Nun sehe ich mich doch nochmal genötigt, mich zu "verteidigen" bzw. einiges klarer zu stellen.

Vor allem der Vorwurf mit dem "an unter 10-jährige gerichtet" ist IMHO absolut hanebüchen. Yep, die Story ist nicht übermäßig komplex, aber das ist noch lange kein Grund für SO eine Einstufung.
Es ist ja nicht nur die wenig komplexe Story - die haben andere Spiele auch. Aber insgesamt wird der Spieler für meinen Geschmack von Anfang an zu sehr an die Hand genommen. Das beginnt mit der limitierung der Individualisierung des Hauptchars: Archetypen mit minimalen Einflussmöglichkeiten - gänzlich DSA untypisch. Das geht über die Dialoge, die zwar insgesamt sehr gut geschrieben sind, aber praktisch auch alleine ablaufen könnten, da man überwiegend ohnehin keine Auswahl hat, die wirklich etwas bewirken würde. Die simplen Questen sind streng linear und werden auch noch durch Hilfszeichen ergänzt - damit man sich nicht verläuft. Immer die gleiche Tageszeit. Usw., usf. - alles schon mal hier erwähnt. Ich habe keine Stelle erlebt, wo ich wirklich von der Handlung oder den Dialogen gefordert gewesen wäre. Vielleicht wäre ein unter 10-Jähriger tatsächlich überfordert gewesen. Immerhin habe ich ja oben das Wort "scheint" verwendet. Aber ich bin sicher, dass ein 12-Jähriger das Spiel ohne weiteres inhaltlich meistert und ganz genau versteht, was da vorgeht. Das mag ja ganz im Sinne von Drakensang sein, das sich eben auch an 12jährige richten will. Ich jedoch fühle mich nun mal durch diese "kindhafte" Präsentation *unter*fordert - und schalte beim Spielen eben einen Teil meines Gehirns aus und habe dann auch meinen Spass. Aber es ist weiß gott nicht "hanebüchen" (das hat sowas absolutes), wenn ich mich fühle, als würde ich einen Kinderfilm im Nachmittagsprogramm des Fernsehens sehen, sondern eine persönliche Empfindung. Die magst Du nicht nachvollziehen können, aber "hanebüchen" wird sie deshalb noch lange nicht.
Um es mal so zu formulieren, buad: Es gibt auch bei Rollenspielen Graustufen und auch wenn es für dich so sein mag: Weißgott nicht für jeden Spieler ist "komplex"=weiß und "weniger komplex"=schwarz. Wenn jedes RPG so komplex wäre wie PS:T, würdest vermutlich selbst du mal eine etwas weniger anspruchsvolle Abwechslung wie "Drakensang" zu schätzen wissen ...
Tja, dann habe ich wohl Drakensang einfach nur zur falschen Zeit gespielt. Als mir nach ein wenig Anspruch war, und ich ihn in Drakensang nicht finden konnte. Pech für mich - aber ich werde doch dann wenigstens sagen dürfen, dass mir Drakensang zu wenig anspruchsvoll ist. Und ich werde doch (Hier! An diesem Ort!) hoffentlich schonungslos genug sein dürfen es so auszudrücken, wie ich es empfunden habe - eben wie eine seichte Unterhaltung aus dem Kinderbereich. Ich kann ja nichts dran ändern, wenn das *mein* Eindruck ist... Und um es klar zu sagen: ich habe Drakensang durchaus überweiegend genießen können, auch wenn ich mich immer mal wieder über Details geärgert habe. Ich brauchte eben nicht mitdenken und überlegen sondern konnte einfach so vor mich hinspielen - und ja, das hatte durchaus was. Nur kann ich für meinen Teil einem solchen Spiel eben keinen allzuhohen "Rang" einräumen. Ein Trabant fährt, und auch wenn es eng ist und die Heizung nur aus "geht nicht, kalt oder unerträglich heiß" besteht, der Wagen lärmt und die menge des verbliebenen Kraftstoffs direkt am Tank mit einem Stab über den Füllstand gemessen wird - und trotzdem kann Trabant fahren Spass machen und eine erfreuliche Abwechslung sein. Trotzdem würde ich einem Trabant als Fahrzeug niemals den selben Stellenwert wie z.B. einem modernen Kleinwagen von Ford, Opel etc. einräumen. Und obwohl der Vergleich natürlich hinkt - ebenso ist für mich Drakensang. Ein hübsches, mitunter erfrischendes Spiel(chen) und einigen Schwächen, dass aber zu simpel gestrickt ist, um es mit den aus meiner Sicht mit den PC-RPG-Schwergewichten aufnehmen zu können.
Und da die RPG-Anteile, die ich in einem DSA-SPiel erwarten würde, in Drakensang nur rudimentär vorhanden zu sein scheinen, ist es für mich eben nicht mehr als eine überdurchschnittliche Praktikumsarbeit. Eine Arbeit, die die Befähigung der Macher zeigt, aber als "Diplom" zuviele Details unberücksichtigt lässt. Nur weil das nicht der Erwartung entspricht, werde ich den Teufel tun und meineEinschätzung beschönigen, um keinem auf die Füße zutreten. Schliesslich hat Drakensang *meine* Erwartungen auch nicht erfüllt, und ich war trotzdem nicht beleidigt...

P.S.: Was ich eigentlich schreiben wollte, ehe ich mich über buads Fazit ärgern mußte:

Was ist denn das bitteschön für eine dämliche Änderung im zweiten Patch, daß keine Rezepte mehr zum Kauf angeboten werden, die man bereits hat? Wundert mich ja, daß buad nicht gleich darauf angesprungen ist, denn sowas ist ja wohl wirklich extrem unglaubwürdig und bevormundend. Wenn heutige Spieler SOWAS allen Ernstes erwarten, dann weiß ich auch nicht mehr weiter.
Ha! Nein, dass ist ein Detail, das mich völlig unberührt lässt. Zum einen deswegen, weil ich demnächst nicht vorhabe, Drakensang noch einmal zu spielen - der Wiederspielwert ist aufgrund der enormen Linearität doch eher begrenzt, und nur um zu schauen, wie sich ein Magiekundiger im Unterschied zu einem Krieger in den (kollisionsfreien) Kämpfen behauptet (alles anderer bleibt ja gleich) - ne, das ist was für Powergamer und Metzelfreunde.

Und deswegen interessiert mich der neue patch auch nicht wirklich.
Zum anderen halte ich eine solche Entscheidung lediglich für einen Kompromiss, für eine Verschiebung der Balance zwischen Realismus und Bequemlichkeit. Und da ein zweites Rezept in Drakensang nun wirklich sinnfrei ist, kann ich eine solche Ändeurng kommentarlos akzeptieren. Ich begrüße sie weder, noch lehne ich sie ab. Es wird am Spiel selbst und dessen Erleben nichts ändern. Ich hätte mir eher gewünscht, dass Händler unterschiedliche Preise haben und zahlen, und nicht jeder Händler alles ankauft (Was will z.B. ein Waffenhändler mit alchimistischen Zutaten?). Aber - ich wiederhole mich - anstelle das System etwas komplexer und anspruchsvoller zu machen, wird es sogar noch stärker "versimpelt". Die patches folgen nur konsequent der gesamten Philosophie des Spiels: so simpel wie nur irgend möglich, damit es auch die Zehnjährigen noch raffen und nicht restlos überfordert von all dem "Mikromanagement" werden.