DER MANN, DER NIEMALS LEBTE:

Roger Ferris (Leonard DiCaprio) ist CIA-Agent im Außeneinsatz im Nahen Osten. Sein und das Ziel seines Vorgesetzten Ed Hoffmann (Russell Crowe) in Washington ist die Ergreifung des Top-Terroristen Al-Saleem. Dabei schreckt vor allem Hoffmann, der über Satelliten- und Drohnenbilder auch von seinem Schreibtisch aus stets voll im Bilde ist, vor kaum etwas zurück ...

Sir Ridley Scotts "Der Mann, der niemals lebte" ist im Grunde eine ernsthafte und actionbetonte Version der schwarzen Coen-Komödie "Burn after Reading". Gemein haben beide Filme, daß sie die Geheimdienste in keinem guten Licht dastehen lassen. Hier macht Scott schnell klar, daß in der Welt der Geheimdienste niemand irgendjemandem traut, daß vielmehr alle gegeneinander arbeiten (und sich dabei oft ziemlich dämlich anstellen) - selbst wenn sie zum gleichen Geheimdienst gehören. Da ist es nur logisch, daß bei so einem Verhalten nicht allzu viel Produktives herauskommen kann. Dieses Dilemma stellt der Film über weite Strecken überzeugend dar. Das liegt natürlich auch an den beiden hochkarätigen Schauspielern: DiCaprio gibt den dunklen Helden und macht somit dort weiter, wo er mit "Blood Diamond" und "Departed" so stark angefangen hat: Der alte "Titanic"-Frauenschwarm ist nur noch zu erahnen (obwohl er natürlich auch hier wieder eine dezente Liebes-Storyline hat), aus Leonardo DiCaprio ist ein charismatischer und ausdrucksstarker Schauspieler geworden, der gerade in solchen "Badass"-Rollen in seinem Element zu sein scheint. Und Russell Crowe gelingt es problemlos, die eigentlich ziemlich lächerliche Figur des typischen "Sesselpupsers" Hoffmann, der arrogant und intrigant ist und seiner Frau vollkommen ohne Ironie erklärt, er müsse noch die Zivilisation retten, ehe er zum Essen komme, mit Leben zu erfüllen. wink
Als große Neuentdeckung des Films wird aber der Brite Mark Strong gehandelt, der in der Tat eine starke Vorstellung als jordanischer Geheimdienstchef Hani gibt.

"Der Mann, der niemals lebte", funktioniert also. Aber er schafft es nicht, zu glänzen. Dafür ist die Handlung zwischen furiosem Auftakt und bitter-süßem Finale lange Zeit etwas zu routiniert und überraschungsfrei vorgetragen. Es ist beinahe so, als hätte dem OSCAR-prämierten Drehbuch-Autor William Monahan hier der entscheidende Funke der Inspiration gefehlt. Im Vergleich zu ähnlich gelagerten Werken wie "Blood Diamond", "Syriana" oder auch Scotts eigenem "Black Hawk Down" fällt "Der Mann, der niemals lebte" daher leicht ab. Gerade noch 7,5 Punkte.

Last edited by Ralf; 25/11/08 06:38 PM.