EIN QUANTUM TROST:

In einigen Punkten stimme ich Elgi zu: "Ein Quantum Trost" ist leider deutlich schwächer, Regisseur Marc Forster hat es mit dem Einsatz der Wackelkamera etwas übertrieben und die Story ist eher enttäuschend. Dennoch fällt mein Gesamtfazit positiver aus, was vor allem daran liegt, daß ich zwar nicht gerade ein Wackelkamera-Fan bin, aber auch keine wirklichen Probleme damit habe (bei den "Bourne"-Filmen soll ja etlichen Zuschauern schlecht geworden sein, aber ich habe mich sehr schnell daran gewöhnt).

Positiv sind wie erwartet wieder die schauspielerischen Leistungen von Daniel Craig und Dame Judi Dench zu bewerten, auch Olga Kurilenko gefällt als toughes Bondgirl. Mathieu Amalric dagegen, noch zu Jahresbeginn gefeiert und OSCAR-nominiert für "Taucherglocke & Schmetterling", bekommt leider kaum Gelegenheit zu glänzen und wird somit wohl als einer der uninteressantesten Bond-Bösewichten aller Zeiten in die Filmgeschichte eingehen. Das liegt natürlich vor allem am Drehbuch, das den Charakteren allgemein sehr wenig Spielraum zur Entwicklung gewährt und dabei noch nicht mal eine wirklich interessante Grundstory zu erzählen hat.

Zudem paßt vor allem im ersten Filmdrittel die Erzählstruktur nicht wirklich: Eine Actionszene reiht sich an die nächste, ohne große Erklärungen, manchmal sogar scheinbar ohne echten Sinn (zumindest ist für den Zuschauer nicht immer einer ersichtlich), erst nach etwa einer halben Stunde beruhigt sich alles ein wenig und die typischen Bond-Stärken können sich zumindest einigermaßen entfalten.

Daß ich insgesamt dennoch halbwegs zufriedengestellt den Kinosaal verließ, liegt wohl wirklich vor allem an Daniel Craig und seiner überzeugenden Darbietung als infolge der Ereignisse in "Casino Royale" getriebener, vielleicht sogar verzweifelter Mann, der nicht nur in "M"s Augen stets an der Schwelle zum puren Amoklauf steht. Craig trägt diesen Film, er prägt (gemeinsam mit Kurilenkos Figur der Camille) die pessimistische Grundstimmung, die viel wichtiger für das Gelingen ist als die zahllosen - trotz Wackelkamera im allgemeinen ganz ordentlichen - Actionszenen. Und in den wenigen ruhigen Momenten der Geschichte gelingt es Forster sogar, seine eigentlichen Stärken als Autorenfilmer auszuspielen (etwa zu Beginn der Bregenz-Sequenz).

Fazit: "Ein Quantum Trost" wird wohl als einer der schwächeren Beiträge zur Bond-Reihe in Erinnerung bleiben, vom Niveau her etwas über "Stirb an einem anderen Tag". Aber selbst ein schwacher Bond-Film ist immer noch ein akzeptabler Actionfilm. 6,5 Punkte.

Last edited by Ralf; 10/12/08 05:37 PM.