DIE ROTE BACHE von Dietmar Preuß:
Nachdem Beolf und Sidra im Vorgänger "Hohenhag" eine fünfjährige Gefangenschaft bei den Orks überstehen mußten, sehen sie sich nun mit einer mächtigen Goblinschamanin konfrontiert, die mithilfe des titelgebenden Goblinidols die einzelnen Stämme vereinigen und einen eigenen Goblinstaat im Norden Andergasts schaffen will. Dazu kommt, daß sie einen menschlichen Verräter als Verbündeten hat, der offenbar ein mit Beolf befreundeter Soldat ist. Um herauszufinden, welcher Soldat, macht sich Beolf mit den in Frage kommenden Soldaten auf den Weg, angeblich um die Rote Bache an einem magischen Ort zu zerstören - doch in Wahrheit soll so lediglich der Verräter zum Handeln gezwungen werden ...
"Die rote Bache" weist in etwa die gleichen Stärken und Schwächen auf wie schon "Hohenhag". Das Setting (das zudem etwa 1400 Jahre in der aventurischen Vergangenheit spielt) ist interessant und ungewohnt, der Schreibstil des Autoren flüssig und die Geschichte trotz großer Vorhersehbarkeit recht spannend erzählt, zudem gibt es mit der Goblinschamanin eine überzeugende Antagonistin.
Leider ist die einzige inhaltliche Überraschung auf den 340 Seiten die Tatsache, daß es keinerlei inhaltliche Überraschung gibt! Dazu kommt die ziemlich eindimensionale Beschreibung der meisten Romanfiguren und die bedauerliche Tatsache, daß Hauptfigur Beolf diesmal arg arrogant und teilweise auch ziemlich dämlich rüberkommt. Zunächst befürchtete ich schon, das wäre nicht mal Absicht des Autors, aber wie sich später herausstellt, handelt es sich wohl um seinen Beitrag zum Thema "Macht verdirbt den Charakter (zumindest ein bißchen)". Das mag man in der hier gezeigten Konsequenz theoretisch sogar anerkennden konstatieren - nur leider gibt Beolf somit keine sonderlich geeignete Identifikationsfigur für den Leser ab. Das war in "Hohenhag" besser gelöst.
Insgesamt hatte ich mich gedanklich dennoch bereits auf die Gesamtnote 3 eingestellt, doch dann kam das große Finale. Und das ist leider zu einer arg archaischen Metzelei samt geschmackloser Schlußszene verkommen, weshalb ich das Buch letztlich ziemlich unbefriedigt aus der Hand legte und froh war, endlich durch zu sein. Damit ist "Die rote Bache" in meinen Augen gerade mal ausreichend, sprich: Note 4 ("Hohenhag": 4+).
Man kann damit wohl sagen, daß Preuß´ Stil nicht unbedingt mein Fall ist.
