[Hm, wie sind wir eigentlich wieder im alten, überfüllten TV-Topic gelandet? *such* Natürlich, Alrik war der Übeltäter ... *seufz* Na, jedenfalls kann ich dort wieder mal meinen neuesten Beitrag nicht mehr aufrufen, daher wiederhole ich ihn an dieser Stelle:]

Um nochmal auf "Die Brücke" zurückzukommen (vorsichtshalber mit SPOILER-WARNUNG!!! für die folgenden Absätze):
Für sich genommen ist der neue TV-Film ein durchaus gelungenes, sehenswertes Kriegs-Abenteuer.

Diese Beschreibung wird Kennern des Originals vermutlich sofort eine verwundert hochgezogene Augenbraue ins Gesicht zaubern. Aber sie trifft zu. Und führt zu einem zweiten Urteil: Als Remake des gleichnamigen Anti-Kriegsklassikers von Bernhard Wicki ist "Die Brücke" leider ein fast kompletter Rohrkrepierer!
Daß Details der Handlung geändert und an die heutigen Sehgewohnheiten der "Generation Bruckheimer" (ist nicht mal abwertend gemeint, ich seh´ mir die "C.S.I."-Serien ja auch gerne an - zumindest meistens, siehe P.S.) angepaßt wurden, das ist ja noch in Ordnung. Ohne diese Modernisierungen hätte man ja auch gleich das Original in Ruhe lassen können. So ist nun also aus dem Klassenlehrer eine von Franka Potente gespielte Klassenlehrerin geworden, die zudem auch noch eine Affäre mit einem ihrer Schüler hat. Nunja, warum nicht? Ein anderer Schüler hat eine kleine Liebesgeschichte hinzugedichtet bekommen. Okay. Und wer will sich ernsthaft darüber beschweren, daß die Schauwerte aufgrund der deutlich besseren technologischen Möglichkeiten die Schlichtheit von Wickis Schwarz-Weiß-Bildern übertrumpfen?
Aber eines ist - für ein Remake, wohlgemerkt - unverzeihlich und beweist, daß Regisseur und/oder Autor der Neuauflage den Sinn des Originals absolut nicht verstanden haben. Oder einfach ignorieren. Denn wo bei Wicki die ganze "Schlacht" um die Brücke keine 20 Minuten der rund 90-minütigen Laufzeit des Films umfaßt, dauert sie in der neuen "Brücke" alles in allem eine komplette Stunde! 60 Minuten, die natürlich gefüllt werden müssen. Und womit? Mit Heldentaten der tapferen Schüler natürlich!
Nur: So funktioniert ein Anti-Kriegsfilm nicht. Ein Anti-Kriegsfilm präsentiert seine Protagonisten nicht als Helden. Sondern im Extremfall - wie bei Bernhard Wicki - als arme Würstchen, als Kanonenfutter.
Das hat der Regisseur des "Remakes" nicht begriffen. Hier mag man sagen: Nomen est omen. Denn der Name dieses Regisseurs lautet - man mag es kaum glauben - Wolfgang Panzer!
So verwundert es auch nicht mehr groß, daß vieles, was die bedrückende Anti-Kriegsstimmung in Wickis Film ausgemacht hat, nun komplett verschwiegen wird. Wie der von den Jungs angehimmelte Ritterkreuzträger ... der mit Waffengewalt einen Verwundetentransport zum Anhalten zwingt, damit er mitfahren und vor den anrückenden Amerikanern davonrennen kann.

Aber vielleicht ist es ja auch falsch, wie ich an Panzers Film herangegangen bin. Ich habe einmal gelesen, daß die Romanvorlage von "Die Brücke" eigentlich ein eher patriotisches Werk war, aus dem Wicki und seine Drehbuch-Autoren ein flammendes Anti-Kriegs-Plädoyer gemacht haben. Vielleicht hielt sich Panzer beim Dreh ja einfach nur eng an die Romanvorlage. Und, um das klarzustellen: Es handelt sich hier weißgott nicht etwa um Kriegsverherrlichung. Panzer reiht sich eher in die Riege jener Regisseure (allen voran Sir Ridley Scott und Terrence Malick Malick) ein, die in den letzten Jahren mit wechselndem Erfolg den Krieg einfach nur realistisch, ohne eigene Bewertung darstellen wollten. Natürlich ohne deren meisterliche Fähigkeiten zu erreichen und auch bei weitem nicht so konsequent.
Aber bekanntlich muß jede realistische Darstellung des Krieges per se zu einer Anti-Kriegsbotschaft führen. Das kann man auch über die neue "Brücke" sagen. Der entscheidende Unterschied ist: Bei einem Anti-Kriegsfilm steht diese Botschaft im Zentrum der gesamten Geschichte. Bei einem mehr oder weniger realistischen Kriegsfilm ist sie logische Folge des Gezeigten. Und das ist auch der größte Unterschied zwischen den beiden "Brücke"-Versionen.

Aber wie auch immer: Als eigenständiger TV-Film erhält "Die Brücke" von mir knapp 7 Punkte. Als Romanadaption kann ich sie nicht bewerten, da ich die Vorlage nicht gelesen habe. Als Remake vergebe ich lediglich 3 Punkte.

P.S.: Die heutige Folge von "C.S.I. Miami" war vermutlich die dämlichste Folge einer TV-Serie, die ich JEMALS gesehen habe. Und das will was heißen. Buuuuh! down

Last edited by Ralf; 30/09/08 07:50 PM.