Da muß ich Ralf zustimmen: Stehlen darf man nicht.

Allerdings ist das eben die Schwierigkeit mit Raubkopien: Es ist nicht so leicht von Diebstahl zu reden, wenn ich z.B. ein Album runterlade, das ich sonst nie gekauft hätte... oder wenn ich einen Film herunterlade und mir anschaue, denn ich mir sonst nie angeschaut hätte... oder den es in Deutschland noch gar nicht gibt und der im Import ein Vermögen kostet.

Das ist ja Problem in diesem Zusammenhang: Bei einem Auto z.B. kann man sehr einfach von Diebstahl sprechen, weil es das entsprechenden Auto nur ein einziges Mal gibt... der Käufer kauft das Auto und es gehört ihm. Wenn ich ihm dieses wegnehme, dann nehme ich ihm wirklich etwas weg. Es ist weg und kann nicht mehr für den entsprechenden Gegenwert veräußert oder seinem Sinn entsprechrend eignesetzt werden.

Dies trifft bekanntlich auf alle digitalen Raubkopien nicht zu. Die einzigen Geschädigten sind hier die Rechteinhaber, die an einem legalen Erwerb Geld verdienen. Aber wenn einer sich ein Produkt kopiert, kann dieses immer noch verkauft werden. Ich weiß, daß das nichts am Effekt des Diebstahls ändert, aber das soll ja auch nur eine Art Analyse sein, warum viele Menschen in dem Punkt kein Unrechtsbewußtsein haben und Raubkopien überhaupt nicht als Diebstahl erachten - vor allem nicht bei solchen Raubkopien, die sich im "Privaten" von Bekannten bekommen. Wie man es eben früher gemacht hat mit Tapes.

Erschwerend zu dieser Sachlage kommt hinzu, daß die Rechteinhaber in vielen Fällen vollkommen falsch reagieren und bei den "Tätern" eine entsprechende Trotzreaktion auslösen. Es ist ganz einfach der falsche Weg, bei einem Spiel auf rigide Kopierschutzmaßnahmen zu setzen und damit den ehrlichen Käufer zu bestrafen - denn so gut wieder jeder Kopierschutz kann geknackt werden. Es ist also vollkommen sinnlos, ein Spiel kostenpflichtig und mit technischen Schwierigkeit einhergehend vor Kopien zu schützen... wenn es nur eine Frage der recht kurzen Zeit ist, das entsprechende Spiel für lau zu bekommen. Dassebel trifft auf Musik zu - die CDs werden teurer, DRM kommt ins Spiel, die Konzerne weinen über Raubkopien... und dann kommen z.B. Radiohead daher, stellen ihr Album frei ins Netz, sodaß jeder nur das bezahlt, was er für angemessen erachtet. Offenbar sollen sie somit 1 Mio. Alben losgeworden sein mit einem Umsatz von 7 Mio. Über normale Vertriebswege ist das unmöglich.

D.h. Raubkopien sind nicht so einfach als Diebstahl abzutun, finde ich. Daß es sich im Grunde genommen um Diebstahl handelt, ist klar... aber die Relation zu anderen Diebstahldelikten sollte man nicht aus dem Auge verlieren.


Nigel Powers: "There are only two things I can't stand in this world. People who are intolerant of other people's cultures... and the Dutch!"