Als "Versuch" würde ich das nicht bezeichnen, immerhin ist Esperanto inzwischen tatsächlich weltweit verbreitet. Esperanto sollte auch nie die nationalen Sprachen ersetzen, sondern als zusätzliche Weltsprache fungieren. Und das ist auch gelungen, allerdings nicht in dem Umfang wie geplant. Würde man in allen Schulen dieser Welt als Fremdsprache nicht irgendeine blödsinnige nationale Sprache lehren, sondern Esperanto, könnte sich die gesamte Weltbevölkerung problemlos miteinander verständigen.

Aber das wäre natürlich gefährlich. Die Menschen könnten anfangen, sich tatsächlich als Weltbürger zu sehen. Eine gemeinsame Sprache würde Barrieren abbauen. Die problemlose Verständigung könnte Missverständnisse und Vorurteile schwinden lassen, rassistisch und nationalistisch geprägte Interessen würden in den Hintergrund rücken. Daran hat natürlich keine nationale Regierung auch nur das geringste Interesse, denn mit dem Nationalismus bei gleichzeitigem Misstrauen und den Vorurteilen gegen "die anderen" würden sie ihr populärstes Manipulationsinstrument verlieren.

Was macht einen Fremden denn für uns so fremdartig ? Ist es tatsächlich das Aussehen, die Hautfarbe oder die Kleidung ? Oder ist es nicht viel eher die fremde Sprache, die wir nicht verstehen ? Denn wenn wir die Sprache dieses Menschen nicht verstehen, verstehen wir IHN nicht. Und wen wir nicht verstehen, den empfinden wir als nicht zugehörig. Nicht verstehen können erzeugt Misstrauen und Distanz. Erscheint uns ein Ausländer nicht gleich viel sympatischer, vertrauenswürdiger und "normaler", wenn er in fliessendem Deutsch mit uns spricht ?