Originally Posted by Palahn
Der fehlende Tages- Nachtwechsel stört mich übrigens nicht die Bohne.

Ein anderes Spiel, eine andere Welt:

Der Held hat sich erst gegen Mittag auf den Weg gemacht, da er vorher noch ein paar Dinge bei den Händlern der Stadt kaufen wollte, um seine Ausrüstung zu ergänzen. Der Besitzer des Waffen- und Rüstungsgeschäftes war ein harter Brocken und es erforderte einiges an Diskussion und Feilscherei um einen vernünftigen Preis auszuhandeln, denn das Gold wächst nicht auf Bäumen und der letzte Dungeon war anstrengend, jedoch die Beute mager.

Nun steht die Sonne schon tief. Die Reise war unerwartet mühsam, denn ein Wegelagerer und ein paar garstige Goblins, die ihr Quartier in einer alten Burgruine aufgeschlagen hatten, sorgten für Verzögerung. Noch etwa 2 Stunden Ritt, dann sollte das Gasthaus am Fluß erreicht sein. Gerade noch rechtzeitig zum Anbruch der Nacht locken dann ein guter Tropfen Wein und ein Stück Braten am Kaminfeuer, gefolgt von einem weichen Bett.

Von Westen jedoch ziehen dunkle Wolken heran, verschlucken die Sonne, die schon über den Wipfeln der Bäume steht, deren Laubwerk im auffrischenden Wind zu rauschen beginnt. Die ersten vereinzelten Tropfen fallen und mit den dichten Wolken zieht die Dunkelheit früher heran, als gedacht. Der Held will sein Roß zur Eile drängen, doch das Gelände ist unwegsam und im aufkommenden Zwielicht tückisch.

Schliesslich hat der Sturm ihn eingeholt. Blitze krachen, der Regen peitscht ihm wie ein gischtiger Vorhang ins Gesicht, der Wald wird geschüttelt von den heftigen Böen. Die sinkende Sonne ist längst entschwunden und durch die schwarzen Wolken und den strömenden Regen sieht man nun kaum noch die Hand vor Augen. Der Held ist abgestiegen und läuft seinem Pferd ein paar Schritte voraus um einen sicheren Pfad zu finden, an dem sich das Roß nicht die Beine bricht.

Eigentlich ist es Wahnsinn, die Reise unter diesen Umständen fortzusetzen, doch das lockende Gasthaus müsste schon nahe sein und die Gegend bietet sonst kaum Unterschlupf, dafür jedoch einiges an Ärger, denn sie ist bekannt für umherziehende Goblinbanden. Die Suche nach einem geeigneten Lagerplatz ist bei Sturm und Dunkelheit fast unmöglich und der Sturm würde ihm das Zelt vermutlich auch sofort aus den Händen reissen.

Die Richtung müsste noch stimmen, es kann nicht mehr weit sein. Zweige klatschen ihm ins Gesicht, Stämme und Steine am Boden lassen ihn straucheln. Wenn es nur nicht so verdammt finster wäre ! Die Fackel kämpft zischend gegen den strömenden Regen an, ermöglicht aber auch nur für 3 Schritte spärliche Sicht. Zudem birgt sie die Gefahr, die Aufmerksamkeit von Kreaturen auf sich zu lenken, denen man in der Dunkelheit lieber nicht begegnen möchte.

Schliesslich: linker Hand ein schwacher Lichtschein. Endlich, das muss das Gasthaus sein ! Er hatte es eigentlich direkt vor sich erwartet. Aber in der verfluchten Finsternis war er wohl doch etwas vom Kurs abgekommen. Den behaglichen Unterschlupf vor Augen, stolpert er voran, sein Pferd mit sich zerrend schiebt er sich durch dichtes Gesträuch und ... landet klatschend in einem kleinen Seitenarm des Flusses, den er in der Dunkelheit hinter dem Unterholz nicht gesehen hatte. Die Fackel ist sofort erloschen und die Kälte des eisigen Wassers dringt ihm durch Mark und Bein. Hustend und Entengrütze spuckend kämpft er sich die kurze Böschung hoch, dorthin, wo er sein Roß unruhig schnauben hört.

Der Gaul ist nur ein schwacher Umriss in der Dunkelheit, der nervös den Kopf hochwirft, als er sich ihm nähert. Kaum will er nach den Zügeln greifen, hört er ein lautes Knacken aus dem Wald, begleitet von einem tiefen Knurren. Direkt hinter dem Pferd ragt ein gewaltiger Schatten in die Höhe und das kurze Aufzucken eines fernen Blitzes schimmert auf mächtigen Reisszähnen und bösartigen Krallen. Dann ist es wieder stockfinster und der Held reisst vor Schreck und Kälte zitternd das Schwert aus der Scheide ....