THE MIDNIGHT MEAT TRAIN:

Photograph Leon (schöne Rolle für Bradley Cooper, den Will Tippin aus "Alias") erhält die Chance seines Lebens, als die berühmte Galeristin Susan Hoff (immer noch sexy: Brooke Shields) ihm eine Ausstellung in ihrer Galerie in Aussicht stellt. Allerdings möchte sie von ihm keine "Schnappschüsse", sondern fordert ihn auf, dranzubleiben und auch das Ende der Geschichte zu photographieren. Leon fühlt sich natürlich angesport und wird auch schnell fündig, als er nachts in einer U-Bahn-Station ein japanisches Model vor einem Überfall rettet - natürlich während er gleichzeitig ständig Fotos knipst! Susan ist begeistert und will mehr davon. Doch Leons Aufmerksamkeit wird abgelenkt, als er in der Zeitung liest, daß ebenjenes Model, das er gerettet hat, seit jener Nacht vermisst wird. Bei der genaueren Untersuchung seiner Fotos aus der Nacht entdeckt er eine verdächtig wirkende Person, einen grobschlächtigen Kerl mit einer auffälligen, großen Ledertasche (wieder mal eine Paraderolle für den berüchtigten Ex-Profi-Fußballer Vinnie "Die Axt" Jones) ...

"The Midnight Meat Train" ist das US-Debüt des qualitativ sehr umstrittenen japanischen Action-Regisseurs Ryuhei Kitamura ("Versus", "Azumi") und die Verfilmung einer Kurzgeschichte von Horror-Ikone Clive Barker (der auch als Produzent fungiert). Ich kenne die Vorlage nicht, aber als Film funktioniert "The Midnight Meat Train" einwandfrei und darf sich IMHO durchaus mit Barkers eigener "Hellraiser"-Verfilmung in einem Atemzug nennen. Kitamura gelingt es spielend, mithilfe auffallend steriler Bilder und fesselnder Musik sorgfältig eine faszinierend düstere Atmosphäre aufzubauen - die dann umso effektiver durch heftige Gewaltausbrüche in teils innovativer Bildsprache durchbrochen wird. Ehrlich gesagt gehe ich davon, daß einiges davon außerhalb des Fantasy Filmfest nie wieder regulär in Deutschland zu sehen sein wird (also bei einer noch nicht sicheren Kinoauswertung oder auf DVD) und das ist vielleicht auch gut so, zumindest falls sich die Zensur wirklich auf die absoluten Gewaltspitzen beschränkt. Denn soviel muß man wirklich nicht sehen und wenn man doch mal genauer hinschaut, wird mitunter ziemlich deutlich, daß es sich um Computereffekte handelt. Wenn man hier kurz vorher abblendet, ist das meiner Meinung nach absolut okay.
Natürlich läßt sich nicht leugnen, daß auch "The Midnight Meat Train" - wie so viele Genre-Kollegen - unter dem ein oder anderen Logikfehler und vor allem gegen Ende hin unglaubwürdigem Verhalten seiner Protagonisten leidet. Aber das ist angesichts der nahezu perfekten Inszenierung des Horrors ebenso verschmerzbar wie die recht dünne - aber durchaus interessante und wirkungsvolle - Story im Zentrum. Die Schauspieler machen ihre Sache gut, vor allem Cooper überrascht positiv und empfiehlt sich für weitere Action-Rollen in der Zukunft. Highlight des Films ist aber natürlich Vinnie Jones, der eigentlich mehr oder weniger die gleiche Rolle spielt wie immer, es mit seiner beinahe beängstigenden physischen Präsent spielend schafft, auch ohne große Worte bleibenden Eindruck zu hinterlassen.
Leider werden ein paar inhaltliche Fragen, die der Film aufwirft, nicht wirklich befriedigend beantwortet - aber vielleicht ist das ja in der Kurzgeschichte nicht anders.

So oder so: "The Midnight Meat Train" ist ein wahrer Augenschmaus für Freunde atmosphärischen Horrors, die auch nichts gegen ein paar sehr graphische Gewaltszenen einzuwenden haben. Ein erstes echtes Highlight des diesjährigen FFF!
9 Punkte. up

Last edited by Ralf; 29/08/08 06:31 PM.