Heute um 23.20 Uhr beginnt SAT.1 die Serie "Nip/Tuck" noch einmal ganz von vorne. Es ist ja sowieso schon ein Wunder, daß diese in Deutschland - außer in der 1. Staffel, wo einst bei Pro7 akzeptable Werte geholt wurden - extrem quotenschwache Serie es mittlerweile auf die Ausstrahlung von vier Staffeln gebracht hat. Daß SAT.1 nun auch noch einmal die Anfänge zeigt, verdient Respekt - und ist die ideale Gelegenheit für diejenigen, an denen diese tolle Serie bisher vorbeigegangen ist, doch noch einzusteigen.

Worum geht es also? Im Grunde genommen ist "Nip/Tuck" die Geschichte einer waschechten Männerfreundschaft. Und meiner Meinung nach wird das in keiner anderen TV-Serie so authentisch, spannend und humorvoll umgesetzt wie hier. Es hilft natürlich, daß die Protagonisten Sean (Dylan Walsh) und Christian (Julian McMahon) Schönheitschirurgen mit einer eigenen Praxis sind und somit regelmäßig skurrile Fälle zu Gesicht bekommen. Christian ist ein typischer leichtlebiger Frauenheld, der auf Luxus steht und kein wirkliches Verantwortungsgefühl besitzt. Sean ist fast das komplette Gegenteil, ein handwerklich besserer Chirurg, bodenständig im Privatleben mit Frau und Kindern. Natürlich gibt es immer wieder Konflikte zwischen diesen beiden so unterschiedlichen Charakteren, doch ihre Freundschaft besteht fort - und übersteht dabei im Lauf der Serie u.a. die Bedrohung durch einen Serienkiller, diverse Familienkrisen, verhängnisvolle Affären mit zahllosen Frauen oder einen skrupellosen Drogendealer. Zudem gibt es ausgedehnte Storylines u.a. zu Homo-/Transsexualität, Promiskuität, Rassismus, AIDS, Scientology, der Schwierigkeit des Ausfüllens klassischer Rollenbilder und diversen Abhängigkeiten.

Yep, es wird einiges geboten. Stilistisch würde ich "Nip/Tuck" am ehesten mit "Six Feet Under" vergleichen. Es ist jedenfalls definitiv KEINE typische Arztserie, weder "emergency room" noch "Dr. House" sind auch nur ansatzweise vergleichbar. Dafür sind bei "Nip/Tuck" die Operationsszenen realistischer und voyeuristischer, der schräge Humor politisch unkorrekt und nicht jugendfrei, der Gewaltfaktor mitunter hoch (einzelne Staffel-DVD-Boxen haben FSK18 erhalten, die restlichen FSK16).
"Nip/Tuck" ist also alles andere als Mainstream, zunächst aufgrund seiner Andersartigkeit und Kompromißlosigkeit sogar ziemlich schwer zugänglich. Aber wer sich darauf einläßt, wird im Idealfall schon bald diese typische Sogwirkung erfahren dürfen, die ganz besondere Filme und Serien auszeichnet. Ich jedenfalls will diese geniale Serie heute nicht mehr missen und hoffe stark, daß SAT.1 auch noch die weiteren Staffeln (nach der sechsten wird die Serie in den USA auslaufen) zeigen wird. smile