TRANSSIBERIAN:

Das amerikanische Ehepaar Roy (Woody Harrelson) und Jessie (Emily Mortimer) fährt mit der Transsib von Peking nach Moskau. Während der eher simpel gestrickte Zug-Fan Roy die Reise an sich genießt, interessiert sich die stille Jessie mehr für das junge Pärchen, mit dem sie ihre Kabine teilen: Carlos (Eduardo Noriega) und Abby (Kate Mara). Während die Zeit vergeht, entspannt sich so eine undurchsichtige Personenkonstellation, die schließlich einen abrupten Höhepunkt findet, den ich nicht spoilern werde. Zusätzliche Würze erhält die Geschichte durch den russischen Polizisten Grinko (Sir Ben Kingsley) und seinen Kollegen Kolzak (Thomas Kretschmann) - was haben sie mit den vier Protagonisten zu tun?

"Transsiberian" ist der Nachfolge-Film zu Brad Andersons (zurecht) gefeiertem Durchbruch "Der Maschinist" mit einem famosen Christian Bale. Auch "Transsiberian" ist eine fein durchkonstruierte Mischung aus Psychodrama und Thriller, die allerdings leider erst recht spät so richtig Fahrt aufnimmt. In der ersten Stunde weiß das Geplänkel zwischen den beiden Paaren im Zug zwar durchaus mit feiner Charakterzeichnung und authentischen Dialogen zu faszinieren - ist aber insgesamt doch etwas langatmig geraten. Wie bei "Der Maschinist" gilt auch hier: Man braucht definitiv Geduld, um mit dem Film etwas anfangen zu können!
Der Plot ist simpel und erinnert dabei stark an den Stil von Alfred Hitchcock, dem es ja oft gelang, aus einer eigentlich banalen Grundidee ein Meisterwerk zu schaffen. Soweit würde ich bei "Transsiberian" nicht gehen, aber in Verbindung mit den schönen Aufnahmen der Schneelandschaften Sibiriens darf sich der geduldige Zuschauer über gut 100 Minuten gediegener Unterhaltung auf gehobenem Niveau freuen. 8 Punkte.

JCVD:

Jean-Claude van Damme (Jean-Claude van Damme) hat Probleme: Seine Karriere geht den Bach runter, er verliert wahrscheinlich das Sorgerecht für seine Tochter und kann sich nicht mal mehr die Anwaltskosten leisten. Und die Presse breitet das alles natürlich genüßlich aus. So verwundert es nicht wirklich, daß die belgische Polizei dem offensichtlich verzweifelten van Damme bei einem Heimatbesuch sogar einen Bankraub zutraut - obwohl er in Wirklich eigentlich eine der Geiseln ist! Die tatsächlichen Bankräuber wissen die neue Situation für sich zu nutzen und zwingen den Filmstar, die Verhandlungen mit der Polizei zu übernehmen. Während sich vor dem Gebäude eine riesige Menschenmenge versammelt, die ihren Helden van Damme trotz des vermeintlichen Banküberfalls feiert ...

"JCVD" ist ein unterhaltsamer Film mit einer brillanten (wenn auch nicht ganz neuen) Idee: Der abgehalfterte Ex-Actionfilm-Star van Damme spielt eine Version seiner selbst, von der man nicht wirklich weiß, wie nahe sie an die Realität heranreicht. Dabei ist dies jedoch keineswegs die reine Nummernrevue, die man von dieser Prämisse erwarten würde - Regiedebütant Mabrouk El Mechri meint seine Mischung aus schwarzer Komödie und Geiselthriller durchaus ernst. Und van Damme weiß schauspielerisch wirklich zu überzeugen. Nicht in einem Stallone-"Copland"-Ausmaß, aber immerhin.
Wobei ich zugeben muß, daß ich mir mitunter nicht ganz sicher war, ob die Selbstironie nicht gar ein wenig in Selbstmitleid abdriftet. Für den Humor ist denn auch weniger van Damme selbst zuständig, sondern primär seine Fans (auch unter den Bankräubern) mit ihren Reaktionen auf ihn. Um die teils sehr witzigen Film-Fachsimpeleien zu verstehen, muß man kein ausgemachter van Damme-Fan sein (ich bin es selbst nicht), es hilft aber definitiv, sich zumindest einigermaßen im Actionfilm-Genre auszukennen. Aber selbst, wenn das nicht der Fall ist: Auch als Thriller funktioniert "JCVD", präsentiert damit alleine aber nur glatten Durchschnitt. Die Präsenz van Dammes ist es, die einen guten Film daraus macht. 7,5 Punkte.

