THE DARK KNIGHT:

Batman (Christian Bale) hat ein Problem. Er kann noch so viel Gutes für Gotham City tun, die Kritiker, die in ihm erst die Ursache allen Übels sehen - da er immer mehr Superschurken anlocke - mehren sich. Und sie haben ja nicht mal Unrecht. So richtig lustig wird es aber erst, als der mysteriöse Joker (brillant: Heath Ledger) ins Geschehen eingreift und sowohl die Mafia als auch die Polizei kräftig aufmischt. Und sein höchstes Ziel ist natürlich ... Batman.

"Batman Begins" war ein Neuanfang für das Batman-Franchise, das zuvor durch zwei katastrophale Filme von Joel Schumacher zugrunde gerichtet worden war. "Batman Begins" war ein guter Film. "The Dark Knight" ist ein Meisterwerk, der beste Film seit der "Herr der Ringe"-Trilogie! Was als eine relativ konventionelle "einigermaßen-Gut-gegen-ziemlich-Böse"-Geschichte beginnt, entwickelt sich im Laufe der rund 150 vollgepackten Minuten zu einer regelrecht philosophischen, von existentiellen Fragen des Lebens getriebenen Konfliktsituation, aus der es für niemanden einen Ausweg zu geben scheint. Der Joker bringt Gotham City mit seinen perversen, sadistischen und unvorhersehbaren Taten in einen Status der Anarchie, der niemals vorstellbar erschien - und den Zuschauer wie in einem Sog mitreißt! Ist die erste Filmhälfte noch sehr gut, entwickelt sich die zweite zu einer Achterbahnfahrt sondersgleichen. Falls es noch nicht klar wurde: ICH BIN RESTLOS BEGEISTERT! laugh
Es wurden etliche Charaktere aus "Batman Begins" übernommen und die Schauspieler (wie Michael Caine, Gary Oldman und Morgan Freeman, dazu eine Art Cameo von Cillian Murphy) machen ihre Sache ausgezeichnet - doch der wahre Schatz von "The Dark Knight" sind die Neuzugänge. Wer hätte vor einem Jahr schon gedacht, daß Heath Ledgers wahnwitzige Darstellung des Jokers selbst einen Jack Nicholson vor rund 20 Jahren in der gleichen Rolle wie einen blutigen Amateur wirken läßt?
Ja, Ledger IST so verdammt gut. Wenn er für diese Leistung nicht den OSCAR erhält, ist das ein Sakrileg! Aber es ist ja nicht nur Ledger. Beinahe genauso brillant in einer theoretisch weit unspektakuläreren Rolle ist Aaron Eckhart als neuer, idealistischer Staatsanwalt Harvey Dent, der "Weiße Ritter" von Gotham City. Eckharts Darstellung dieser Figur ist absolut atemberaubend und läßt selbst Christian Bale in seinen relativ wenigen Szenen ohne Kostüm beinahe blaß aussehen. Leider aber auch Maggie Gyllenhaal, die die Rolle der Staatsanwältin Rachel Dawes von Katie Holmes übernommen hat. Ich hätte nicht gedacht, daß ich damit Probleme haben würde, aber irgendwie finde ich Gyllenhaal in der Rolle wenig überzeugend. Kann aber in der Tat auch nur am unfairen Vergleich mit den neben ihr wie entfesselt aufspielenden Ledger und Eckhart liegen. Und Bale und Oldman sind ja auch nicht irgendwelche dahergelaufenen Knallchargen ... wink
Welche Sorgfalt die Regisseur Christopher Nolan auf das gemeinsam mit seinem Bruder verfaßte Drehbuch verlegt hat, merkt man auch an den bis ins kleinste Detail ausformulierten und entsprechend besetzten Nebencharakteren. Das fängt mit einer ausgesprochen coolen Szene von William Fichtner gleich zu Beginn des Films an und setzt sich mit Schauspielern wie Eric Roberts (als Mafiaboß), Ron Dean oder Anthony Michael Hall fort.

Natürlich stimmt auch in technischer Hinsicht fast alles. Der zweifach OSCAR-nominierte Kameramann Wally Pfister setzt die düsteren Szenerien gekonnt ins Bild, die Star-Komponisten Hans Zimmer und James Newton Howard steigern sich bei ihrer zweiten Kollaboration noch, die Spezialeffekte lassen kaum etwas zu wünschen übrig und Maske, Kostüme u.ä. sind absolut einwandfrei. "The Dark Knight" ist in jeder nur denkbaren Hinsicht ein Meisterwerk.
Dabei soll auch nicht unerwähnt bleiben, daß es nicht ohne Grund der erste Batman-Film ohne "Batman" im Titel ist. "The Dark Knight" ist nämlich kein Batman-Film. Er ist vielmehr ein Action-Thriller-Epos, in dem zufällig Batman eine von vielen denkwürdigen Hauptrollen spielt. In der ganzen Machart würde ich "The Dark Knight" eher mit einem Film wie Michael Manns "Heat" vergleichen als mit irgendeinem der bisherigen Batman-Filme.

Was soll ich noch sagen? 10 Punkte.

Und in zwei Wochen werde ich mir noch die Originalversion anschauen, denn ich kann mir nicht vorstellen, daß selbst der beste Synchronsprecher der Welt Heath Ledgers irre Performance wirklich einwandfrei in eine andere Sprache rüberbringen kann ...

P.S.: Ich weiß, das wird nie geschehen, aber eigentlich sollte "The Dark Knight" der allerletzte Batman-Film überhaupt sein. Denn von hier an kann es nur noch bergab gehen. Vor allem ohne Heath Ledger. frown

Last edited by Ralf; 25/08/08 04:13 PM.