Nach längerer Zeit mal wieder ein Doppelpack:

BURN AFTER READING:

Als zwei nicht allzu helle Fitneß-Studio-Angestellte (gespielt von Brad Pitt und Frances McDormand) eines Tages eine CD finden, auf der sich die Memoiren des Ex-CIA-Agenten Osbourne Cox (John Malkovich) befinden, glauben sie, hochbrisantes Material in Händen zu halten - und wollen Cox damit erpressen. Der denkt natürlich nicht daran zu zahlen, doch da sich noch eine ganze Reihe weiterer Personen in die ganze Sache einmischen (darunter die OSCAR-Gewinner George Clooney und Tilda Swinton, Richard Jenkins, J.K. Simmons und David "Sledge Hammer" Rasche), wird die Situation immer komplizierter und letztlich auch immer blutiger ...

Wie so viele Filme der Coen-Brüder bezieht auch die Spionage-Komödie "Burn after Reading" einen Gutteil ihres Reizes aus den skurrilen Charakteren. In diesem Fall liegt der Witz vor allem darin, daß erwachsene, erfahrene Männer und Frauen die ganze Zeit über handeln wie der durchschnittliche Teenager: Ziemlich bescheuert und zu 100% hormongetrieben! grin
Besonders interessant wird das natürlich durch die hochkarätige Besetzung. Brad Pitt war nach eigener Aussage zunächst etwas beleidigt, als ihm die Rolle als tumber Schönling angeboten wurde - entspricht sie doch genau den Vorurteilen, die zu Beginn seiner Karriere gegen ihn gepflegt wurden. Glücklicherweise hat er dennoch zugesagt und spielt seine Rolle mit ebensolcher Begeisterung wie George Clooney, der quasi seine eigene, OSCAR-prämierte "Syriana"-Rolle parodiert. Eindeutiges Highlight in der Besetzung ist für mich aber John Malkovich ... die Paarung Coens/Malkovich war eigentlich schon lange überfällig. wink

Das Problem bei "Burn after Reading" ist, daß die Handlung mit der Figurenzeichnung leider nicht schritthält. Natürlich ist die Story klar vom CIA-Versagen vor und nach 9/11 geprägt und sorgt in dieser Hinsicht auch für manchen Lacher. Insgesamt ist die Handlung jedoch sehr dünn und nimmt zudem erst gegen Ende deutlich an Fahrt auf. Aufgrund dieser Schwäche ist "Burn after Reading" zwar wieder mal amüsantes Starkino der Coen-Brüder, kommt aber IMHO bei weitem nicht an frühere Werke wie "O Brother, where art thou?", "The man who wasn´t there" oder gar "The Big Lebowski" heran.
7,5 Punkte.

WALL-E:

In etwa 100 Jahren wird die Menschheit die völlig zugemüllte und deshalb nicht mehr lebensfähige Erde in einem gigantischen Raumschiff namens "Axium" verlassen. Roboter sollen unterdessen den Müll auf der Erde beiseiteschaffen, damit die Menschheit dereinst zurückkehren kann. 700 Jahre später ist WALL-E der letzte noch funktionstüchtige dieser Roboter und somit - neben einer Kakerlake laugh - der letzte Bewohner der Erde. Er hat es eigentlich ganz gemütlich eingerichtet und offensichtlich sogar eine eigene Persönlichkeit entwickelt. Und so kommt es, daß sich WALL-E unsterblich verliebt, als eines Tages ein weiterer Roboter namens EVE auf dem Planeten abgesetzt wird. Doch EVE hat einen Auftrag zu erfüllen und so nimmt eine phantastische Reise für EVE und WALL-E ihren Anfang ...

"WALL-E" ist das neueste Werk der Pixar-Animationsstudios. Bekanntlich werden die von so ziemlich jedem über den grünen Klee gelobt, was ich nie so ganz nachvollziehen konnte. Okay, "Findet Nemo" war klasse, "Die Unglaublichen" und "Ratatouille" unterhaltsam und die "Toy Story"-Filme haben auch Spaß gemacht. "Die Monster AG" fand ich dagegen langweilig. Insgesamt gute Unterhaltung, die mich aber nur selten wirklich begeistern konnte. "WALL-E" kann das sehr wohl. Und zwar von Anfang bis Ende!
Die fast wortlos erzählte Geschichte der beiden knuffigen Roboter mit prägnanter Persönlichkeit - WALL-E verträumt und gutherzig (so man das von einem Roboter behaupten kann wink ), aber ein wenig schusselig, EVE sehr impulsiv - ist so wunderbar altmodisch inszeniert, daß man sich ihrem geballten Charme kaum entziehen kann. Es gibt ziemlich viel Slapstick, aber auch jede Menge verträumte Melancholie und die beinahe zärtliche Liebesgeschichte zwischen den beiden Protagonisten. Die zweite Filmhälfte, in der dann auch Menschen eine Rolle spielen, gefällt dem Vernehmen nach nicht jedem Zuschauer, ich fand sie jedoch ebenfalls sehr gelungen. Wenn auch vielleicht nicht mehr ganz so zauberhaft wie den Beginn des Films.
Dennoch: Insgesamt ist "WALL-E" ein wahrer Genuß für die ganze Familie und hat selbst die anwesende Teenager-Schulklasse (ich wollte den Saal schon wieder verlassen, als ich die sah ...) sichtlich und vor allem hörbar (sprich: SIE WAREN TATSÄCHLICH STILL!!!) beeindruckt.
Kleiner Gag am Rande für die Zuschauer der Originalversion (die ich auch gesehen habe): Es wird zwar wie erwähnt wenig gesprochen, aber der Computer der "Axium" wird von keiner geringeren als Sigourney Weaver gesprochen. Was angesichts ihrer "Alien"-Historie, in der ja auch künstliche Intelligenzen eine gewisse Rolle spielen, schön ironisch ist. laugh
9,5 Punkte. up

Wie immer bei Pixar-Filmen gab es übrigens auch einen Vorfilm namens "Presto". Und auch dieser ist ausgesprochen witzig. Erfahrungsgemäß gibt es immer wieder Kinos, die diese Vorfilme vor Pixar-Filmen nicht zeigen. Wer also "WALL-E" sehen will und vorher KEINEN Vorfilm präsentiert bekommt, sollte sich heftig beschweren und/oder sein Geld zurückfordern ...

P.S.: Speziell Alrik dürfte interessieren, daß der sehenswert gestaltete Abspann von einem offenbar sogar neuen Song von Peter Gabriel unterlegt ist. smile