MY NAME IS BRUCE:

Bruce Campbell (Bruce Campbell) hat Probleme: Seine Karriere geht den Bach runter, seine Ex-Frau schläft mit seinem Agenten (Ted Raimi) und im Fernsehen landet er bereits in der Kategorie "Was macht eigentlich ...?" Und zu allem Überfluß wird er dann auch noch von einem Teenager gekidnappt, der in seinem gut 300 Einwohner zählenden Kaff in der Mitte von Nirgendwo versehentlich einen alten chinesischen Kriegsgott (oder sowas in der Art) freigelassen hat und nun felsenfest davon überzeugt ist, daß nur sein großes Idol Bruce Campbell - Ash! - die Situation bereinigen kann ...

Yep. Gestern war der Tag der selbstironischen B-Movie-Stars! grin
Doch trotz fast identischer Ausgangslage sind die beiden Filme grundverschieden. Wo "JCVD" allen Humors zum Trotz insgesamt ein "normaler", ernstgemeinter Film ist, hat Bruce Campbell als Regisseur von "My name is Bruce" eine astreine Trash-Perle geschaffen. Wo bei "JCVD" die Grenze zwischen Selbstironie und Selbstmitleid fließend ist, besteht bei "My name is Bruce" keinerlei Zweifel: Campbell hat sich selbst als einfältiges, obermachohaftiges Arschloch inszeniert. Das ist entweder authentisch oder - hoffentlich laugh - sehr selbstironisch. Ganz offensichtlich hat Campbell großen Spaß an der Geschichte: Wer sich dermaßen hemmungslos über sich selbst lustig macht und dazu noch gnadenlos overacted, muß schon sehr großes Selbstvertrauen haben. Es ist beispielsweise herrlich albern, mit welch simplem Trick der Teenager es schafft, Campbell zu entführen. grin
Und das ist vielleicht der größte Unterschied zu van Damme: Dessen Karriere ist (zumindest bis zu "JCVD") wirklich im Eimer. Campbell dreht zwar immer noch jede Menge Schrott - worüber er sich im Film ebenfalls ausgiebig lustig macht -, ist aber weiterhin ein echter (B-Movie-)Star und kein Ex-Star. Bruce Campbell kann es sich schlicht und ergreifend leisten, einen Film wie "My name is Bruce" zu drehen. Und da es hier ausschließlich um Bruce Campbell und Fans von Bruce Campbell geht (die "Story" kann man in die Mülltonne kicken), muß klar gesagt werden: "Normale" Zuschauer, die Campbell höchstens aus seinen zahlreichen TV-Serien-Auftritten kennen, werden mit "My name is Bruce" nicht allzu viel anfangen zu können. Zwar bleibt bei der Myriade an Gags, die der Film in den 90 Minuten Laufzeit produziert, immer noch jede Menge übrig, die jeder verstehen kann. Nur sind das dann überwiegend die schlechteren. Denn, auch das kann nicht geleugnet werden: In "My name is Bruce" gibt es JEDE MENGE schlechter Gags! Doch Fans von Bruce Campbell wird das weitgehend egal sein. Für sie gibt es nämlich immer noch jede Menge zu lachen - vor allem über Bruce Campbell und seine Fans. Ich vergebe erneut 7,5 Punkte. Ich bin ein Fan von Bruce Campbell. cool2

(im Klartext: Nicht-Fans müssen vermutlich mindestens drei Punkte von dieser Wertung abziehen!)