OUTLANDER:

Als sein Raumschiff in Norwegen eine Bruchlandung hinlegt, findet sich Kainan (James Caviezel), der einzige Überlebende der Crew, schnell in Gefangenschaft der Wikinger wieder. Doch als das bösartige Alien namens Moorwen, das den Raumschiffabsturz verursacht hatte, sich durch die Wildnis Skandinaviens schnetzelt, merken die Wikinger schnell, daß sie ohne Kainans Hilfe nicht lange überleben werden ...

Diese Ausgangssituation der Handlung klingt ja erstmal ziemlich originell. Allerdings wird bald klar, daß Regisseur Howard McCain bei seinem Kinodebüt - zudem er auch als Co-Autor beigetragen hat - jede Menge zusammengeklaut hat. Vieles aus "Der 13. Krieger" und der Beowulf-Sage, ein bißchen was aus "Alien" und "Dragonslayer" und vermutlich noch einiges andere, was mir nicht so direkt ins Auge gesprungen ist. Aber wie heißt es so schön? Besser gut geklaut als schlecht erfunden! Und das trifft auch auf "Outlander" zu, der nach dem letztjährigen "Pathfinder"-Desaster endlich mal wieder einen richtig gelungenen Wikinger-Film in die Kinos bringt.
Dazu, daß der Film viel Spaß macht, trägt unter anderem die erstaunlich hochkarätige Darstellerriege mit Caviezel, John Hurt, Ron Perlman (wie üblich megacool in einer leider zu kleinen Rolle), Jack Huston und Sophia Myles ("Moonlight") bei, vor allem aber auch die aufwendigen Wikingerkulissen, die für mich als Laien erfreulich authentisch wirken.
Dazu kommen ein meiner Meinung nach sehr gelungenes Monsterdesign (auch wenn der erste Eindruck nicht so positiv war) und ein stimmiger Soundtrack.

Somit macht "Outlander" durchgehend Spaß, hinterläßt aber dennoch eine gewisse Melancholie ob der vertanen Chance. Mit ein wenig mehr Mut beim Drehbuch hätte ein Genre-Klassiker daraus werden können, so ist es "nur" ein gut gemachter, aber etwas zu konventioneller und damit auch vorhersehbarer Wikinger-Film geworden.
8 Punkte (inklusive Wikinger-Bonus - wer mit dem Setting nicht viel anfangen kann, darf getrost einen Punkt abziehen).

GET SHORTY:
Unter diesem Namen wird auf dem Fantasy Filmfest jedes Jahr eine Kollektion aktueller Kurzfilme präsentiert. Bisher habe ich diesen Programmpunkt stets gemieden, da naturgemäß die qualitative Schwankungsbreite ziemlich groß ist. Aufgrund sehr positiver Mundpropaganda habe ich mir die diesjährige Ausgabe jedoch angeschaut - und es nicht bereut. Im einzelnen:
- "Occupations", ein 3-Minüter von Lars von Trier, der zeigt, warum man keinesfalls im Kinosaal reden sollte, wenn von Trier im Publikum sitzt! grin
Aufgrund der Kürze schwer zu bewerten, ich gebe mal 7,5 Punkte.
- "The Saddest Boy in the World", melancholische und dabei absolut rabenschwarze Komödie aus England. Sehenswert! 9 Punkte.
- "Shuteye Hotel", ein skurriler Animationsfilm über ein Hotel mit hoher Mordrate. 7 Punkte.
- "Tile M for Murder", ein brillanter Schwedenhappen über einen von seiner Ehe genervten Mann, der zu erkennen meint, daß alle Wörter, die er beim sonntäglichen Scrabble-Spiel legt, tatsächlich eintreffen. Ob er wohl so seine Frau loswerden kann? Nur der zu offensichtliche Schlußgag verhindert die Höchstwertung: 9 Punkte.
- "Killing Time": Ich muß ehrlich zugeben, daß sich Sinn und Zweck dieses blutigen spanischen Beitrags mir nicht ganz erschlossen hat. 4 Punkte.
- "Arbeit für alle", ein Blick in die Arbeitswelt der nahen Zukunft, präsentiert in Form einer fiktiven Doku. Ein kleiner Geniestreich, der v.a. Ddraiggy gefallen dürfte. wink
9,5 Punkte.
- "Eater", gleich in seiner ersten Woche als Gefängniswärter wird ein werdender Vater mit einem brandgefährlichen Häftling konfrontiert. Ein sehr blutiger Beitrag aus den USA mit gelungener Terror-Atmosphäre. 8 Punkte.
- "Bitten", eine eigentlich sehr klassische Zombiegeschichte aus Frankreich, sehenswert inszeniert. 7 Punkte.
- "Even Pigeons go to Paradise", mein persönliches Highlight unter den zehn Kurzfilmen: Ein französischer Animationsfilm über einen alten Griesgram, der partout nicht sterben will. Dem Papst würde dieser Film gewiß nicht gefallen ... badsmile 10 Punkte!
(war übrigens dieses Jahr für den OSCAR nominiert)
- "Because there are things you never forget", schon wieder was aus der Kategorie "rabenschwarz": Italienische Kinder ärgern sich mit einer fußball-zerstörenden alten Frau rum. Auch formal ein überzeugender Beitrag. 8,5 Punkte.

Wie ich gelesen habe, tauchen die meisten dieser Kurzfilme früher oder später bei Youtube o.ä. auf. Also die Augen offen halten! smile

Last edited by Ralf; 30/08/08 06:58 PM.