehler leider. Immerhin gibt es diesmal nach längerer Zeit wieder ein Glossar.
P.P.S.: Eher unglücklich finde ich auch, daß "Gewittertage" nun bereits der vierte Stadtroman in Folge war (wenn man den ersten Teil der Answin-Biographie nicht mitzählt). Immerhin: Der Titel des nächsten, angeblich bereits im August erscheinenden Romans läßt ein Ende dieser Serie erhoffen: "Die rote Bache". smile

Last edited by Ralf; 16/07/08 12:00 PM.
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Nachdem ich mir eine Übersicht mit Ralfs und Schweiges DSA-Romanbewertungen gebastelt hatte, habe ich mir einige DSA-Bücher gebraucht gekauft. "Blutopfer" von Barbara Büchner war das erste davon, welches ich gelesen habe. Eigentlich waren die bisherigen literarischen Ergüsse, welche ich von Büchner kenne ("Seelenwanderer" und eine Kurzgeschichte in "Von Menschen und Monstern") eher abschreckend. Andererseits spielt "Blutopfer" in Lowangen, dem Svellttal und dem Orkland (alles Regionen und Orte aus der Nordlandtrilogie!), so dass ich ihm doch eine Chance geben wollte.

Roisin Bellentor ist von Beruf Sohn. Von seinem Vater, einem reichen Händler in Lowangen, wird er für einen Nichtsnutz gehalten. Zwar kann er sich den ganzen Tag diversen körperlichen Freuden hingeben, ist jedoch auf Dauer damit unzufrieden. Dazu kommt, dass er ein Magiedilettant ist und seine Fähigkeit, unbewusst das Geschirr im Schrank klappern zu lassen, den anderen gehörig auf die Nerven geht.

Dieser Alltag ändert sich, als sein Freund bei der Akademie der Verformungen seinen Abschluss macht und bald darauf einen Auftrag seines Meisters erhält: Er soll ins Orkland ziehen, um den Nachtwandlern, einem seltsamen und unbekannten Chimärenvolk, zu helfen. Roisin muss aus einem zunächst geheimen Grund unbedingt mitkommen. Seine Frau, eine Thorwalerin aus Olport, die ihn nur aufgrund ihrer Armut geheiratet hat, freut sich über die Abwechslung und kommt mit. Der Akademieleiter heuert noch einen Wildnisführer und eine Söldnerin an und die Gruppe ist komplett.

"Blutopfer" bietet mehr Stimmung als Spannung. Das ist schön zu lesen. Kein Wunder, wurden doch viele Inhalte, insbesondere Erzählungen und Personen, aus der Orklandbox übernommen. Viel Hintergrundwissen aus der Box wird durch den Kundschafter erzählt. Auf ihrem Weg haben die fünf Protagonisten typische Reiseereignisse fürs Svellttal und das Orkland. Der Höhepunkt des Romans ist ok und die Rückreise trotz einiger Wiederholungen ebenfalls lesenswert.

Dennoch findet ein DSA-Kenner eine Menge zum Meckern: Es ist z.B. unwahrscheinlich, dass die Reisebegegnungen in schöner Regelmäßigkeit auftreten wie in dem Buch. Die auf dem Hinweg zurückgelegte Strecke ist reichlich unlogisch: Am ersten Tag fährt man bis nach Svellmia und dann benötigt man noch zwei Tage bis Tiefhusen, obwohl der Svellt hier viel schneller fließt. Bei den doppelten Beschreibungen auf dem Hin- und Rückweg fragt man sich, ob das Buch eventuell anders geplant war ohne Schlussteil. Unklar bleibt, ob das Schloss, in dem die Chimären wohnen, von Zwergen oder Kopffüßlern erbaut wurde (oder teils-teils). Im Roman finden sich hierzu an verschiedenen Stellen unterschiedliche Angaben. Auch wirkt es sehr seltsam, dass eine freiheitsliebende Thorwalerin sich für Geld in eine Händlerfamilie einheiratet, anstatt mit ihrer Sippe auf Beutefahrt zu gehen.

Trotz der schönen Reisebeschreibungen ist "Blutopfer" alles andere als ein Meisterwerk von Barbara Büchner. Dafür hat sie einfach zu viel direkt aus der Orklandbox abgeschrieben. Ich habe mir den Spaß gemacht und im Artikel über das Buch in der Wiki Aventurica alle Parallelen aufgelistet, die mir aufgefallen sind. So kann jeder, der den Roman und die Box hat, das selbst überprüfen. Ein DSA-Spieler weiß, dass viele Informationen aus den Regionalbeschreibungen keinem gewöhnlichen Bewohner Aventuriens bekannt sind. Deswegen funktioniert der Kniff, dass sich Personen unterhalten und dabei Texte aus der Orklandbox abspulen, nicht oder wirkt zumindest sehr unaventurisch.

Zudem ist Büchners Eigenanteil zu wenig überzeugend: Im Orkland leben gutartige Chimären, die zwar wenigen Leuten bekannt sind, aber dennoch von Magiern und Forschern weit und breit geschätzt werden. Das direkte Tor zu Borons Hallen soll mystisch-überderisch erscheinen, wirkt aber dennoch trivial. Natürlich muss der Gegner irgendetwas mit Dämonen zu tun haben. Die seltsame Prophezeihung am Anfang, in der schon der Name einer später auftretenden Person genannt wird, rundet diesen negativen Eindruck ab.

Insgesamt bleibt eine nett zu lesende Reisebeschreibung einer Gruppe, die durchs Svellttal und das Orkland zieht. Den überderischen Kram, der in dem Buch dargestellt wird, würde ich hingegen mit einem Schulterzucken ignorieren und ganz gewiss nicht in meine Vorstellung Aventuriens übernehmen.

Für ein Buch von Barbara Büchner ist "Blutopfer" erstaunlich gut, weil sie so viele Texte anderer Autoren verwendet hat. Dass man aus Beschreibungen in DSA-Publikationen einen überzeugenden Roman schreiben kann, ohne platt abzukupfern, hat Daniela Knor mit ihren Werken "Roter Fluss" und "Der Tag des Zorns" gezeigt. Wer einen guten DSA-Roman lesen möchte, der im Svellttal spielt, dem sei "Das letzte Lied" empfohlen.


Ärger im Svellttal? Auf der Suche nach dem Salamanderstein? Dann hilft der Sternenschweif-Reiseführer von Kunar!
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