NORDWAND:
Philipp Stölzls aufwendig produziertes und gut besetztes (Benno Fürmann, Florian Lukas, Johanna Wokalek, Ulrich Tukur) Bergsteigerdrama nach wahren Ereignissen krankt ein wenig unter recht schablonenhaften Nebencharakteren, überzeugt aber mit spektakulären Bildern und Authentizität. Da es sich nicht um einen Hollywood-Film handelt, darf man natürlich keine so abwechslungsreiche Handlungsentwicklung wie beispielsweise im (spaßigen, aber total unrealistischen) "Vertical Limit", aber dafür punktet "Nordwand" mit geradlinig erzähltem und dramatischem Abenteuerkino. Zur Abwechslung mal ein echter deutscher KINOfilm! 7,5 Punkte.

WILLKOMMEN BEI DEN SCH´TIS:
Der erfolgreichste französische Film aller Zeiten (alleine gut 20 Millionen Zuschauer in Frankreich) ist eine eigentlich harmlose Culture-Clash-Komödie, die aber gut gespielt und unglaublich charmant ist. Zudem ist wider Erwarten selbst die deutsche Synchronisation samt Kreation eines eigenen fiktiven Dialekts (ich hatte eigentlich befürchtet, man würde einfach Sächsisch, Oberbayerisch oder Plattdeutsch verwenden) auch dank Sprechern wie Christoph Maria Herbst richtig gut geworden. 8 Punkte.

HELLBOY - DIE GOLDENE ARMME:
Guillermo del Toros "Hellboy" war ein inhaltlich etwas unausgegorener und dramaturgisch schwächelnder, aber trotzdem spaßiger Mix aus Fantasy und Action-Spektakel (7,5 Punkte).
"Die Goldene Armee" übertrumpft den Vorgänger in jeder Beziehung. Zwar konnte del Toro seine traditionellen Dramaturgie-Schwächen immer noch nicht ganz ausmerzen, das wird aber durch überbordende Phantasie, viel Humor und die grandiose Chemie zwischen den Hauptdarstellern Ron Perlman, Selma Blair, Doug Jones und (dem diesmal leider etwas unterrepräsentierten) Jeffrey Tambor mehr als ausgeglichen. "Hellboy - Die Goldene Armee" ist buchstäblich ein Fantasyfilm - eine größere Anzahl noch nie gesehener phantastischer Kreaturen gibt es wohl in keinem anderen Werk der Filmgeschichte zu bestaunen (noch nicht einmal im "Herr der Ringe")! Bei deren Kreation hat del Toro den Stil von "Pans Labyrinth" weiter verfeinert und die Special Effects-Experten mit einer wahrhaft herkulischen Aufgabe betraut. Symptomatisch für die diesmal eindeutige Ausrichtung auf das Fantasy-Genre ist übrigens auch, daß als einziger Hauptdarsteller von "Hellboy" ausgerechnet der menschliche Agent Myers fehlt und durch eine weitere Fantasy-Kreatur ersetzt wird.
Insgesamt ein großartiger Fantasy-Spaß! 9 Punkte.

Inhaltlich wird übrigens auch schon ein dritter Teil eingeleitet, den del Toro ebenfalls noch drehen möchte. Allerdings wird das wohl frühestens in fünf Jahren geschehen, da jetzt ja erst mal zwei "Hobbit"-Filme anstehen. Und da Ron Perlman mittlerweile auch schon streng auf die 60 zugeht und die Rolle sicher nicht ewig wird spielen können, bleibt nur zu hoffen, daß es wirklich noch klappt mit dem Abschluß der "Hellboy"-Trilogie ...