Gut, dann will ich das mal präzisieren, da ich offenbar missverstanden wurde:

Tatsächlich argumentiere ich gar nicht so vehement für Esperanto, sondern für eine Weltsprache generell. Esperanto war da nur der Platzhalter für diese Weltsprache. Optimal wäre natürlich, eine neue Sprache zu entwickeln, die für alle Völker vorurteilsfrei gleichsam leicht zu erlernen und zu sprechen ist. Und damit fällt Englisch auch schonmal weg.

Es ging in meiner Argumentation auch nicht darum, wo Englisch derzeit gesprochen wird, sondern wo es HERKOMMT. Das Mutterland dieser Sprache ist England und den größten internationalen Einfluß als "zweites Mutterland" dieser Sprache üben die USA aus. Und damit haben wir schon mal einen Berg von Problemen, der durch Aversionen gegen diese Nationen hervorgerufen werden. Englisch als Weltsprache würde nur das Weltherrschaftsstreben der USA weiter unterstützen und den USA ein zusätzliches Gefühl der Legitimation für ihre Verbrechen geben. Sieht das denn hier keiner? Diese Nation ist jetzt schon bemüht, dem Rest der Welt ihren Glauben, ihre "Kultur" und ihre Politik aufzuzwingen. Käme noch die Sprache hinzu, dürften sie sich wohl endgültig als Herrenvolk fühlen.

Und nein, meine Argumente zielen nicht auf eine Weltsprache als Erstsprache, sondern bestenfalls als "zweite Erstsprache", wenn man das so formulieren will. Wenn die Nationalsprache und die Weltsprache von klein auf parallel gelehrt werden, ist das auch überhaupt kein Problem. Tatsächlich passiert soetwas ja in weiten Teilen der Welt schon ständig durch paralleles Lehren der Nationalsprache und der jeweiligen Kolonialsprache (wie Englisch, Französisch oder Spanisch).

Es bedeutet auch nicht zwangsläufig einen Verlust an kultureller Vielfalt, in Weltsprache zu filmen oder zu schreiben, solange diese Werke auch in der jeweiligen Nationalsprache veröffentlicht werden. Es bedeutet im Gegenteil einen immensen kulturellen Gewinn, wenn diese Werke durch die Weltsprache jedem Menschen zugänglich werden, statt nur einem kleinen Kulturkreis. Das Ziel einer höheren weltweiten Bildung, deren Mangel Quell vieler Übel ist, rückt damit in einem Riesensprung näher.

Und wo liegt das Problem, bereits veröffentlichte Werke nach und nach in Weltsprache zu übertragen? Das bedeutet Arbeit und Einkommen für Viele, sowie eine massive globale Wirtschaftsförderung. Und auch die Nationen könnten und sollten dies durch Subventionierung oder direkte Finanzierung unterstützen. Solange genug Geld für Krieg da ist, sollte es auch genug Geld für Völkerverständigung geben. Und nochmal: Der "Nutzen" für unsere Generation, diese Weltsprache "nachträglich" zu lernen, ist unwichtig und kein Argument. Es geht hier um den Nutzen für künftige Generationen und der ist definitiv da.

Lügen und Propaganda kann man natürlich auch in Weltsprache verbreiten. Aber deren Wirkung dürfe zunehmend gegen Null tendieren, wenn die Menschen in die Lage kommen, deren Wahrheitsgehalt durch Gegendarstellungen weltweiter Medien leichter als jetzt überprüfen zu können. Da hängen natürlich noch andere Faktoren dran, das ist mir klar. Aber die Basis für Manipulation wäre schonmal deutlich schlechter.

Richtig, in vielen afrikanischen Ländern ist Englisch Amtssprache. Und mehr als ein paar Beamte sprechen es auch nicht. Umweltverschmutzung, Kriege, Raubbau und deren Folgen sind Probleme, die aus einem egoistischen Isolationsdenken heraus entstanden sind. Und wieder stellen die USA da das derzeit beste Beispiel dar, ebenso Russland, China und früher Europa, wo jedoch glücklicherweise allmählich ein Umdenkprozess begonnen hat. Eine gemeinsame weltweite Sprache würde nach und nach einen ausnahmsweise positiven Globalisierungseffekt haben - nämlich ein wachsendes Gemeinschaftsgefühl und besseres Verständnis für die Belange anderer Völker. Ich sagte es schon: Jemand der "unsere" Sprache spricht, erscheint uns sofort wesentlich näher und weit weniger fremdartig als jemand, den wir nicht verstehen können.

Niemand behauptet, dass sich durch eine Weltsprache sofort alle Probleme in Luft auflösen würden. Aber der Weg zur Problembewältigung würde erheblich leichter - allein durch eine sich zunehmend verändernde mentale Einstellung der Menschen, weg vom Nationalisten und hin zum Weltbürger. Viele würden dadurch vielleicht aufhören, nur vor der eigenen Tür zu kehren, sondern endlich begreifen, dass sie für das Schicksal des gesamten Planeten Sorge tragen müssen.